Cryptic Tales – VII Dogmata Of Mercy
Black Metal aus Polen oder von Posen, Pop(o) und Popularität
Posen: Wenn die polnische Stadt Posen gemäß ihrem Namen verpflichten würde, dann würde ich meinen Arsch darauf verwetten, dass diese Horde nicht aus eben jener Ecke kommt. Ein halbschwerer Lachkrampf überkam mich ob der Bandfotos auf dem Innersleeve. Selten so misslungene Bilder gesehen. Das mit dem Mundwinkel-nach-unten-Ziehen-und-angestrengt-böse- daherglotzen müssen die Pandabären stellenweise noch ein wenig vorm heimischen Spiegel üben. Insofern, als die CD damit enormst zu meiner Erheiterung beigetragen hat, schon mal ein Treffer ins Schwarze. Respekt, haha!
Pop(o): Unumwunden gebe ich zu, dass ich in der musikalischen Beschreibung das Symphonic weggelassen habe, weil so mancher das für Pop(o) (oder auf gut Deutsch gesagt: „für´n Arsch“) hält. Yep, mit räudig daher polterndem Black Metal hat dieses Polen-Quintett genauso wenig gemein wie die Regensburger Domspatzen mit Dimmu Borgir (ich weiß, beides wird in Szenekreisen als Musik bezeichnet, damit hat sich's mit den Gemeinsamkeiten aber auch schon). Wer´s nicht gemerkt hat, hier ist bereits eine Referenzband genannt worden und ich meine damit bestimmt nicht die milchgesichtigen Chorknaben, die von den schönen Dingen des Lebens singen. Um nochmals kurz zum Posen zurückzukommen: Schade dass Cryptic Tales sich so typisch in Netzhemdchen und weiteren modischen Accessoires kleiden, die eine ernsthafte Beurteilung der Ambitionen unnötig erschweren. Denn die Musik ist nicht schlecht. Ich muss dazu sagen, dass ich es in den letzten Jahren vermieden habe, mir symphonisches Schwarzgeschrammel in die Anlage zu schieben, da das Genre den Zenit Ende der 90er überschritten hatte und man dieses ganzen Keyboard-Gelalles überdrüssig wurde. Auch die Dunkle Festung aus Norwegen bemerkte dies und ging auf späteren Platten doch wesentlich mehr gitarrenriff-betont zu Werke. Nach etwas länger dauernder Abstinenz in diese Richtung also musste ich doch feststellen, dass man sich mit etwas Abstand vom Geschehen durchaus mal wieder für die Musik mit dem Tasteninstrument begeistern kann. Zumal auch Cryptic Tales den besseren Weg gewählt haben und die Lala nicht in einem Meer aus Keyboardkleister absaufen lassen. Obwohl das Key eigentlich omnipräsent ist, fehlt es den Polen nicht an nötigem Geschick auf der Gitte. Die Gitarristen sind zumindest durchaus um Eigenständigkeit bemüht und spielen nicht nur den Akkord-Handlanger für die Schwarzweißen. Vielmehr stehen sie oftmals in direktem Konkurrenzkampf mit selbigen um die Vorherrschaft auf dem teuflischen Tanzparkett. Die Songs würden eigentlich gut im Ohr hängen bleiben, was doch sehr an Popmusik erinnert, die Spielzeiten der Stücke von teils 11 Minuten hingegen sind alles andere als radiotauglich. Es werden alle Sorten von Geschützen aufgefahren. Stark sind die Riffs, wenn sie ins leicht Deathige abtauchen wie zu Beginn von Set The Unholy Icons Free, aber auch epischere Momente wie in Towards Modern Darkness verfehlen nicht ihre Wirkung. Schöne zweistimmige Griffbrettarbeit bietet auch der Titeltrack, der ansonsten eher im sehr gemäßigten Tempo daher lärmt. Den ein oder anderen Blastbeat mehr hätte VII Dogma Of Mercy vielleicht noch vertragen können, aber das ist Ansichtssache. Lediglich den Vocals fehlt das charakteristische Etwas und sie klingen auch ein wenig schwach.
Popularität: Der Beipackzettel spuckt ganz schön große Töne. Dass die Band bereits seit Ende der 80er existiert und ihr erstes Demo auf Anfang der 90er datiert, ist für mich noch kein Grund, dass frühere Werke wie Anathema oder The Tales hier mit dem Wort Kult in Verbindung gebracht werden. Mag sein, dass die Band zu diesen Zeiten ziemlich erfolgreich war, wobei die Musik damals noch unter dem Label Death Doom durchging, aber ich glaube, dass mit der aktuellen Ausrichtung nicht unbedingt ein Popularitätsschub einsetzt. Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich von Cryptic Tales bisher noch nichts gehört habe. Traurig ist auch die Tatsache, dass dem aktuellen Anschreiben zufolge die Band selbst in die Bresche springen muss. Laut Bandleader und Hauptkomponist Peter ist die vorliegende CD eine polnische Version, da das Label Crash Music (USA) weder der Band Promos überlassen hat, noch uns eines zusenden würde. Ganz schön schwache Leistung. Hoffentlich zeigt der eigenhändig inszenierte Promofeldzug für die Band Erfolg. Verdient hätten sie es!
Fazit: Gefällt mir gut. Auch wenn´s mal wieder eher in die Richtung Pop geht. In der Liga der Symphonischen belegt dieses Polenschwadron klar einen der vorderen Plätze und ist nicht allzu weit von den Szenegrößen entfernt. Und wer mal lachen will, kann sich die Bandbilder auf der myspace-Seite ansehen
Wertung: 8 / 10
Anspieltipp: Set The Unholy Icons Free
Gesamtlänge: 59:21
Label: Crash Music
VÖ: 07.04.2009
Tracklist
1. Purgatory
2. Towards Modern Darkness
3. Valley Of The Dolls II
4. Set The Unholy Icons Free
5. In Immortality
6. Like In The Drakest Stormy Nights
7. VII Dogma Of Mercy
Website der Band: www.cryptictales.pl/
Myspace: www.myspace.com/cryptictalesband
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Life is short... when reflecting of how long you will be dead!