Cannibal Corpse in einerm Rockclub in der Slowakei? Ein Besuch vor Ort...
Der Rockclub Tartaros in Banská Bystrica, einer 78.000 Einwohnerstadt in der Slowakei, liegt mitten in der Stadt in einer hinteren, etwas heruntergekommenen, Häuserreihe. Der Club selbst ist ein langer, schlauchförmiger Raum im Untergeschoß eines Hauses. Am Anfang des Raums befindet sich rechts eine lange Theke und auf der linken Seite sind auf der gesamten Länge Nischen mit runder Sitzgelegenheit und Tisch vorhanden. Die Bühne ist erhöht und mit ca. 4 m Breite recht klein. Im Juni hatten erst Suffocation dort gespielt.Annähernd 300 Fans waren gekommen, um die Amis Cannibal Corpse mit ihrem brutalen Gore Death Metal zu sehen. Das Publikum war im Schnitt älter als 40 Jahre und ähnlich wie bei uns lag der Anteil der Frauen bei ca. 10 %. Ansonsten trägt der slowakische Headbanger überwiegend kurze Haare und tattoomäßig war nicht allzu viel zu sehen.
Das Merchandise von Cannibal Corpse wurde in einer der Nischen verkauft und war (für slowakische Verhältnisse) recht teuer. CDs kosteten 15 – 20 €, für die limitierte, unterschriebene LP waren 40 € zu berappen, Shirts usw. kosteten 20 € und mehr. Neu für mich war, dass man für 25 € sogar benutzte und signierte Drumsticks kaufen konnte. Scheinbar wird jetzt tatsächlich alles zu Geld gemacht, was irgendwie geht.
Der Support Act Suburban Terrorist ist eine slowakische Band und spielt Brutal Death Metal mit etwas Grindeinschlag. Der Vierer besteht aus Sänger, Drummer, Bassist und Gitarrist, der zusätzlich auch Gesangsparts übernimmt. Die Slowaken haben sich nicht lumpen lassen und hatten zwei „Stehbanner“ aufgebaut und die beiden Bassdrums mit ihrem Logo/Plattencover bedruckt. Das brutale Geknüppel und gutturale Gegrunze und Gekeife war schon von der ganz heftigen Sorte. Auf die Dauer waren Suburban Terrorist dann doch etwas eintönig und Groove- oder Moshparts fehlten in den Songs gänzlich. Im ersten Drittel vor der Bühne fanden sich nur wenige Fans ein, der Rest hielt sich zunächst in den anderen beiden Dritteln auf. Ab der Hälfte des Gigs, ließen dann doch drei oder vier Banger mal die Matte kreisen und hatten Spaß an der Mucke. Der Sound war etwas dünn und matschig und sollte bei Cannibal Corpse hoffentlich besser sein.
Und so war es dann auch, mit fettem Sound kamen Cannibal Corpse auf die Bühne und wurden von den Fans frenetisch mit Sprechchören begrüßt. Los ging‘s mit dem groovigen “Code of the Slasher” vom aktuellen “Red before Black”-Album, was einem genug Zeit gab die Nackenmuskeln aufzuwärmen. Es folgte eine gute Mischung aus alten, wie z.B. „I cum Blood“ von 1992, und neuen Songs. Corpsegrinder Fisher pushte hie und da mal das Publikum auf, was aber eigentlich nicht nötig war, denn die Slowaken grölten und reckten die Fäuste, auch ohne dazu auffordert zu werden. Das Ende läuteten die Amerikaner mit „Make them Suffer“ und „Stripped, Raped and Strangled“ ein und den krönenden Abschluss markierte (natürlich) „Hammer smashed Face“ von 1993.
In den ersten Reihen tobte ein großer wilder Moshpit, indem vor allem die jungen Fans, darunter auch einige Mädels, sich austobten. Fisher hat wohl Mitleid mit der schwitzenden Masse vor der Bühne und verteilte einige seiner Wasserflaschen an die Fans. Ansonsten gab es auch zwei Crowdsurfer im Publikum. Der Erste hatte noch Glück, aber der Zweite wurde einfach von den Fans im hinteren Drittel fallen gelassen, was sicher sehr weh getan haben muss. Der arme Wicht spukte Blut und schwankte, aber die anderen Fans gaben ihm erst mal einen ordentlichen Schluck aus einer geheimnisvollen Plastikflasche, um ihn wieder auf die Beine zu bringen. Gegen 23 Uhr war dann die Party vorbei und die meisten Fans gingen recht zügig nach Hause, denn man musste ja am nächsten Tag wieder zur Arbeit. Unterdessen räumten Soundmann und Roadie von Cannibal Corpse die, aus Düsseldorf mitgebrachte, Backline in den Tourbus.
Wir nahmen noch das eine oder andere Bierchen, bis wir von dem überaus freundlichen Club-Besitzer Mirik Luptak, der Cannibal Corpse übrigens nicht gut findet sondern ein eingefleischter Death Fan ist, zu einigen Schnäpsen wie Borovicka und Captain Morgan auf die Couch eingeladen wurden. Er entschuldigte sich unentwegt, dass er nicht so gut English sprechen kann und lud uns ein, ihn unbedingt zu besuchen, den Pool auszuprobieren und seine zwei kleinen Kinder kennenzulernen. Zwischen dem Schnäpsen, die seine Frau als eine der Bedienungen zu uns rüberreichte, erzählte er uns, dass er früher lange Haare und als Gitarrist eine Melodic Death Metal Band namens PYOPOESY hatte. Kurz danach ließ er uns die CD „… alea iacta est …“, das letzte Album der Band von 2009, bringen. Diese ist nach 9 Jahren noch original verschweißt und lässt darauf schließen, dass es noch einige Exemplare gibt.
Als gegen 3 Uhr unser Taxi vor dem Club auftauchte, endete mal wieder ein netter Metalabend für uns.
Bericht und Fotos von Pit, 10.07.2018