Wann
immer man über Polen als Urlaubsziel spricht, rollen die Zuhörer mit den
Augen. Doch erwähnt man Polen in Sachen (Death) Metal, beginnen die
Augen eines jeden Metalfans zu leuchten. VADER, HATE, LOST SOUL und
BEHEMOTH sind nur eine kleine Auswahl grandioser polnischer Bands. Ach
ja, da wären noch DECAPITATED zu erwähnen. Eine Band die es seit
Kindesbeinen an faustdick hinter den Ohren hat:
Als Sauron (Gesang), Vogg (Gitarre) und Vitek (Schlagzeug) die Band 1996
in der polnischen Stadt Krosno gründeten, lag ihr Durchschnittsalter bei
14 Jahren. Drummer Vitek war sogar erst 12 Lenze jung. Ein Jahr später
stieß der 13 jährige Bassist Martin dazu, welchen Vogg aus seiner Black
Metal Band LUX OCCULTA kannte.
Mit ihren beiden Demos „Cemeteral Gardens“ (1997) und „The Eye Of Horus“
(1998) fassten die Jungspunde im Underground Fuß, wurden aber aufgrund
ihres Alter stets belächelt. Doch mit der harten Arbeit und zahlreichen
Live-Auftritten kam auch der Erfolg und die jungen Herren wurden zur
kultigen Neuheit im europäischen Death Metal!
Das niederländische Label Releapse Records hatte schon länger ein Auge
auf die polnische Szene geworfen und veröffentlichte 2000 den „Polish
Assault“ Sampler mit YATTERING , LOST SOUL , DAMNABLE und natürlich
DECAPITATED.
Wicked
World, ein Ableger von Earache Records, verpflichtete die Herren für ihr
2000'er Debüt „Winds Of Creation“ und hätte gar keinen besseren Fang
machen können. Ein Album, das von der ersten bis zur letzten Minute
technischen Death Metal in Reinform bietet. Selbst Produzent Piotr
Wiwczarek (VADER) war von den Aufnahmen überrascht. Die scharfen Riffs,
das bestialische Drumming und die hassgeschwängerten Vocals lassen einen
enthaupteten Zuhörer zurück. Polens Metal Mind Productions
veröffentlichte noch im selben Jahr die „The First Damned“ CD mit den
ersten beiden Demos der Band und spendierte als Extra zwei
Live-Aufnahmen vom „Trash 'Em All' Festival“.
Noch bevor DECAPITATED ihren zweiten Output in die Läden brachten,
supporteten sie Anfang 2001 VADER auf ihrer Tour. Februar 2002 wurde
dann „Nihility“ auf die Massen losgelassen. Mörderische Dampfwalze
trifft auf Griffbrettgewichse! Ein Song überholt den anderen. Für
Atempausen ist keine Zeit. „Salvation is nothing, nothing is salvation!“
- Und Erlösung gibt es garantiert keine.
Auch Live waren die Jungs sehr gefragt. Im späten Mai wurde die Band für
das polnische „Ozzfest“ bestätigt und im August gingen DECAPITATED mit
INCANTATION, VEHEMENCE und DEAD TO FALL auf Nordamerika-Tour. Diese
unglaubliche Konstellation würde auch heute noch Fans der harten Musik
Tränen in die Augen treiben!
Ihr viertes Langeisen „The Negatron“ (2004) strotzt genau so wie sein
Vorgänger voller Kraft und Härte. Die Songs sind komplex, ausgereift und
versetzten den Nacken in dezent starke Schwingungen. DECAPITATED
verstehen ihr Handwerk – Speaker auf Maximum und zurück lehnen. Der Rest
klärt sich von selbst.
Wer rastet der rostet und das ist selbst beim Todesmetall der Fall.
Darum ging es auch mit Größen wie ROTTING CHRIST, ANATA und THUS DEFILED
oder auch MAYHEM und den japanischen DEFILED auf Tour durch Europa. Die
für Nordamerika angesetzte Tour mit CANNIBAL CORPSE wurde wegen ihres
Namens gecancelt, da zu dieser Zeit viele Fotos enthaupteter und
verstümmelter Irakopfer in den Medien kursierten.
Im Oktober trennten sich die Polen von ihrem Gitarristen Jacek Hiro.
Doch ihr unbändiger Wille trieb sie weiter voran und so ging es im
Februar 2005 schon wieder auf zahlreiche Gigs mit HATE , CRIONICS und
DIES IRAE. Nach neun Jahren verabschiedete sich Frontmann Sauron
ebenfalls von seinen Freunden. Doch einen Ersatz fand man schnell in
Covan von ATROPHIA RED SUN.
Im August enterte die Band das Hertz Studio um ihr neues Album „Organic
Hallucinosis“ (2006) einzuprügeln. Jenes Machwerk wurde heftig
umstritten. Die einen lobten diesen Silberling als Meilenstein im
technischen Death Metal, die anderen kritisierten stark die Vocals und
die Produktion. Doch getreu dem Motto „Jedem das Seine, uns das Meiste“
machten DECAPITATED munter weiter und gingen mit Bands wie GOREROTTED,
NILE und HYPOCRISY auf Tour .
Zwischenzeitlich musste Bassist Martin aus der Band aussteigen und wurde
bis zur seiner Rückkehr durch Richard Gulczynski vertreten.
Im Oktober 2007 ging die Band auf eine Tour durch Russland. Und diese
Reise veränderte alles. Bei einem tragischen Busunfall wurden Vitek und
Covan schwer verletzt. Covan fiel ins Koma und erholte sich später, doch
ihr 23 jähriger Drummer Vitek verstarb im November an den Folgen des
Unfalls. RIP.
Daraufhin wurde die Band bis Ende März 2008 auf Eis gelegt, ehe Vogg
beschloss, DECAPITATED wieder ins Leben zu rufen. Nachdem das neue
LineUp zusammengewürfelt wurde und man sich eingespielt hatte, gab es
auf dem Metalfest 2010 die große „Return Of“-Show! Ein wirklich
erbarmungsloser Gig, bei dem fast jeder mit den Hufen scharrte und die
Köpfe im Takt mitratterten! Ihr brachialer Sound walzte sich durch die
Menge und machte alles platt!
Für Juli 2011 haben die vier Herren großes vor. „Carnival Is Forever",
das neue Album der Polen, steht in den Startlöchern. Diesmal gibt es
aber keinen technischen Death Metal auf die Lauschlappen. Progressiver,
facettenreich und ausgereifter als jemals zuvor sollen euch acht Songs
den Verstand rauben. Dazu folgte eine ausgedehnte Promoten Tour durch
Europa die auch etliche Sommerfestivals beinhaltete.
Unglaublich aber wahr - abermals entkamen die Jungs nur knapp dem Tod. Die Polen mussten im November 2011 ihr Tourdates in Aalborg (Aalborg Metal Festival) und Leeds (Damnation Festival) absagen, da sie am 02.11.2011 in
einem Flugzeug saßen, welches auf dem Flug von New York nach Warschau wegen eines technischen Defekts ohne Fahrwerk notlanden mussten. Alle 230 Passagiere der Boeing 767 konnten gerettet werden, darunter auch die Death Metaller von Decapitated.
Eik aka Runes //
Update Pit // Stand: 05.2011
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