1985
von Bill Steer und Ken Owen unter dem Namen Disattack gegründet waren
Carcass, neben Napalm Death, eine der ersten Bands die mit typischem
Grindcore Sound überzeugten. Nachdem sie zwei Jahre lang typischen
Hardcore Punk, im Stile von Disorder, Chaos UK und Discharge, spielten,
stieg Jeff Walker, der vorher bei der Hardcore Punk Band Electro Hippies
spielte, als Bassist ein.
Nun wurde auch der Name zu Carcass (eng. „Kadaver“) geändert. Mit Sanjiv
am Gesang, wurde das erste Demo "Flesh Ripping Sonic Torment"
aufgenommen. Auf diesem Demo waren schon Songs vorhanden die später auch
auf dem ersten Album "Reek of Putrefaction" veröffentlicht wurden. Nach
dem Demo verließ Sanjiv die Band. Aufgrund des Demos wurde Digby Pearson
auf die Band aufmerksam. Er hatte gerade das Label Earache gegründet und
brachte Hardcore Punk Bands wie Heresy, Concrete Sox, the Accüsed,
Unseen Terror und auch Napalm Death, bei denen Bill
Steer
auch auf zwei Alben Gitarre spielte, heraus und bot Carcass einen
Plattenvertrag an.
Somit nahm die Band 1987 ihr erstes Album "Reek of Putrefaction" auf. Es
wurde in der Besetzung Jeff Walker (Gesang/Bass), Bill Steer
(Gesang/Gitarre) und Ken Owen (Gesang/Schlagzeug) im Rich Bitch Studio
in Birmingham aufgenommen, wo auch schon englische Bands wie Napalm
Death und Heresy aufgenommen hatten.
Das Album enthielt wenig strukturierten und Blastbeat orientierten Death
Metal, der später immer öfter als Grindcore betitelt wurde. Die Texte
behandelten komplexe medizinische Themen und waren teilweise Auszüge aus
Medizinbüchern. Sie wurden sowohl von Jeff, Bill und Ken zusammen mit
großem Einsatz von Pitches eingesungen.
All dies und voran das Artwork, dass eine Collage aus Leichenteilen,
Autopsiefotos und Krankheitssymptomenja zeigt, weckte die Aufmerksamkeit
BBC-Radiomoderators John Peel. Schon damals war er bekannt dafür sehr
unterschiedliche Bands und Musikstile zu fördern. Er spielte das Album
unerwartet oft in seiner Sendung und kürte das Album zu seiner Platte
des Jahres.
Nach verschieden Auftritten und Tourneen zogen sich Carcass 1989 ins
Slaughterhouse Studio zurück um ihre zweites Album "Symphonies of
Sickness" aufzunehmen. Dieses enthielt sechs Songs aus früherem Demo
Material sowie vier neue Lieder. Zu den neu entstandenen Songs sagte
Bill Steer selbst, das sie nicht von aktuellem Death Metal beeinflusst
waren, sondern als Haupteinfluss immer noch der Hardcore Punk zu nennen
war. Für diese Aufnahmen stand der Band, im Gegensatz zum ersten Album,
viel mehr Zeit zur Verfügung. Earache entschied als Kaufanreiz auch alle
Songs von "Reek of Putrefaction" als Bonus auf dem Album mit zu
veröffentlichen. Laut Medien war das Album einerseits durch seine etwas
langsamere Spielweise ein Schritt hin zum traditionellen Death Metal und
andererseits ein “Grindcore-Meisterwerk“, dass in seiner “musikalischen
Brutalität mit intelligentem Songwriting“ bis heute unübertroffen sei.
Nach der Veröffentlichung von "Symphonies of Sickness" stieß der in
Schweden aufgewachsene Gitarrist Michael Amott, von Carnage, zur Band.
Diesen lernten sie schon früher über das weitverbreitete Tapetrade-Netz
kennen. Michael spielte einige Konzerte mit Carcass, war aber am
Schreibprozess vom dritten Album "Necroticism - Descanting the
Insalubrious" nicht stark beteiligt, da dieser, zum Zeitpunkt seines
Einstiegs, schon weiter fortgeschritten war. Mit ihrem dritten Album
bewegten sich Carcass noch weiter vom Grindcore weg. Nun waren deutlich
mehr Death Metal Einflüsse zu hören. Das Album war sowohl vom Sound als
auch von der Spieltechnik anspruchsvoller als die beiden Vorgänger. Zu
beginn der meisten Songs wurden Ausschnitte aus wissenschaftlichen
Fernsehmitschnitten abgespielt.
In Interviews distanzierten sich Carcass sowohl vom Death Metal als auch
vom Grindcore. Ken Owen sagte “Wir spielen schlicht und einfach
Carcass-Musik“. Das Cover von "Necroticism - Descanting the Insalubrious"
wurde in Ken Owens Haus im Keller fotografiert und zeigt Schwarz-Weiß
Fotos von allen Bandmitgliedern und drum herum einen, wie ein
Krankenzimmer aussehenden, Raum mit verschiedenen Operationsutensilien.
Nach der Veröffentlichung dieses Albums gingen Carcass nun zu viert,
zusammen mit den Labelkollegen Entombed, Cathedral und Confessor, auf
die legendäre Gods-of-Grind Tour.
1993 stellten Carcass ihr viertes und populärstes Album "Heartwork" vor.
Auf diesem Album waren nun klassische Heavy Metal Elemente zu hören.
Textlich entfernten sich Carcass mehr und mehr von den alten
“Splatter-Texten“ hin zu mehr sozialkritischen Texten, wie sie zum
Beispiel auch von Napalm Death verfasst wurden. Durch den großen Erfolg
dieses Albums gelang der Band der Durchbruch in der Heavy Metal Szene
und ihnen wurde ein Plattenvertrag des Major-Labels Columbia angeboten,
bei denen auch zeitgleich Napalm Death aufgenommen wurden.
Kurz vor der großen US-Tour mit Morbid Angel verließ Michael Amott die
Band, um später Projekte wie Arch Anemy zu gründen.
1994 nahm Columbia Carcass unter Vertrag und Carlos Regadas, ein Freund
der Band, stieg als zweiter Gitarrist zur Band. Die Studioaufnahmen für
das neue Album begannen 1995, nachdem es unter den Bandmitgliedern schon
Differenzen über die stilistische Ausrichtung des Albums gab. Bei der
Vorstellung
des ersten Rohmaterials bei Columbia, kam es zum Streit zwischen der
Band und dem Plattenlabel. Columbia kritisierte die Gesangsleistung von
Jeff Walker, das Fehlen von erinnerungswürdigen Songs und den zu
rockigen Sound. Anfang 1995 wurde der Plattenvertrag aufgelöst und
Carcass finanzierten von der gezahlten Entschädigung den Rest des
Studioaufenthalts. Währenddessen kam es mehrfach zum Streit zischen
Walker und Steer, bis Steer nach Beendigung der Aufnahmen die Band
verließ. Dies bedeutete die Auflösung der Band. Earache veröffentlichte
1996 das Album unter dem Namen "Swansong". Es wurde jedoch nur mäßig
erfolgreich.
1996 veröffentlichte Earache noch den Sampler "Wake Up and Smell the …
Carcass" zusammen mit einer DVD. Dieser enthielt ältere Stücke sowie
unveröffentlichtes Material, die noch für "Swansong" aufgenommen worden
waren.
Ken Owen erlitt 1999 eine schwere Hirnblutung und lag zehn Monate lang
im Koma.
Eine weitere Compilation wurde 2004 unter dem Namen "Choice Cuts" von
Earache veröffentlicht und enthielt 21 Carcass Songs, wovon 8 Songs von
John Peel 1989 und 1990 aufgenommen wurden und echte Raritäten waren.
In einem Interview sprach Jeff Walker 2006 von einer eventuellen Reunion
von Carcass. Diese sollte tatsächlich folgen, denn 2008 spielte die
Band, mit der Besetzung Jeff Walker, Bill Steer, Michael Amott und
Daniel Erlandsson von Arch Enemy am Schlagzeug, auf dem Wacken Open Air
Festival.
Momentan arbeite die Band an neuem Material, welches bis Mitte 2013
unter dem Namen "Surgical Steel" veröffentlicht werden und 14 neue Songs
enthalten soll.
Die momentane Besetzung besteht aus Bill Steer, Jeff Walker, Ben Ash
(ehemals Pig Iron, Desolation, Liquified Skeleton) an der zweiten
Gitarre und Dan Wilding (ehemals Aborted und Trigger The Bloodshed) am
Schlagzeug.
Robin // Stand: 05.2013
|