Gutslit - Carnal
Dieses Review sollte erst mit der Aussage beginnen, dass exotischer Metal schon immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen hatte. Dies macht aber natürlich erst Sinn, wenn man weiß was genau „exotisch“ für mich ist. Kurze Erläuterung dazu: exotisch ist Metal für mich, sobald er Elemente aus mir fremden Kulturen (Naher & Ferner Osten z.B.) in seiner Musik zur Schau stellt. Rudra aus Singapur wäre ein Beispiel dafür. Gutslit, die ihre Musik aus Mumbai zu uns schicken, tun dies allerdings nicht. Warum ihr Album mir dennoch wirklich gut gefällt, werde ich in den nächsten Zeilen versuchen zu erläutern.
Was mich persönlich bei heutigen Veröffentlichungen oft stört, ist das „zu hart versuchen“. Wenn ein vermeintlich verheißungsvolles Album dadurch in seiner Qualität gemindert wird, weil der erschaffende Künstler zu viel kreative Energie darauf verschwendet, möglichst unikal und innovativ zu klingen – ungefähr so wie ich mit diesem Satz. Gutslit gibt uns mit Carnal das komplette Gegenteil. Geradeaus, schnörkellos, konsequent aufs Maul. Kein Riff wirkt unnötig kompliziert, kein Tempowechsel wirkt erzwungen, man hat nie das Gefühl Variation will erzwungen werden. Die Band weiß ganz genau, was ballert, was dem Todesmetaller Freude bereitet und knallt uns das pausenlos ins Gesicht.
Dabei werden sie aber nicht langweilig. Nehmen wir beispielsweise „Bind Torture Kill“. Hier gehen wir ganz stark in Richtung Grind- und Deathcore, werden mit sehr schönen Pig Squeals beschallt und bleiben trotzdem im Großen und Ganzen knallender Death Metal. Dass Riffing, welches stark an den Genregrenzen kratzt und diese (ich stecke hier die Grenzen sehr eng um das Beispiel zu verdeutlichen) auch mal frech überschreitet, bereichert den Song. Anders ist es dann bei „Body Snatcher“. Hier bewegt sich die Band sicher im klassischen, moderneren Death Metal, erinnert teilweise an Kataklysm (als diese noch gut waren) und liefert einen durchweg drückenden, stimmigen Song ohne große stilistische Experimente. Und das funktioniert wunderbar.
Spiel, Satz und Sieg für die indische Combo. So einfach kann ein gutes Death Metal Album sein.
Anspieltipp: Son of Sam, Bind Torture Kill, Body Snatcher
Wertung: 8,5 / 10
Gesamtlänge: 29:56
Label: Transcending Obscurity Records
VÖ: 07. Juli 2023
Tracklist
1. Son of Sam Kill
2. Matriarch
3. Bind Torture Kill
4. The Killing Joke
5. Insidious
6. Body Snatcher
7. Altar of Putridity
8. Primeval
Website der Band: https://gutslit.bandcamp.com/
Bearbeitet von Nabu an 14.07.2023, 18:51
--------------
Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave.