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Interview mit Goreminister dem Sänger der Kadaverficker

Foto: Kadaverficker
Zum Tourstart ihrer 25-Jahre Jubiläumstour haben die Kadaverficker am 13.10.2018 in Hamburg ordentlich die Sau rausgelassen. Davor hatte ich die Möglichkeit dem Goreminister einige Fragen zu stellen. Dabei ging es nicht wirklich um Musik, trotzdem entstand ein äußerst interessantes Gespräch, welches uns einen guten Einblick in die Welt des Ministers (und der Ficker) bietet. Viel Spaß!

HIO-Ron: Goreminister! Hamburg, seit langem mal wieder wenn ich mich nicht irre…
Goreminister: Ganz im Ernst, wir haben noch nie in Hamburg gespielt! Wir haben mal in Emden gespielt und generell im Norden, aber noch nie in Hamburg. Und heute Abend haben wir uns sozusagen einen Traum erfüllt. Wir wollten schon immer mal im Bambi Galore spielen. Warum auch immer. Und darum spielen wir heute im Bambi Galore.
HIO-Ron: Das Bambi hat ja nun auch einen gewissen Kultstatus. Habt ihr euch deswegen Hamburg zum Tourstart ausgesucht?
Goreminister: Nee, da gibt’s eigentlich keinen Grund. Wenn du ne Tour organisierst dann ist das so: du musst nehmen was du kriegen kannst. Als ich mit Nelson geschrieben habe, der das heute Abend organisiert hat, (Props an Nelson an dieser Stelle, sowohl vom Goreminister als auch von mir!) wollte er uns gerne im Bambi haben. Du schreibst ungefähr an 1‘000 Leute – und Nelson war der Erste der gesagt hat „Jo, machen wir klar!“. Auf Tour ist das immer schwierig.
HIO-Ron: Bei den Fickern ja sowieso. Ihr kümmert euch ja um alles selbst. Und das seit nun 25 Jahren (deswegen auch die Tour). Wie schafft ihr das? Was ist das Geheimnis der Kadaverficker?
Goreminister: Ach du Schieße! Da gibt’s keine Formel. Als wir damals (1993) angefangen haben hat unser Gitarrist gesagt „Hör mal zu, ich mach‘ da nur mit bei der Schieße, wenn wir allen Leuten voll vorn Kopf stoßen und richtig alle abfucken.“ Ja gut, ist ein gutes Konzept! Und dann hat sich das Ganze irgendwie verselbstständigt. Wir hatten ja diese Breaks, diese Pausen drin. Und nach jeder Pause wurde das immer Dicker. Als wir dann 2011 eine Demo aufgenommen haben und diese auf dem Death Feast (glaube ich) verteilten kamen total viele Leute auf mich zu und meinten so „Wie, die Kadaverficker gibt’s noch??“ und im nächsten Jahr wars dann einfach BOOM. Dann war das irgendwie da (ein großes Interesse an den Kadaverfickern, Anm.d.Red.) und wir dachten uns ja komm, lass uns das doch einfach mal.. sind wir mal ehrlich, lass uns das doch einfach mal ausnutzen.
HIO-Ron: Darf man ja ruhig, die Kadaverficker sind ja weit davon entfernt sich Kommerzialisierung vorwerfen lassen zu müssen. Wie ist das mit der Motivation? Ihr habt ja bestimmt auch oft Rückschläge. Wenn man alles selber macht kriegt man vermutlich meistens nicht das was man haben möchte..
Goreminister: Naja, was heißt Rückschläge? Wenn du eine Band startest mit dem Konzept, dass dich alle hassen sollen gibt’s eigentlich keine Rückschläge. Für mich persönlich war das so: ich wollte immer mal auf dem Obscene Extreme spielen – das haben wir geschafft. Ich wollte immer auf dem Party.San spielen – da werden wir seit sechs Jahren abgelehnt (lacht).
HIO-Ron: Aber ihr wart da – wenn auch nicht als Band!
Goreminister: Jaja, wir waren auf jeden Fall da! Unser Bassist (Major Maggotfeeder), unser Schlagzeuger (Corporal Cruel) und meine Wenigkeit waren da, aufm Party.San. Wir hätten auch noch zocken können, kein Problem. Aber ich tue mich immer schwer damit zu sagen was man erreichen will… Wacken werden wir nie spielen!
HIO-Ron: Aber will man das heute noch? Wenn wir ausblenden welches Publikum man erreicht – will man heute als Underground-Band noch auf Wacken spielen?
Goreminister: Ohne Scheiß – wenn Wacken jetzt ankommen würde „Oh Kadaverficker, voll geil! Wir bezahlen Hotel, Reisekosten..“ natürlich würden man Wacken spielen. Man wäre doof wenn nicht. Die Sache ist die: heutzutage sind Sachen wie Wacken Pay to Play. Das heißt bezahl mal dein Geld, dann kannst du hier spielen. Und nein, das machen wir nicht!
HIO-Ron: Da sind wir ja auch gleich beim nächsten Punkt, da habt ihr ja auch schon zu Stellung genommen. Der Name „Death Fest“ wurde ja urheberrechtlich geschützt.
Goreminister: Das war Maryland Death Fest. Der Veranstalter hat „Death Fest“ als Veranstaltungsnamen geschützt. Und da denke ich mir „Alter, erzähl mir nix über Underground wenn du im gleichen Atemzug Copyright Claims klarmachst.“. Das Gute ist, dass das nur in den USA gültig ist. Scheiß auf USA, das interessiert mich nicht.
HIO-Ron: NRW Death Fest ist save!
Goreminister: Genau, NRW Death Fest ist save! Das war mein erster Gedanke. Aber es gilt halt nur fürs Amiland, also ist das scheiß egal. Aber trotz alle dem: ich kann mich nicht hinstellen, als Veranstalter, und sagen ja wir sind so underground und gleichzeitig irgendwas claimen und sagen ihr müsst mir jetzt Geld bezahlen wenn ihr eure Veranstaltung Death Fest nennt. Für mich funktioniert das nicht.
HIO-Ron: Ich persönlich hatte in den letzten Jahren auch das Gefühl, dass die Szene ein wenig den Zusammenhalt verliert. Du bist seit Ewigkeiten dabei – konntest du was ähnliches beobachten? Würdest du sagen, dass die Szene, die Bands, ab einer gewissen Größe zu sehr dem Geld und dem Erfolg nacheifert?
Goreminister: Schwierig, schwierig. Die Sache ist die: jede Band muss von irgendwas leben. Wenn wir auf Tour gehen, wie jetzt gerade mit Meatknife, müssen wir Merch-Kohle wieder reinkriegen und irgendwie mit den Gagen klarkommen. Wenn wir da auf null kommen – wenn wir nächsten Samstag nach Hause kommen und wir sind auf null – dann ist alles fein, dann ist alles gut. Ja, es gibt Bands die sagen ich muss jetzt hier die große Kohle verdienen, ich bin hier der große Rockstar… nein, seid ihr nicht. Wenn du Grindcore machst bist du kein fucking Rockstar. Ist einfach so! Sei froh wenn du die Kohle für die Tour reinkriegst, sei froh wenn dir die Leute zuhören, sei froh, dass du ne schöne Crowd hast die applaudiert. Aber da machst du kein Geld mit.
HIO-Ron: .. und diese Aussage vom deutschen Fenriz.
Goreminister: Ja! Aber machen wir uns nichts vor: ich habe hier meinen Youtube-Kanal. Irgendwann kam irgend ein Mensch zu mir und meinte so: „Du bist doch der deutsche Fenriz!“. Ich so: „Alter!“. Das ist eine Huldigung die kann ich nicht in Worte fassen. Ich bin einfach nur ein Arschloch das Grindcore und Death Metal macht. Wenn dann Leute ankommen und sagen „Ey, du bist doch der Fenriz der deutschen Szene!“ antworte ich ganz respektvoll „Vielen vielen vielen Dank dafür, aber nein.“.
HIO-Ron: Man muss dazu sagen es gibt kaum, wenn überhaupt, einen deutschen Metal YouTuber der das so anarchistisch, ungeschnitten und ehrlich macht wie der Goreminister. Das kann man schon als Fakt hinstellen.
Goreminister: Ja, mag sein. Die Sache ist die: was hilft es mir denn wenn ich nach jedem Satz cutte und alles irgendwie schön rede? Nein, das wollen die Leute ja nicht. Die Leute wollen einfach den Ekel, und die Perversion live sehen (lacht). Da gibt’s wahrscheinlich ein paar Leute die das feiern. Find ich auch super! Ich feier jeden der den Kanal abonniert! Aber eigentlich sehe ich mich als Chronist der Szene. Früher gab es immer Leute die Fotos oder Dia-Shows gemacht haben. Heute gibt’s das halt nicht mehr, heute ist alles YouTube. Und wenn ich irgendetwas aufnehme, dann ist das um den Moment festzuhalten. Für die Leute, die an dem Tag da waren. Dass die dann sagen können: „Ach weißt du noch damals, wie schön das war!“.
HIO-Ron: Und für die, die nicht da waren. Damit die dann sagen können: „Ach kuck mal, wie schön das war!“.
Goreminister: Ja, genau! Das ist keine Selbstbeweihräucherung oder sowas. Ich will mich da auch gar nicht in den Vordergrund stellen. Ich will einfach nur festhalten was an dem Abend passiert ist. Das die Leute sagen können „ach, weißt du noch.. schön damals“.
HIO-Ron: Sieht man ja auch daran, dass der Goreminister kein YouTube-Partner ist. Da gibt’s ja andere bei denen ständig Werbung läuft. Wir wollen keine Namen nennen.
Goreminister: Ohne Scheiß: ich hätte nichts dagegen einen Partner zu haben. Gar kein Problem, solange die mich mein Scheißding durchziehen lassen. Aber ich bin nicht auf biegen und brechen darauf aus.
HIO-Ron: Patreon wäre eine Option
Goreminister: Ja – aber Patreon ist so virtuelles schnorren. Und das will ich nicht. Wenn die Leute das geil finden.. Hey, ich monetarisiere meine Videos nicht. Das kann jeder kucken. Egal wo er ist. Zugänglich für jeden. Patreon? Nee. Das ist so an der Ecke sitzen wie ein Punk. Hast du mal ne Mark? Ja, ne. Schickt mir lieber Vinyls! (Lacht) Da bin ich glücklich!
HIO-Ron: Lass uns nochmal kurz auf die Kadaverficker zurückkommen. Die Intention damals war es Leute vor den Kopf zu stoßen. Was ist heute nötig um der Crowd vor den Kopf zu stoßen?
Goreminister: Nichts mehr. Das geht einfach nicht mehr. Ich bin in den 80ern, 90ern groß geworden. Da gabs so Cover wie Cannibal Corpse – Butchered At Birth. Man muss sich vorstellen: das gab es bis zu dem Zeitpunkt nicht. Das war einfach nur so: bam! In your face! Da waren irgendwelche komischen Zombies die irgendwelche Babies rausgerippt haben. Heutzutage macht das JEDER. Es ist mega langweilig. Total öde geworden. Was will man noch machen? Will man die tausendste gefist-fotzete Fotze sehen? Du kannst keinen mehr schocken. Wobei Kadaverficker – für viele ist schon der Name an sich ein rotes Tuch. Da heißt es dann „Ihr seid Sexisten!“. Ja, äh, wie könnt ihr das beurteilen? Habt ihr die Songs gehört? Nö.
Aber es ist schon so. Heutzutage kannst du nicht mehr schocken. Du kannst nur noch das aufbereiten was schon da gewesen ist.
HIO-Ron: Und du kannst bestimmte Gruppen triggern, wie man ja heutzutage so schön sagt.
Goreminister: Jaaa, ja ja! Das geht durch Songtitel! Sehr schöne Geschichte: letztens kam ein Punk zu mir und meinte „Ihr könnt doch nicht Adolf Hitler singen!“. Und ich so: „Ja, aber der Kontext!“ Stuhlgewitter, Stuhlgewitter, wir defäkieren Adolf Hitler! – das ist doch eigentlich der mega-linke Song!
HIO-Ron: Eine bessere Hymne gegen Rechts gibt’s ja eigentlich nicht!
Goreminister: Exakt. Und dann kam dieser Mensch halt an und meint ihr könnt doch nicht Adolf Hitler singen. Ja doch, das können wir schon! Wenn das im richtigen Kontext steht können wir das doch! Ich muss mich hier mal aussprechen: wir sind natürlich gegen faschistoide Leute! Das gilt aber sowohl für Rechte als auch für Linke. Ich finde das nicht gut wenn Linke Leute Oma Ernas Auto anzünden und sagen „Wir sind jetzt gegen den Kapitalismus!“. Nein! Ihr seid in dem Moment einfach nur gegen Oma Erna die keine Ahnung von dem ganzen Scheiß hat. Im gleichen Atemzug würde ich sofort auf JEDEM Konzert GEGEN Rechtsradikalismus spielen weil der hier einfach nichts zu suchen hat. Jede Art von Extremismus ist einfach falsch.
HIO-Ron: Würdest du auch sagen, dass heutzutage zu schnell angeschuldigt wird? Ihr seid X-Extrem, ihr seid gegen dies und gegen das?
Goreminister: Ja, total. Wie ich eben gesagt habe. Du macht mit den Fickern einen Song der heißt Stuhlgewitter, der eine Persiflage auf die Band Stahlgewitter ist und singst da halt Adolf Hitler in einem Song…
HIO-Ron: Da muss man noch anmerken: wenn man Stahlgewitter nicht kenn und nicht auf den Text achtet kommt man da gar nicht hin. Man denkt nur Kadaverficker singen mal wieder über Scheiße. Man muss ja schon ein bisschen mitdenken.
Goreminister: Aber genau das ist ja das Ding – die Leute SOLLEN ja mitdenken. Die SOLLEN mal ihre Augen aufmachen. Nicht immer nur denken: „Das habe ich mal gehört.“ oder „das habe ich mal im Internet gelesen.“ DAS ist das Schlimmste das es gibt. Leute die sagen „Das habe ich im Internet gelesen.“. Glaubt dem Internet nicht! Glaubt den Medien nicht! Recherchiert doch einfach mal! Recherchier das und dann wirst du’s auch wissen!
HIO-Ron: Das ist eine sehr schöne Aussage! Lass mich nun noch wenigstens eine Frage zu Musik bzw. zur Tour stellen: ihr spielt ja gleich, was braucht es heute damit das hier der perfekte Tourstart wird?
Goreminister: (Lacht) Das ist eine gute Frage! Perfekter Tourstart? Da sollen einfach viele Leute vor der Bühne stehen und Spaß haben. Einfach Spaß haben. Weil wir haben sowieso Spaß. Wir haben jetzt eine Woche frei genommen – es ist ja nicht so als wenn wir davon leben könnten, wir mussten von unseren Jobs eine Woche frei nehmen – wir haben eh Spaß! Wir sind alle besoffen, also… (lacht). Die Leute sollen einfach Spaß haben. Und wenn sie Bock haben, auch noch ein T-Shirt kaufen. Denn dadurch finanziert sich die ganze Sache.
HIO-Ron: Das ist doch eh die Grundmessage: wenn ihr eine Band supporten wollt: Merch kaufen.
Goreminister: Ja! Wenn ihr eine Band supporten wollt: kauft T-Shirts!
HIO-Ron: Lass mich zum Schluss noch eine Frage stellen für alle die sich regelmäßig „Durch die Nacht mitm Goreminister“ anschauen. Wie verhinderst du es eine riesige Wampe zu kriegen? Wo fließt der ganze Alkohol hin?
Goreminister: Also ich sag mal so: bevor ich mit „Durch die Nacht“ angefangen habe und bevor ich mit meiner Frau zusammen kam habe ich 65 Kilo gewogen. Der Metal Hammer hat mich damals als „65 Kilogram Death Grind Machine“ bezeichnet. Mittlerweile wiege ich 86 Kilo – also kann man nicht davon reden dass man dadurch nicht zunimmt. Aber das kommt vermutlich nicht durch das Biertrinken sondern durch eine gutgehende Beziehung…
HIO-Ron: Das heißt wir schließen das Interview mit dem Statement „Zusammenziehen macht dick!“?
Goreminister: Ja, definitiv!
Kadaverficker ist:
  • Major Maggotfeeder: Bass
  • Corporal Cruel: Schlagzeug
  • Goreminister: Gesang
  • Grand Moff Ghoul: Gitarre


Interview geführt , veröffentlicht // Ron