Das woran eigentlich niemand mehr geglaubt hat sollte wirklich wahr werden, ein Clubkonzert in einer Zeit in der eigentlich alles aufgrund der herannahenden Corona-Virus-Pandemie abgesagt wurde und der Kulturbetrieb komplett zum erliegen kam. Und dieser Gig sollte eine Premiere sein: Black Metal in Bad Kreuznach, das ich das noch erleben darf. Aber auch das war dann sehr ungewiss, die allgemeine Coronapanik machte auch in hier keine Ausnahmen, somit wurden bis kurz vor Schluss immer wieder diverse Timelines in den sozialen Netzwerken überprüft ob das Konzert wirklich stattfindet und nicht doch noch kurz vor Schluss abgesagt wird.
So richtig glauben konnte ich das alles dann auch erst als ich vor der Tür vorm Dudelsack stand und dort Lebensspuren zu verzeichnen waren. Die Bands waren da, alles war aufgebaut und bereit für den Abend. Als erstes standen Blood Torrent aus Schwäbisch Gmünd auf dem Plan. Die Truppe befindet sich scheinbar gerade in einer Änderung ihrer Ausrichtung in Bezug auf Bühnenbild und Musik. Vergleicht man älteres Bild und Tonmaterial mit dem aktuell gebotenen dann stimmt die Richtung auf jeden Fall, beim Gig im Dudelsack konnten mich die neueren Songs mehr überzeugen als das ältere Material. Anfangs war man noch in Richtung BlackThrash unterwegs, aktuell gewinnt offenbar der Schwarzmetall die Oberhand. Das dargebotene Material der neuen Scheibe die noch in diesem Jahr erscheinen soll hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht, faszinierend fand ich das sie es schaffen auch die schnellen Passagen innerhalb der Titel spannend und überzeugend rüberzubringen, Blood Torrent bauen damit eine sehr düstere Stimmung auf. Dazu passend versucht man auf der Bühne ein optisch einigermaßen einheitliches Bild abzugeben was aber sicher noch ausbaufähig ist. Man muss ja nicht gleich der Masken und Kapuzenfraktion nacheifern, aber da geht bestimmt noch was um optisch als die gleiche Einheit aufzutreten die man musikalisch schon ist.
Nach der Umbaupause war es dann Zeit für die Freiburger Black Metaller von Narvik. Diese hatten ordentlich Räucherwerk vor der Bühne entzündet, und auch Kerzen und Knochenreste fanden sich auf dem kleinen Altar ein. In Kombination mit dem düster okkulten Auftreten der Band ein sehr stimmiges Bild. Es mag Leute geben die das alles für unnötiges Beiwerk halten, ich allerdings mag das wenn es den zur Musik und der Atmosphäre passt. Und das war bei Narvik definitiv der Fall. Der musikalische Fokus lag auf der aktuellen EP „Thoughtless Light“ die im letzten Jahr bei Van Records erschienen war , dargeboten wurden die Titel in einem ritualartigem Konzept das von vorne bis hinten stimmig war. Da auch der Klang im Dudelsack sehr gut war entfachten Narvik eine okkulte Stimmung die den perfekte Rahmen für die einzelnen Titel bot, das willensstarke und glaubhafte Überliefern ihrer musikalischen Vision an das anwesende Publikum war äußerst überzeugend . Neben dem abschließenden „Geist zu Scherben“ vom 2016er „Ascension to Apotheosis“ Album wies die Titelliste auf der Bühne noch zwei als „Lied 5“ und „Lied 4“ betitelte Manifeste auf. Da ich jetzt nicht der Narvik Ultrafan bin kann ich nur mutmaßen das es sich hierbei um neues Material handelt das einer kommenden Veröffentlichung entnommen ist. Ich hoffe es doch sehr, denn auch diese waren sehr begeisternd.
Wermutstropfen an der ganzen Sache war allerdings das nach den sechs Titeln auf der Bühnenliste wirklich Schluss war, auf zwei-drei Titel mehr hätte ich echt Lust gehabt. Somit löschte man die Kerzen auf der Bühne und verließ selbige ohne nochmals zurückzukehren. Das ist letztendlich natürlich konsequent und ich respektiere das auch, Bock auf mehr hätte ich dennoch gehabt. Und mit der Meinung stand ich nicht alleine da. Doch es sollte nicht sein, somit endete ein für mich sehr angenehmer Abend. Ich denke die schwarzmetallische Premiere ist geglückt, es hätten sich allerdings gerne noch ein paar mehr Leute im Dudelsack einfinden können. Aber jedes Feuer beginnt mit einem kleinen Funken, hoffen wir mal das dieser Abend die Initialzündung für weiter dunkle Abende im Musikkeller war. Von mir aus jeder Zeit wieder.
Bericht von Martin,