Immortal
ist heute mit eine der größten Black Metal Bands dieses Planeten, und
das zu Recht. Haben sie sich doch über die Jahre einen ureigenen Stil
erarbeitet der seinesgleichen sucht. Die eiskalte Macht aus Bergen
(Norwegen) kann mittlerweile nun auf über 2 Jahrzehnte Bandhistorie und
8 Studioalben zurückblicken. Kaum jemand weiß jedoch, das Immortal zu
Anfang eigentlich eine Death Metal Band waren, die allerdings nach dem
Weggang von Mitgründer Jörn Tonsberg und dem starken Einfluss von
Mayhems Euronymous (wie auch im Buch Lords of Chaos nachzulesen) ihren
Stil zum Black Metal hin änderten.
Lyrisch wollten Olve “Abbath“
Eikemound sein Brother-In-Arms Harald “Demonaz“ Naevdal aber ihre eigene
Vision von Black Metal leben, die stark durch ihre Herkunft aus dem
eisigen Norwegen und ihrer Heimatstadt Bergen beeinflusst wurde (In
Bergen regnet es über 200 Tage im Jahr!). Sie kreierten eine
Phantasiewelt mit dem Namen “Blashyrkh“ in der immer Winter ist, von
Winterdämonen bewohnt und von einem mächtigen Rabengott beherrscht wird.
Alle ihre Werke befassen sich seither mit dieser Phantasiewelt und den
Kriegen im ewigen Winter. Sie erschufen damit einen krassen Gegenpol zum
vorherrschenden Black Metal, welcher vor allem Religiöse und Politische
Ideologien zum Thema hat. Sie wollen bis heute nichts mit dem üblichen
Satanismus-Klischee zu tun haben, da ihre Lyrics lieber von stolzen und
majestätischen Kriegern erzählen sollen als vom Herr der Hölle. Sie
erschufen damit den Stil “Grim and Frostbitten“.
Musikalisch haben sie
sich anfangs sehr stark an Venom, Bathory und auch Morbid Angel
orientiert, was man zum Teil bis heute noch auf ihren neueren Alben
hören kann. Der Sound und die Songs sind allerdings zeitgemäßer
geworden, tragen aber immer noch den Spirit der Anfangszeiten in sich.
Ihr Siegeszug begann als sie 1992 nach einer Demo und einer EP, nun ihr
erstes Studio Album “Diabolical Fullmoon Mysticism“ über das
französische Label Osmose veröffentlichen. Ein sehr roher Sound und eine
einfache Produktion
kennzeichnen diese Scheibe, Abbath krächzte damals
aber schon so hässlich schön wie heute. Musikalisch war diese Platte
allerdings verglichen mit den neueren Werken eher mau, da sie wie sie
heute selbst zugeben damals einfach noch junge und grottige Musiker
waren. Mit den folgenden Alben “Pure Holocaust“ (1993)und “Battles in
the North“ (1995) erlebten sie aber eine musikalische Weiterentwicklung,
und konnten nicht nur in Norwegen, sondern in ganz Europa erste Erfolge
für sich verbuchen. Dargeboten wird schneller, ja teilweise rasender
Black Metal, mit eiskalten sägenden Riffs und ballernden Drums. Abbath
krächzt bei den Songs beinahe wie der Rabengott persönlich, was der Band
einen markanten Wiedererkennungswert gibt.
Aus heutiger Sicht werden die
Anfangs-Werke mittlerweile als legendär betrachtet, haben sie doch eine
Seite des Black Metal erschaffen die bis heute keinen würdigen Vergleich
findet. Während dieser Jahre wurden die beiden live durch wechselnde
Drummer unterstützt, Armagedda, Grim und auch Hellhammer befinden sich
darunter. Zeitweise trommelte sogar Abbath selbst, beispielsweise zu den
Aufnahmen von “Battles in the North“ (jeder der die Platte hat, kennt
den holprigen Drumsound davon).
Nach dem Release eben jener Scheibe,
konnten sich die Frostigen Krieger eine Stelle als Support Band für
Morbid Angels 95er Europa-Tour sichern, und wurden vielerorts als Helden
gefeiert. Leider konnten sie nicht über die Grenzen Europas hinweg, da
ihr Label Osmose keine Übersee-Deals hatte. Nach dieser Tour war die
Band wieder ohne Drummer. Allerdings fand sich Mitte 96 über eine
Zeitungsannonce der bis heute beständige Drummer Reidar “Horgh“
Horghagen.
In dieser Besetzung begannen die Arbeiten am Nachfolge-Longplayer “Blizzard Beasts“ (1997). Hier haben sie ihr
Konzept von Schneller und Härter definitiv übertrieben, kurz nach der
Veröffentlichung erlitt Demonaz eine chronische, unheilbare
Sehnenscheiden-Entzündung in beiden Armen, weshalb er nie wieder Gitarre
spielen kann. Nach diesem harten Schlag musste Immortal sich
reformieren. Abbath übernahm fortan die Gitarrenarbeit und es musste ein
neuer Basser her. Demonaz blieb aber als kreativer Kopf, Songschreiber
und teilweise sogar Manager der Band bis heute erhalten, ist bei den
meisten Touren immer noch mit dabei. Schließlich sind Abbath und Demonaz
Brüder im Geiste.
Für die 1998er Blizzard Beasts Promo Tour wurden die
drei dann von Aeternus‘ Ares am Bass unterstützt, so dass trotz aller
Probleme die Anwesenheit auf den Bühnen Europas erhalten werden konnte.
1999 ließen sie dann ihren bereits fünften Output auf die Menschheit
los. “At the Heart of Winter“ stellte musikalisch eine deutliche
Kehrtwende zu ihrem bisherigen Wirken dar, zeichnet sich dieses Album
durch wesentlich langsamer und komplexere Songs als noch auf “Blizzard
Beasts“ aus. Es ist zum ersten Mal auch ein deutlicher Thrash Metal
Einschlag bei einigen Riffs zu erkennen, verbunden mit epischen Melodic
Lines verschmilzt diese Album zum musikalischen Meilenstein der Band.
Auf dem Cover prangt inmitten einer unwirklichen Eiswüste die große
dunkle Festung des Rabengottes. Ein Pflichtalbum für jeden halbwegs
unanständigen Schwarzmetaller!
Nach diesem Release kam Stian “Iscariah“
Smörholm als festes Mitglied und Basser zur Band. Mit ihm zusammen
begannen bereits kurz danach die Arbeiten und Aufnahmen am
Nachfolge-Album “Damned in Black“. Auch dieses Album war wieder ein
weiterer Schritt auf der musikalischen Reise Immortals durch Blashyrkh,
jedoch um einiges finsterer und düsterer als noch “At the Heart of
Winter“, technisch allerdings wieder ein Stück erwachsener als vorher.
Es folgte wieder eine lange Europa-Tournee, quer über alle namhaften
Festival- und Clubbühnen unseres Kontinents. Kurz darauf konnten sich
die Bergener einen weltweiten Deal mit Nuclear Blast sichern, wodurch
sie nun auch endlich außerhalb Europas die Bühnen in eiseskälte Tauchen
durften. So wurde die 2002er “Battles in the South“ Südamerika-Tour ein
voller Erfolg.
Im gleichen Jahr erblickte dann das siebte Studioalbum,
getauft auf den Namen “Sons of Northern Darkness“ über Nuclear Blast das
Zwielicht Blashyrkhs. Auch dieses Album war wieder ein weiterer
Evolutionsschritt von Immortals musikalischer Entwicklung. Es klingt wie
die nahezu perfekte Komposition aus “At the Heart of Winter“ und “Damned
in Black“. Kalt, rau, düster, Episch, Legende. Rasende Tracks über große
Schlachten werden von trägen, schleppenden Gänsehaut-Songs flankiert.
Auch optisch wird das Trademark Immortal auf die nächste Stufe gehoben.
Schwere Lederkutten, über und über mit Nieten und Stacheln verziert,
obligatorisches Corpse Paint, und schwere selbstgebaute urtümliche
Waffen schmücken das Plattencover. Diese Showman-Starallüren blieben
natürlich nicht unkritisiert, und so fingen sich die Bergener einiges an
Häme in der gesamten Szene ein. Aber Immortal wären nicht Immortal wenn
ihnen das nicht alles scheißegal wäre. Wie sagte Abbath so passend dazu:
„Wir wollen Musik machen, mit Rock’n’Roll und Blues im Herzen. Wir
wollen die Leute unterhalten. Scheiß auf den Rest!“ (vgl.
http://immortal.nu/eng/interviews/interview_2007_guitar_world.shtml)
Doch 2003 waren Abbath und Demonaz sich einig, das alles zu viel sei,
und sie Immortal eine Pause gönnen müssten. Immortal wurde offiziell
aufgelöst, inoffiziell hat die Band aber immer weiter existiert. So war
es nicht verwunderlich das kurz nach Abbaths Solo-Projekt “I – Between
two Worlds“ (2005) am 6. Juni 2006 die Band offiziell ihre Re-Union
bekannt gab. Abbath und Demonaz nahmen die Zusammenarbeit mit Horgh
wieder auf, und holten sich ihren langjährigen Freund Apollyon von Aura
Noir an den Viersaiter, und das Boot war wieder voll. Der Gig auf dem
Wacken 2007 wurde dann sogar für eine große Live-CD/DVD aufgenommen und
2010 auch veröffentlicht. 2 Jahre musste die Fangemeinde jedoch auf
neues Material warten, denn es dauerte bis 2009 als endlich das achte
Album “All Shall Fall“ in den Plattenläden stand. Stilistisch weißt es
deutliche Parallelen zu Abbaths Solo-Projekt “I“ auf, entwickelte den
Sound der Norweger aber trotzdem weiter. Eingängige markante Riffs,
treffen auf sägende Melodic Lines, unterlegt von einem dicken
Drumteppich von Trommelberserker Horgh. Apollyons Bass ist ebenfalls
stets gut zu hören, und sogar Demonaz gibt sich im Titeltrack persönlich
die Ehre um die Cleanparts zum Besten zu geben. Für diesen Track haben
die Norweger ihr erstes offizielles Musikvideo aufgenommen (es gibt noch
2 weitere Videos, die aber von der Band selbst als Fehler bezeichnet
werden), welches stilecht in Norwegens eisigen Bergen aufgenommen ist,
und alle 4 Mitglieder der Band in voller Montur zeigt.
Seither sind Immortal ständig Live auf Tour, durch den Labelwechsel zu Nuclear Blast
auch auf der ganzen Welt vertreten. Wenn die drei Norweger
die Bühne besteigen wird euch ein eisiger Wind entgegen wehen, und Tod
und Schrecken in Schlotheim verbreiten. Hier gibt’s eisigen und dunklen
Black Metal made in Norway par excelence. Auch optisch wird hier auf
Grund des Stage-Actings (Feuerspucken inklusive) eine exquisite BM-Show
geboten, bei der mal nicht der Herr der Hölle die Hauptperson ist. Das
solltet ihr euch keinen Fall entgehen
lassen!
Sebastian aka Azfares //
Stand: 04.2012
|