Nach unendlich vielen Festivals, war es mal wieder an der Zeit, ein neues Festival zu besuchen. Unsere Wahl fiel auf das kleine und
feine Masters of the Unicorn, da wir das Festival schon länger auf dem Schirm hatten und zudem von vielen netten Menschen
(Veranstalter und Helfer) angefixt wurden. Wenn dazu noch Bands wie Age of Woe, Wound, Purgatory, Obscure Infinity, Death Strike
und andere auf dem Billing stehen, und dafür nur lumpige 15 € Ticketpreis zu berappen sind, war es keine Frage hier zuzusagen. Das
kleine auf 300 Leute limitierte Open Air Festival wird von einer Gruppe Metalheads komplett in Eigenregie gestemmt. Und wie ich im
Vorfeld hörte, waren die Jungs so heiß auf Mister Speckmann und seine Combo Death-Strike, dass man bereit war, aus der eigenen
Tasche etwas obendrauf zu legen.
Das Masters of the Unicorn fand im Innenhof eines riesigen alten Gehöfts statt. Die Bühne und vieles andere wurde liebevoll selbst
gebaut, dennoch alles professionell und ok für ein kleines Festival. Zu Essen gab es neben belegten Brötchen und Wurst auch einen
veganen Eintopf, welcher sehr guten Anklang fand. Getränke gab es ebenfalls ausreichend, Bedienungen waren reichlich da, nett und
flink unterwegs, so musste man für ein kaltes Bier quasi nicht mal anstehen. Ein Highlight war das „Räudige Wiesel“, ein kleines
Partyzelt, welches in die Geschichte eingehen könnte, dazu später mehr. Parken und Zelten konnte man kostenlos auf zwei großen Wiesen
gegenüber der Location.
Wir kamen am Freitag nach 1,5 Stunden problemloser Anfahrt zeitig am Gelände an. Da der Boden schön weich war, konnten das Zelt
und der Pavillon schnell aufgebaut werden. Apropos weicher Boden, jeder der auf Festivals fährt, weiß, was es bedeutet mit dem Auto
auf einer Wiese mit weichem Untergrund zu stehen, wenn für das Wochenende Regen angesagt wurde…
Freitag, 1.9.2017
Die erste Band waren
Bloodjob
, die zu Fünft mit ihrem Brutal Death, Slam und groovy Zeugs schon mächtig Dampf machten. Es waren noch recht wenige Leute auf dem Gelände und zu allem Überdruss begann es zu Regnen.
Wound
aus Wiesbaden hatten schon deutlich mehr Leute angelockt. Der crustige Death Metal begeisterte die Fans und es wurde viel gebangt
und die Matten kreisten hier und da. Kurz nach den ersten Songs konnte man auch schon den ersten Moshpit des Tages sehen. Es wurden
viele Songs vom neuen Album „Engrained“ gespielt, aber auch Songs vom Vorgängeralbum „Inhale The Void“ wurden geboten. Die Band zeigte
gewohnt aktives Stageacting und das Publikum quittierte dies mit ebenso viel Action vor der Bühne. So kann man von einem gelungenen Gig der Hessen sprechen.
Incarceration
waren als Duo angetreten, um den Anwesenden mit old school Death Metal in den Arsch zu treten. Mit Einflüssen aus der Thrash, Crust und Speed Metal Ecke funktioniert das Duo aus Gesang/Gitarre und Schlagzeug live sehr gut und der kürzlich gegangene Basser Björn vermisste man nicht so wirklich. Frontmann Daniel hat seine Sache echt prima gemacht, verdrehte die Augen und schaute des Öfteren echt dämonisch von der Bühne, da vergesse ich den etwas limitierten Gesang gerne mal komplett. Incarceration haben bereits mit dem letzten Album „Catharsis“ bewiesen, dass sie grandiose Riffs schreiben können, wie sie die alten Schwedenbands damals zuhauf produziert haben und man sie heute kaum noch zu hören bekommt. Die Fans waren begeistert und machten eine riesen Stimmung vor der Bühne.
Schon waren die Headliner
Purgatory
an die Reihe. Zu Beginn war der Sound etwas schwach, wurde aber im Laufe des Gigs immer besser. Wer die Sachsen kennt, der weiß,
dass diese nie einen schlechten Gig abliefern, und so war es auch heute Abend. Straight und mit viel Stageacting knüppelten die vier Jungs ihren düsteren Black/Death Metal, eingehüllt in ebenso düsterem blauen Licht, von der Bühne. Ein würdiger Headliner, der beim Publikum prima ankam.
Danach gingen wir und viele andere ebenfalls in das „Räudige Wiesel“, ein Partyzelt, was seinen Namen auch verdient. Bei günstigen
Preisen flossen der „White Russian“, Gin, Whiskey und andere Kaltgetränke in Mengen. Je mehr Gesöff über die Theke gereicht wurde,
je besser wurde auch der DJ und alle im Zelt gingen steil. Ob Bands oder Fans, hier waren alles Eins und es wurde gebangt, Fäuste gereckt, mitgesungen, T-Shirts vom Leib gerissen und Tische und Bänke flogen durch die Gegend… Einfach herrlich!!! Schaut euch die Fotos an und ihr werdet verstehen…
Samstag, 2.9.2017
Nach der durchzechten Nacht, echt niedrigen Temperaturen und fieser Luftfeuchte, krochen wir recht spät erst aus dem Zelt. Nach einem dezenten Frühstück und sehr viel Wasser, konnte der Tag beginnen.
Leider sind deshalb
Black Mood
und
Red Stone Chapel
für uns ausgefallen. Wie man hörte, sollen die beiden Bands auch ordentlich gerockt haben.
So waren dann die Niederländer
Hamerhaai
auch erst die erste Band, die ich an diesem Tag sah. Hardcorelastiger Metal, bei dem so ziemlich alle Bandmitglieder mal den Gesang übernahmen und „Oberkörper frei“ auftraten, war mein Hallo-Wach-Programm. Bei einem Song durfte Landsmann Carl, Sänger von Massive Assault, der als Fan im Publikum weilte, ans Micro. Alles in allem ein solider Gig, der aber musikalisch nicht ganz so meine Baustelle war.
Taskforce Beer (TFB)
waren nun am Start. Grindcore mit Death Metal Einsprengseln stand nun auf dem Programm. Die beiden Sänger, die auch weitgehend noch die gleichen Stimmlagen abdeckten, schrien, keiften und growlten, was die Micros hergaben. Musikalisch wurde von dem Sechser im Highspeed Sector gebrettert, was das Zeug hielt. Zu Beginn war einem der beiden Sänger die Action vor der Bühne etwas zu lasch, so sprang er runter und zettelte einen Circlepit an, bei dem das Publikum eifrig mitmachte. Auch hier hatten die Fans ihren Spaß und die erst 2015 gegründete Band aus Trier ebenfalls.
Anders waren
Obscure Infinity
unterwegs. Die Westerwälder spielen seit jeher astreinen old school Death, wie er sein sollte. Ich war gespannt wie Sänger Jules wohl drauf sein würde, denn er hatte letzte Nacht im „Räudigen Wiesel“ ebenso die Kuh fliegen lassen, wie die meisten anderen. Aber dieser war bestens gelaunt und stellte erst mal ein Tablett mit Bier für die Fans vor die Bühne. Obscure Infinity zeigten eine tolle Show, bei der Fronter Jules eine klasse Gesangsleistung bot und auch mit Posing und Mimik die Songs bestens untermalte. Die Fans waren voll dabei und es wurde eifrig gebangt und einige Propeller, auch weiblichen Ursprungs, waren zu sehen.
Danach waren die alten Haudegen
Collison
aus den Niederlanden am Start. Der groovy Grindcore machte Spaß und gefiel den Fans. Neben Drums, Gitarre und Bass waren auch hier zwei Sänger auf der Bühne, wobei sicher einer den Job auch alleine machen könnte.
Mit
Cyness
folgte als nächste Grindband eine Combo, die schon seit 2000 am Start ist und bereits mit großen Bands der Szene Splits und Touren abgeliefert hat. Die oft politischen und sozialkritischen Texte der Potsdamer wurden auch mit den passenden Ansagen des sehr agilen Sängers Loffi unterstrichen. Die teils deutschen, teils englischen Songs wurden auch hier von dem Vierer straight ins Publikum geblastet.
Dann kam für uns die Überraschung des Tages, denn
Age of Woe
aus Schweden waren jetzt an der Reihe. Unglaublich atmosphärischer Death Metal, der teilweise an alte Entombed erinnert, wurde
jetzt geboten. Die beiden Gitarren spielten klasse Riffs und dezente, filigrane, nie nervende Solis, die großartig reinliefen. Nicht
nur wegen der Sludge- und Doom-Beigaben waren die Songs immer variabel gestaltet und auch der kratzig dunkle Gesang passte
hervorragend angenehm in das Gesamtkonzept. Ein fetter Gig der Göteborger, der von den Fans mit viel Applaus und Headbanging erwidert
wurde. Leider ist das Album „And ill wind blowing“ soundtechnisch sehr viel schlechter abgemischt, so dass man den großartigen
Livesound nicht mit dem Album vergleichen kann.
Headliner des Tages waren
Death Strike
um Mr. Speckmann. Die Truppe aus Master Members erschien pünktlich auf der Bühne und legte ein old school thrash-/deathiges Brett hin. Sänger und Bassist Speckmann grinste Kaffeetrinkend von der Bühne und hatte sichtlich Spaß bei diesem Gig. Die Fans waren prima drauf und feierten Death Strike ab. Mir persönlich gefallen Death Strike wegen der mehr deathigen Ausrichtung von 1991 etwas besser als Master und so hatte auch ich einen prima Headliner genießen dürfen.
Danach ging es abermals ins „Räudige Wiesel“, um noch den einen oder anderen Drink zu nehmen und den Klängen des Metal-DJs zu lauschen. Die vielen freiwilligen Helfer des Festivals hatten nun auch meist frei und feierten ihr gelungenes Open Air.
Da es am Sonntag endlich nicht mehr regnete und die Sonne am Himmel erschien, mussten auch nur wenige Autos mit dem Trecker vom Campingplatz gezogen werden. Wie die meisten Camper konnten auch wir ohne Schwierigkeiten abreisen.
Auch wenn das Wetter mit dem Regen und den niedrigen Temperaturen nicht so mitspielte, so war es ein tolles erstes Masters of the Unicorn für uns! Wir kommen sicher wieder, wenn das Festival im nächsten Jahr am letzten Wochenende im Juli an der neuen Location stattfindet.
Verfasst von
Pit