„Sie
sind seit über 25 Jahren im Geschäft und kein bisschen leiser.“ „Sie
sind die Grundsteinleger der Grindcore-Szene“ So oder so ähnlich lautet
es in der gesamten Fachpresse, wenn man von der britischen Krachkombo
NAPALM DEATH spricht. Auf was für eine Geschichte blickt man da nun
aber? Diverse Line-Up-Wechsel, sodass kein originales Gründungsmitglied
mehr im Kader ist, als die erste LP erscheint. Und doch zählen die
Herren zu einem der härtesten und auch kritischsten „Lärm-Exporte“ der
Insel. Angefangen hat alles im Jahr 1982, als Punk schon lange nicht
mehr reichte, um auf sich aufmerksam zu machen oder jemanden
aufzurütteln. Aber genau das war das Ziel. Auch wenn es die Band bis
dahin schon mehrfach zerrüttete. Nach einigen, heute sehr begehrten,
Demos (z.B. „Punk Is A Rotting Corpse"), erschien im Jahre 1987 der
Debut-Kracher „SCUM“, welcher als Wegweiser der Grindcore-Szene
gehandelt wird. Kaum ein Jahr später folgte direkt „F ROM ENSLAVEMENT TO
OBLITERATION“. Beide Alben sind musikalisch gespickt mit verschiedenen
Elementen diverser Musikrichtungen (Punk/Death etc.) behalten aber
lyrisch die Sozial-Kritik und die bandinterne „links-Orientierung“ fest
im Blick. Sinnbild für letzteres ist natürlich „NAZI PUNKS FUCK OFF“,
welches im Original von den DEAD
KENNEDYS stammt, und bezeichnet nicht nur den Titel eines 1993
aufgenommen Songs, sondern ist DAS Statement der Band, welches heute
fester Bestandteil der „Live -Set-Listen“ von NAPALM DEATH ist. Den
„Legendär-Status“ erreichte die Band, aber schon früher, als sie im Jahr
1989 an den Radio-Sessions von John Peel teilnimmt und daraus das Album
„THE PEEL SESSIONS“ hervor ging. Im gleichen Jahr verließ Bill Steer die
Band, um später mit CARCASS ein neues Projekt zu präsentieren, und wurde
von Jesse Pintado von TERRORIZER ersetzt. Zeitgleich bekam die Band
Zuwachs, in Form des, bis heute amtierenden, Gitarristen Mitch Harris.
Im Folgejahr kam Mark „Barney“ Greenway zur Band und ersetzte Sänger Lee
Dorrian, welcher daraufhin die Band CATHEDRAL gründete. Nach weiteren
vier Alben (u.a. „UTOPIA BANISHED“) und nachdem der aktuelle Drummer
Danny Herrera zu den Krachmachern fand, stieg „Barney“ überraschender
Weise 1995 aus und brüllte sich bei EXTREME NOISE TERROR die Seele aus
dem Leib. Selbige Band stellte auch kurzfristig den neuen Sänger von
NAPALM DEATH, Phil Vane. Diese Konstellation weilte aber nur bis 1997,
als „Barney“ wieder zu den Recken zurückfand. Man nahm weitere fünf
Alben auf (u.a. LEADERS NOT FOLLOWERS II-2005), die die Grindwurzeln
weiter festigten und den Status der Band zementierte. Jedoch ereilte die
Band im Jahre 2004 ein weiterer Rückschlag im Line-Up, als Jesse Pintado
seinen Ausstieg bekannt gab. Er erlag zwei Jahre sp äter den Folgen eines
diabetischen Komas. Die Stelle des zweiten Gitarristen bleibt bis heute,
wie zu den Anfangszeiten, unbesetzt. Es folgten drei weitere Alben ab
2005, auf denen NAPALM DEATH experimentieren, schreien und nach
Herzenslaune „grinden“, was das Zeug hält. Und auch 2009 hauen die
Herren mit dem Hammer namens „TIME WAITS FOR NO SLAVE“ mächtig auf den
Putz. NAPALM DEATH stand von der ersten Minute an für eine der
extremsten Arten aggressiver Musik, die es gab, gibt und geben wird.
Inspiriert von allen möglichen Einflüssen und Freunden (z.B. Jeff
Walker/CARCASS o. Anneke Van Giersbergen/THE GATHERING) verarbeiten sie
auch selbige immer wieder in ihren Songs und entwickeln sich stetig
weiter. Immer laut und immer voller Energie geht es weiter.
Für "Utilitarian" ließ man sich etwas mehr Zeit und so wurde diese 2011
in den Parlour Studios im britischen Northamptonshire mit Produzent Russ
Russell aufgenommen. Das Resultat ist natürlich gewohnt brachial, doch
Greenway bemerkt, dass „die düstere, atmosphärischere Seite von NAPALM
DEATH (inspiriert durch Swans, My Bloody Valentine oder Birthday Party)
nun ebenfalls stärker zum Tragen kommt und im Tempo variabler gestaltet
ist“, so dass diese Elemente nicht nur in langsamen und schwermütigen
Momenten anklingen, sondern durchaus auch wenn die Scheibe richtig Fahrt
aufnimmt. „Dadurch bekommt das Ganze eine weitere Dimension, in deren
rasender Dichte sich die Hörer hoffentlich verlieren werden.“
Am 10. April 2014 wurde anlässlich ihres sehr besonderen Auftritts auf
dem Roadburn Festival die imitierte und exklusive 12" EP mit dem Titel "Our
Pain Is Their Power" veröffentlicht. Auf der EP sind sechs der
langsameren Songs der letzten Alben enthalten und war auf 500 Stück
limitiert.
Abseits der
Bühne und erst recht darauf, wie sie auf dem Party.San Open Air 2005 (Fotos,
Bericht) deutlich unterstrichen.
Neben all dem heftigen Geballer sind die Engländer auch ernsthafte
Leute, engagierte Kriegs-Gegner und treten zum Beispiel auch für die
Rechte von Tieren ein. So hat die Band keine Probleme damit soziale
Missstände anzuprangern und deutlich ihre Meinung kund zu tun.
The Lu 999 // Update: 04.2014
UnDerTaker
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