Diese Webseite verwendet Cookies um Inhalte zu personalisieren (u.a. in News, Forum, Bildergalerie, Poll, wo z.B. dein Login gespeichert werden kann oder bei Poll (Abstimmung) deine Abstimmung abgespeichert wird) hierfür wirst du jeweils gefragt ob solch ein Cookie gesetzt werden soll.
Es können auch durch eingebundene externe Inhalte wie Youtube, Facebook, Soundcloud, Bandcamp oder Andere möglicherweise Cookies gesetzt werden die diese zur Personalisierung, Werbezwecke oder anderes nutzen. Dies werden wir durch Java-Script verhindern, bis zu selbst, durch das anklicken der Inhalte, zustimmst.
Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie oben genannten Bedingungen zu.
Datenschutzinformationen


This website uses cookies to personalize (News-System, Diskussion board, Photo gallery, Poll, where e.g. your login could be stored or your at the Poll-System your vote is stored) therefore you will be asked at this point if we want to set a cookie. Also it could happen that included external content like Youtube, Facebook, Soundcloud, Bandcamp or others uses cookies for personalize, advertising other others. We'll pervent this by Java-Script until you accept the conditions by clicking on the mentioned external content.
If you use our website you accept the conditions.



Interview mit der Band Perchta


Foto: Perchta
Julia
PERCHTA - Sagenhafter Black Metal aus Tirol

PERCHTA ist eine im Jahr 2017 gegründete Post-Black-Metal Band mit Folk Einflüssen. Sängerin Julia und ein Teil ihrer Perchten sind in Tirol beheimatet. Bemerkenswert ist, dass man in Tiroler Mundart singt und Komponenten von österreichischer Volksmusik einbindet, z.B. durch Hackbrett und Zither oder Jodel-Elemente und dies alles mit Black Metal verflechtet. Frau Percht ist das Alter Ego von Sängerin Julia. Der Name geht zurück auf die Sagengestalt Frau Percht, vergleichbar mit Frau Holle. Percht bestraft Faulheit und belohnt Fleiß und Hilfsbereitschaft, sie erscheint vornehmlich in den Raunächten bis zum 6. Januar.
Ursprünglich war PERCHTA ein Projekt von Bassist Fabio und Frontfrau Julia. Man spielte dann die erste Veröffentlichung „Ufång“ ein, die im Jahr 2020 mit Beteiligung von verschiedenen Gastmusikern erschien. Mittlerweile ist aus dem Projekt eine Band gewachsen, die Mitglieder sind Julia „Frau Percht“ (Gesang, Percussion), Fabio „Walscher“ D’Amore (Bass), Christian „Moosmandl“ Höll (Hackbrett), Christoph „Loda“ Knoll (Gitarre), Lukas „Gsell“ Massinger (Gitarre) und Simon „Håscht“ Schnückel (Drums). Optisch intensiviert wird die Eindringlichkeit der Musik und des Gesangs - der Klarelemente mit Growling bzw. Streaming verbindet - durch die Visualisierung der Sagengestalt Percht als hexenhaftes Wesen sowie durch das traditionell volkstümliche Auftreten der Musiker. Auch durch das filigran aparte Corpsepaint von Julia. Für mich ein ästhetisches Gesamtkonzept, emphatisch und einprägend. PERCHTA gebührt daher, gehört und gesehen zu werden!
Im Jahr 2024 vollendete man das zweite Album „D‘Muåta“. Thematisch konzipiert über Leben und Tod. Julia ist von Beruf Hebamme, dies fließt textlich mit ein („Hebamm“, „Wehenkanon“), zudem die Sage von Frau Percht („Mei Dianä, mei Bua“), die Weiblichkeit, die Frau als Lebengebende. Ihre Songs befassen sich ebenso mit Natur, Mystik und der Tiroler Sagenwelt. Die Band verbindet Folk-Passagen oder Sprechelemente mit sehr kraftvollen Tonfolgen. Julia hat eine außergewöhnlich vielseitige Stimme, eindringlich, energetisch, sie kann und zeigt viele Facetten vom Jodeln bis zur Litanei. Die Symbiose von explosiven Riffs und rauem Black Metal kontrastierend mit dem Gefühlvollen wird dadurch ästhetisch in die Tonkunst und auf die Bühne projiziert.
Ich hatte mich im Vorfeld mit PERCHTA befasst, zumal sie heuer auch für das Party.San gebucht wurden, mir die Texte und Live-Performances angesehen. Emotionen sind die Direktive in der Musik, im Metal, die Perchten können diese ihren Zuhörenden fürwahr vermitteln. Wenn man sich darauf einlassen möchte, dann unbedingt „D‘Muåta“ anhören und die Band live erleben! Es lohnt sich…
PERCHTA haben am 7. Dezember 2024 als Vorband von ELLENDE im Grazer Explosiv gespielt. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und ich hatte um ein Interview angefragt. Frau Percht hat mir sogleich rückgemeldet, dass sie sehr gerne meine Fragen beantworten würde. Somit durfte ich die Sängerin und ihre „Manda“ im Backstage Bereich vor dem Auftritt treffen und dort standen sie mir völligst entspannt und unkompliziert Rede und Antwort.

Petra Welles: Ich bin ja auch Tirolerin und sozusagen die österreichische Vertretung des „Hell-Is-Open“ Magazins und da ich annehme, dass ihr in Deutschland noch nicht so präsent seid und wir das hiermit ändern könnten, möchte ich mich im Interview eher auf die Bandgeschichte fokussieren, auf eure Pläne, auf das letzte Album.
Wie ist PERCHTA entstanden, es war ja anfangs nur als ein Projekt angedacht?
Julia: Im Jahr 2013 ist der Gedanke an PERCHTA entstanden, maßgebend geprägt vom Album von LUNAR AURORA „Hoagascht“. Wo einfach in der Black Metal-Szene quasi alle ein bisschen verankert waren und da hat das die Inspiration gegeben. Und dann 2017 habe ich mich mit dem „Walscher“ zusammengesessen, den habe ich schon gekannt und da haben wir das entworfen. Ja, bis 2019. Und dann war eigentlich immer geplant, dass das ein Studioprojekt bleibt, also ich hab‘ mir das damals nicht vorstellen können, dass das jemals live umgesetzt werden könnte. Ich habe mich damals gar nicht getraut, da war ich noch nicht bereit.
Foto: Perchta Petra Welles: Und dann? Was hat sich dann geändert?
Julia: Dann wurde der Gedanke aber konkretisiert und es haben sich halt auch die Musiker gefunden; wie der „Loda“ , der gleich die Leadgitarre eingespielt hat für „Ufång“. Und damals der Maxi, also der Schlagzeuger von ASPHAGOR, der die Drums eingespielt hat; ja, dann ist der „Gesell“ dazugekommen. Peu à peu… und danach gleichzeitig eigentlich alle beide, der „Håscht“ und das „Moosmandl“.
Der „Håscht“ also eher auch wieder über die Achse LICHTSPIELHAUS, weil PERCHTA vereint sechs Bands in einer Band. Wir sind alle eine Family und deswegen arbeiten wir da auch viel zusammen und „Mandl“ und ich wir haben uns kennengelernt über die Alm – „House of Holy“ und lustigerweise über einen Link von VINSTA, den mir mein Schwager geschickt hat: „Das Video musst du dir anschauen. Wir haben da ein Mundart Metal“ und da habe ich den „Loda“ gesehen von VINSTA und bin aufs „Moosmandl“ gekommen. Ich habe damals gleich geschrieben und wir haben uns von Anfang an super verstanden. Wir haben vereinbart, wir treffen uns auf der Alm (House of the Holy) und da habe ich gleich Nägel mit Köpfen gemacht und gesagt: „Du, wir haben eine Tour, da ist der Tourflyer, hast du Zeit?“ Das haben wir dann gleich fixiert und dann haben wir uns formiert! Und das war die beste Entscheidung ever!
Christian: Ja, sie hat uns irgendwie überfallen…
Petra Welles: War es immer schon klar für euch, dass die Texte in Mundart geschrieben und gesungen werden? Eine Verbindung von Black Metal mit traditionellen österreichischen Einflüssen…
Julia: Ja, sicher.
Foto: Perchta Petra Welles: War es immer schon klar für euch, dass die Texte in Mundart geschrieben und gesungen werden? Eine Verbindung von Black Metal mit traditionellen österreichischen Einflüssen…
Julia: Wenn man so nordische Bands anhört, die auch viel im Dialekt singen, Solstafir z.B., die ja in Isländisch singen und so habe ich mir immer schon gedacht, wir sitzen ja auch direkt an der Quelle, wo man einfach voll viele Sagen und Mythologie, Kultur, die Landschaft besitzt. Du kannst ja alles besingen und in einem wunderschönen Dialekt, den du ja auch super gut vertonen kannst und ich wusste eben, das ist deine Muttersprache. PERCHTA ist getragen von Emotionen und sie spielen eine brutal wichtige Rolle und wie könnte ich die Emotionen besser ausdrücken als in meiner Mundart.
Petra Welles: Frau Percht, also die Sagengestalt? Warum sie? Weil es das Gute und das Böse vereint, oder?
Julia: Ja, genau; ich finde die Ambivalenz von dieser Figur einfach unglaublich spannend. Ich finde es spannend, dass das die einzige Sagen- oder Gottheitsgestalt ist im Tiroler Alpenraum bzw. Sagenraum, die quasi beides symbolisiert, eben nicht als nur Hexe oder als nur Gutbringerin dargestellt wird. Sie umfasst alles. Das finde ich völlig schön, die Schönpercht und die Schiachpercht. Sie ist eine unglaublich mächtige Frauengestalt, die also nicht nur gefürchtet, sondern auch respektiert wird. Das hat mich angezogen, das fand ich wunderschön, auch die Sagen, die drumherum gestrickt worden sind. Da habe ich mich sehr wiedergefunden.
Petra Welles: Hast du Gesang studiert oder bist du Autodidaktin? Ich frage deswegen, weil ich meine Masterarbeit über die Musikerinnen im Metal, also über den Beruf Musikerin, geschrieben habe.
Julia: Von der Ausbildung her, ja, ich habe eine klassische Gesangsausbildung. Ich habe mein Leben, bis ich achtzehn Jahre alt war, ausgerichtet darauf, dass ich Musical-Darstellerin werde. Da ist schon ein bisschen eine Technik auch vorhanden, aber screamen und growlen und das Erkennen von der Urstimme da drinnen, sicherlich gibt es Techniken, die es leichter machen, damit zu spielen – aber meiner Meinung nach, laienhaft, ganz laienhaft gesagt, findet jeder seinen eigenen Ton. Nicht jeder kann growlen und nicht jeder kann screamen. Ich z.B. tu mir schwer mit growlen, das kann ich nur kurz und impulsiv stark, ich tu mir viel leichter mit screamen. So muss jeder seine Technik finden, das kommt einfach heraus mit Verweis auf Emotionen. Wenn ich das nicht spüren würde, dann könnte ich es gar nicht. Ich könnte nicht über irgendetwas screamen, glaube ich. Es ist bei mir massiv emotionsgeladen. Alles, das ich rausschreie, kommt von innen heraus.
Foto: Perchta Petra Welles: Dein Beruf ist ja eher ungewöhnlich, du bist Hebamme. Und deine beruflichen Erfahrungen fließen ja auch in die Texte ein, gerade im letzten Album.
Julia: Gerade das Thema Weiblichkeit das ist mir brutal am Herzen gelegen, dass ich diesem Thema ein Album widme. Mit „Ufång“ hören dir die Leute zu, da haben wir uns ein bisschen bekannt gemacht und mit dem zweiten Album, da haben wir quasi das rausschießen können, das was wir sagen wollten.
Petra Welles: Ich würde nun gerne deine Jungs fragen, in welchen Bands ihr noch spielt bzw. gespielt habt?
Lukas: Ich habe Jazz studiert in Innsbruck. Bin bei der Band LICHTSPIELHAUS, dann habe ich noch das Projekt WESEN und bin Aushilfsgitarrist bei FLIRTAN. Seit zwei bzw. drei Jahren bin ich selbstständiger Gitarrenlehrer. Instrumente spiele ich auch ein paar mittlerweile, einfach weil das Interesse immer da ist – Klavier sowieso ein wenig, Trompete und jetzt habe ich noch Zither angefangen, um uns musikalisch mehr Spielraum zu geben. Mit Musik habe ich mich eigentlich immer beschäftigt, auch in unserer Familie. Mein Bruder spielt ja auch Bass. Mich hat das immer so angefixt, vor allem die Gitarre, ich wollte immer mehr wissen, daher habe ich mich voll reingelegt. Lustigerweise andere Bands, die sind sehr komplex vom Sound und voll ausgetüftelt, wobei das bei PERCHTA eben anders ist, bei WESEN auch, wo es auch um Übermittlung von Traditionen geht und nicht um das Spielerische im Sinne von: „Ah, das ist eine coole Technik“, sondern mehr darum, das als Transportweg für die Texte und Emotionen, nicht für die eine Melodie oder für den Rhythmus dient. Auch wenn mit der Percht jetzt da eine wichtige Kernfigur drin ist, es geht weniger um das Individuum als um das Ganze! Denn durch die verschiedenen Einspiele von den anderen Bands und die Zusammenarbeit entsteht das ja letztendlich. Mir geht es nicht um das Gitarre spielen per se, weil das kann ich, aber dass meine Funktion ein Beitrag zum Rest dazu ist.
Simon: Ganz ursprünglich habe ich klassisches Schlagwerk gelernt, also die gesamte Orchester Backline. Ich bin über LICHTSPIELHAUS mit dem Lukas, der bei uns live die Technik und den Ton übernimmt – das war quasi mein und unser Großwerden mit der Metal Musik, mit dem Songschreiben. Und ich habe die große Ehre gehabt, bei WESEN mitwirken zu dürfen. Bin somit jetzt quasi im Metal gelandet, mache auch Session-Drums für ganz andere Bands, z.B. für ASPHAGOR aushilfsweise und ich kann mich da eigentlich nur anschließen, dass es PERCHTA um diese Gesamtheit geht, die da drinnen ist. Ich finde mich auch ganz oft wieder in ganz anderen Denkweisen, also nicht nur, dass ich ans Schlagzeug spielen denke, wenn es ums live performen geht, sondern die Gedanken driften in alle möglichen Richtungen ab, so dass ich darüber nachdenke, was für Bewegungen passieren auf der Bühne? Diese Masse an Band, die ja da ist, diese homogene Masse, wo bewegt sie sich hin, wo fliest sie hin. Okay, wo bewege ich mich jetzt in dieser Masse? Weil, ich bin ja relativ statisch am Schlagzeug und ich habe durch PERCHTA jetzt quasi erst mitbekommen, dass meine Bewegungen genauso mit dieser Masse fließen können, dass diese Bewegungen ein Teil davon sind von dem Gesamten, das eben über das Musizieren hinausgeht. Eine neue und wichtige Erfahrung für mich!
Julia: Jetzt kommt unser Multi-Instrumentalist…
Christian: Mein Hauptprojekt ist ja VINSTA und mit VINSTA habe ich auch schon angefangen, unsere Tradition, unsere Musik-Kultur mit Metal zu verknüpfen, auch mit Mundart-Gesang usw. Da haben wir uns sofort connected mit PERCHTA.
Julia: Ich habe da auch ein bisschen Aushilfen dürfen bei VINSTA…
Christian: Ja, da war sofort klar, da ist eine Connection, die wird für lange bestehen. Und rein musikalisch, ich mache seit meiner Kindheit Musik. Ich habe angefangen mit Orgel. Mein erstes Instrument war die Orgel, dann habe ich sehr lange Saxophon gespielt, ich spiele noch immer Saxophon, das ist, glaube ich, das Instrument, das ich am besten beherrsche.
Julia: Das verbindet uns, ich habe auch acht Jahre Saxophon gelernt.
Christian: Und dann habe ich irgendwann mal das Hackbrett entdeckt, das ich auch bei VINSTA verwende, aber eher so nebenbei, als Background Instrument, live habe ich das noch nicht genutzt bei VINSTA. Und dann hat sich das so ergeben, dass bei PERCHTA ein Hackbrett-Spieler gesucht wurde.
Petra Welles: Ihr wohnt am Land, so, wie es man es sich vorstellt? Wie ihr das in eurer Musik auch einbringt?
Simon: Ja, das ist richtig. Da sind natürlich die Einflüsse da, z.B. Innsbruck und ich war fünf Jahre in München, man ist vielleicht zeitweise ein bisschen weg davon, aber aufgewachsen sind wir am Land.
Julia: S’Hoamatl. Der Loda ist eigentlich der Einzige, der in der Stadt wohnt. Der Loda ist im Alpbachtal aufgewachsen, von der Herkunft her am ländlichsten. Wir haben auch einen Firmenausflug, das Perchta-Teambuilding, jedes Jahr ins Alpbachtal. Wir verbringen auch unheimlich gerne Zeit miteinander. Wir verstehen uns sehr gut. Wir haben unseren Firmenausflug - kann man sagen - am 5. Jänner, da ist „Perchtelntag“, da gibt es im Alpbachtal ja das Perchteln. Da ziehst du dich an in einer alten Tracht und hast einen Hut auf mit dem ganzen Flachszeugs vorne. Du siehst nichts, du hörst nichts, du spürst nichts. Du gehst mit deinem Besen von Haushalt zu Haushalt, bist in einer Gruppe von fünf Leuten, unsere Band eben, die Perchtenband. Du darfst nichts reden, du darfst dich nur mit so pfeifenden Geräuschen unterhalten. Dann gehst du rein, ohne zu reden, kehrst die Stube aus, also das Schlechte raus und das Gute rein, dann bekommst du ein Schnapserl, meistens einen Krautinger. Dann nach dem zwanzigsten Haushalt, spürst du dich auch nicht mehr. Und danach trifft man sich alle zusammen beim Jakober, beim Dorfwirt und demaskiert sich offiziell. Das ist schön! Das ist ein Ritual am Perchtentag. Da treibt es uns wieder zurück in die Herkunft.
Petra Welles: Wie entstehen eure Songs?
Julia: Zum Songwriting gehen wir auf die Alm. In die Wildschönau. Das ist noch malF eine Schippe drauf auf Alpbach, weil da bist du gefühlt fast schon am Gletscher. Das brauchen wir, das suchen wir, da entsteht die Inspiration.
Foto: Perchta Petra Welles: Die Texte schreibst du, Julia?
Hulia: Ja, die Texte schreibe ich bei PERCHTA und gemeinsam wird das dann vertont. Man muss sich das vorstellen als eine Art Mindmap, was ich meinen Perchten da vorlege, so quasi: „Passt auf, wir haben da jetzt einen Song“. Die „Långtuttin & Stampa“ war vielleicht das beste Beispiel, oder? Ich habe diese Sage von der Långtuttin und der Stampa gehabt, habe das dann geschrieben mit dem Hintergrund Kindsverlust oder unerfüllter Kinderwunsch und das Wechselbalg Mythos, das hat mich fasziniert und ich habe das eingearbeitet in den Text. Und auf der Alm, da habe ich ihnen gesagt: „Passt auf, ich brauche einen Alpenhorror, der muss eingearbeitet werden, du musst das spüren, du musst das im Knochenmark spüren, das muss dann so einen Breakdown haben. Das muss karren und knarzen“. Dann geht das in die Runde, da geht die Maschinerie los. Also im wahrsten Sinne des Wortes, da geht die Mühle los.
Christian: : Ja, wir haben alles Mögliche versucht, die ganzen Klänge von der Alm einzufangen probiert. Da war z.B. eine alte Kaffeemühle, die hat dann geile Geräusche gemacht. Das ist die Technik, das ASMR, wo du feine Geräusche voll laut und intensiv hörst, so dass du die Gänsehaut spürst. Wir haben die Technik angewandt, um diese Geräusche aufzunehmen.
Simon: : Ich bin eine Runde im Obergeschoss herumgegangen und unten an der Decke haben wir das Mikrophon aufgehängt, das die Schritte – du wirst das heute hören am Ende vom Set, da geht zuerst die Tür auf, die ist von der Neidegg Alm, dann hört man die Schritte – das waren halt die Songwriting Sessions.
Petra Welles: Das sind die großen Kleinigkeiten, die einen Song speziell machen.
Julia: Ja, ich gehe mit so einer Idee rein und das Tolle ist, dass wir alle sehr auf einer freundschaftlichen und familiären Wellenlänge schwimmen. Ich deponiere etwas und dann geht die Maschinerie los. Da könnten wir das machen, ja, passt das Riff da dazu, dann baut sich das auf und es ist so ein schöner und so ein genialer Prozess. Z. B., das ist so ein klassischer Moment, da zeigt mir der Simon ein lustiges Meme, das er gerade gemacht hat vom Lukas und ich hatte so einen Lachflash, ich musste so lachen und der Gigi macht das Mikrophon an und hat den Lacher aufgenommen. Der Långtuttin und Stampa Lacher ist von dem Lachflash. Petra, wenn wir dir so was erzählen, dann weißt du, was da für eine Gestaltung in dem Arbeitsprozess ist und genauso ist es und es macht halt einfach mega Spaß. Und dann kochen wir alle eine Gerstlsuppe füreinander und sitzen da und essen und trinken, wir haben keine Internet-Verbindung. Das ist ganz einfach schön!
Christian: Man merkt die Gespräche, wie entstehen die Songs, haben total wenig mit Musik zu tun oder mit Melodien und dergleichen, weil das so echt und natürlich aus dem Ganzen herausentsteht.
Lukas: Natürlich entsteht ein Teil im Studio, da wird dann schon ausgetüftelt und ausprobiert.
Julia: Ihr zwei (Christoph und Lukas) setzt euch oft stundenlang zusammen und ihr verfeinert die Riffs, die Harmonien usw.
Christian: Es ist weird, es geht dann in diesen Prozess über, aber es ist viel drumherum, dass man so gar nicht meint und ganz viel entsteht eben aus dem Moment heraus. Deswegen ist auch das Ambiente, also dass wir auf eine Almhütte gehen, um Songs zu schreiben, für uns wichtig.
Petra Welles: Die Natur und das Mystische haben für euch und eure Musik ja grundlegende Bedeutungen.
Julia: „Hebamm“ ist auch auf der Alm entstanden auf der Wildschönau. Wir sind auf der Terrasse gesessen und dann habe ich gesagt: „Schau mal, ich habe das so irgendwie im Kopf“ – „Das ist mir gerade jetzt eingefallen“. Und dann wurde die zweite Stimme gleich dazu gemacht und dann haben wir die zweite Stimme geschrieben und die dritte Stimme und kurz eingesungen – im späteren Fall hat es dann die Katja eingesungen. Also, so entsteht das bei uns. Zuerst arbeiten wir zwei mit dem Zweigesang, dann arbeiten sie beide mit den Riffs und du (Simon) arbeitest auch – mit der Rhythmik.
Lukas: Es ist auch interessant bei PERCHTA, weil es zum einen sehr ausgeklügelt und ausgearbeitet ist mit den Gitarren usw., aber auf der anderen Seite sind viele archaische und spontane Sache dabei, wenn die Julia dann einfach reinschreit ins Mikrophon und der Rhythmus passt eigentlich überhaupt nicht drauf, aber es passt trotzdem – dann lassen wir das so, weil es so gehört.
Petra Welles: Ich hatte mir die „Hebamm“ live auf der Alm als erstes Lied von euch überhaupt angesehen und muss ehrlich gestehen, dass ich fast vergessen hätte, zu atmen. So etwas Intensives mit dieser wunderbaren Stimme, das hat mich wirklich gefangen genommen.
Die beiden Alben „Ufang“ und „D’Muata“ sind ja Konzeptalben. Ich habe gelesen, ihr hättet ein drittes schon in petto.
Julia: Alle drei Konzepte gibt es seit 2013.
Da sind Pläne, es gibt definitiv ein drittes Album.
Petra Welles: Was ist für 2025 geplant? Außer das Party.San, worauf ich mich sehr freue, da ich euch nicht nur wieder live erleben kann, sondern ebenfalls verpflegen darf.
Julia: : Ja, da werden ein paar schöne Sachen sein. Da gibt es noch einen großen Kracher.
*** Anmerkung: Gemeint ist die Ankündigung für das HELLFEST 2025, diese dürfte inzwischen offiziell sein. *** Das Fortress Festival, ein Großbritannien Debüt. Wir haben dafür schon Meldungen bekommen, dass sie sich sehr freuen, dass wir da sind. Offensichtlich schlagt es auch Wellen über den deutschen Markt hinaus. Wir waren jetzt auch vertreten in Ungarn z.B. und das funktioniert auch, gleich wie in Frankreich, wo wir tatsächlich eine recht lebendige Fangemeinde haben.
*** Anmerkung: Am 30.01.2025 hat die Band verkündet aus persönlichen Gründen alle Konzerte für 2025 absagen zu müssen. ***
Petra Welles: Möchtet ihr noch etwas ergänzen?
(Die Band möchte noch ihrem Mentor Mo (Moritz Neuner, Dornenreich) danken)
Julia: : Onkel Mo ist die gute Seele, der Papa von PERCHTA, ihm haben wir am meisten zu verdanken. Ich habe das unglaubliche Glück gehabt, dass ich beide Kinder von ihm betreuen hab dürfen im Wochenbett. Seit ich vierzehn Jahre alt bin, kenne ich Mo. Er ist der Schlagzeuger von Dornenreich. Er hat mich quasi zur Musik hingebracht und zum Black Metal. Dornenreich hat mich unglaublich inspiriert und geprägt und dass ich jetzt mit dem Mo zusammenarbeiten darf, dass er so viel Potential in uns sieht, dass er so unglaublich an uns glaubt, dass er so für uns da ist, alles für uns macht, dass es uns gut geht, dass er schaut, wo wir sind, wo unsere Sachen sind, dass alles aufgebaut ist. Dass wir überhaupt in der Position sind, in der wir jetzt sind, das haben wir alles dem Mo zu verdanken, weil er von Anfang an, an uns geglaubt hat und er fast bei jeder Show dabei ist und auf uns aufpasst. Er ist so wertvoll. So, wie ich meine Perchten als meine Brüder sehe; das sind für mich enge Familienmitglieder und beste Freunde und ich teile alles mit ihnen und bin sehr sehr sehr sehr dankbar…
Petra Welles: Mit diesen leisen Tönen möchte ich mein Review beenden. Es war auch für mich ganz besonders, ich habe viel über die Band und die Perchten erfahren dürfen und danke für die Offenheit und Herzlichkeit! ALLES GUTE für alles Kommende…


Interview geführt , veröffentlicht // Petra Welles

Fussnoten:
  1. Männer
  2. Wir haben in Mundart gesprochen, da ich sowohl die Texte als auch den Dialekt verstehen kann. Beim Transkribieren habe ich jedoch erkannt, dass es für alle anderen wahrscheinlich etwas schwierig zu lesen wäre und daher versucht, das Gesagte teils in Schriftdeutsch wiederzugeben. Es wurde viel gelacht, gewitzelt und alle waren ungemein herzlich.  
  3. Bassist Fabio D‘Amore  
  4. Gitarrist: Christoph Knoll  
  5. Gitarrist: Lukas Massinger
  6. Schlagzeuger: Simon Schnückel  
  7. Hackbrett: Christian Höll  
  8. schiach ist tirolerisch für hässlich  
  9. Bassist Fabio war nicht anwesend.  
  10. Heimatland  
  11. „Autonomous Sensory Meridian Response" ("unabhängige sensorische Meridianreaktion") angenehme Reaktion, die über die Kopfhaut auf den ganzen Körper übergeht.