Wer
die Jungs von Warbringer noch nicht gehört hat, mag sich denken „Oh,
noch eine Thrash-Band aus den USA, wie aufregend…“, wenn man dann einen
Song hört, wird der ein oder andere wohl mal zur Sicherheit nachschauen,
ob da nicht jemand die alte Slayer-Platte in den CD-Player gequetscht
hat. Denn was Sänger John Kevill da durchs Mikro jagt, erinnert schon
stark an die Frühwerke von Tom Araya, auch ansonsten ist man beim Hören
von Warbringer immer mal am nachschauen, ob der mp3-Player da nicht doch
selbständig alte Stücke der großen Thrash-Helden der 80er in die
Playlist mit aufgenommen hat. „Oldschool“ wird ja inzwischen recht
inflationär verwendet, aber selten trifft es so wie hier den Banger auf
den Kopf.
Begonnen hat alles 2004 in der Garage der Familie Laux im kalifornischen
Newbury Park, als die Laux-Brüder John an der Gitarre und Andy am Bass
zusammen mit Sänger John Kevill, Gitarrist Victor und Drummer Adam
Carroll ein paar Manowar-Stück nachgespielt hatten. Auch eine erste Demo
wurde aufgenommen, damals nannten die fünf sich noch „Onslaught“. Dass
das vielleicht nicht der geschickteste Name war, merkten die Jungs dann
doch recht schnell und benannten sich um in „Warbringer“. Victor war
inzwischen Geschichte, Adam gab die Drumsticks an Ryan Bates weiter
und
übernahm die zweit Klampfe. In dieser Konstellation wurde dann 2005 die
Demo „Born oft he ruins“ eingespielt und ein Jahr später kratzten die
Jungs ihre Kohle zusammen um die 5-Song-EP „One By One, The Wicked Fall“
aufzunehmen. Vier dieser Songs schafften es dann auch auf das erste
Album „War Without End“, als Label konnten sie keinen geringeren als
Century Media gewinnen, für eine so junge Band –damals war kaum einer
über 20– natürlich ein echter Glücksfall. Für den Sound zeichnete
Legende Bill Metoyer verantwortlich, so ist es kein Wunder, dass das
Album klingt, als wäre es per Zeitmaschine aus den 80ern rübergeschickt
worden. Im Anschluss machen Warbringer das, was sie heute auch am
liebsten machen: auf Tour gehen, bis zu 300 Tage (!) pro Jahr sind die
Jungs unterwegs! Dass das auch Probleme mit sich bringt, zeigt sich
dadurch, dass Ryan und Andy die Band verlassen. Neuer Fellgerber wird
Nic Ritter, den Bass übernimmt übergangweise Ben Bennett, damit Andy
seine Schule beenden kann. Aber trotzdem schaffen es Warbringer. 2009
ein neues Langeisen rauszuhauen. „Waking Into Nightmares“ verzückt
abermals die Thrashfreunde, schnell werden Vergleiche zu Slayer, Kreator
und Testament gezogen. Nic’s unglaubliches Drumgewitter und Johns
Gesang, das ganze abgemischt von Gary Holt (Exodus), machen die Scheibe
zu einem mehr als würdigen Nachfolger. Kurz danach kehrt Andy wieder an
den Bass zurück, den Rest des Jahres und den größten Teil von 2010 sind
Warbringer quasi quer durch alle Kontinente unterwegs. Allerdings
fordert dieses exzessive Touren sein nächstes Opfer, Nic verlässt die
Band und wird durch Carlos Cruz ersetzt. Anfang 2011 nehmen sich die
Jungs dann endlich mal wieder etwas Zeit, um ins Studio zu gehen,
diesmal mit Sepultura-Produzent Steve Evetts. Herausgekommen ist mit
„World Torn Apart“ ein weiteres Hammer-Album, das etwas
abwechslungsreicher daher kommt, aber im Kern immer noch das gleiche
bietet: richtig geiler Thrash volle Kanne auf die Fresse. Mal gibt’s nen
Schwinger in die Magengrube, auch mal einen Tritt in die Eier und am
Ende fühlt man sich wie von einem Panzer überrollt. Aber das glückliche
Grinsen angesichts dieser Thrash-Walze wird einfach immer breiter. Die
Texte sind allerdings im Gegensatz zu den Vorgänger-Alben weniger vom
Krieg geprägt als von Dingen, die die Jungs persönlich bewegen.
Anfang diesen Jahres hat dann auch Gründungmitglied Adam aus
persönlichen Gründen die Segel gestrichen, für ihn schwingt künftig
Andrew Bennett die Axt.
Wer die Jungs schon mal live gesehen hat, weiß, dass die keine
Gefangenen machen. Da gibt’s puren Oldschool-Thrash à la Slayer, Kreator
und frühe (!) Metallica, da kann man schonmal ziemlich nostalgisch
werden. Aber für Sentimentalität ist hier kein Platz, ihr solltet lieber
aufpassen, dass ihr Euch nicht die Rübe abschraubt!
Steven aka RedDevil // Stand:
06.2012
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