Brilliant Coldness – Poisoned Reality
Die Zeiten, in denen Metal-Musik aus östlichen Hemisphären ein Schattendasein fristete gehören der fernen Vergangenheit an. Da sollte auch dieses Kommando aus der Ukraine keine Ausnahme sein. In etwas weniger als einer Stunde spult dieses Quartett alles ab, was eine sehr gute, relativ undergroundige Metzelscheibe ausmacht. Die Herren Mor (Bass/Vocals), Angel (Gitarre), Dimas (Gitarre) und Napalmer (Kessel) haben sich dem technisch angehauchten Death Metal verschrieben, wie man ihn jedem Fan von Cannibal Corpse zu The-Bleeding-Zeiten und moderneren technischen Death-Metal-Kommandos (Necrophagist, Obscura etc.) ans verottete Herz legen sollte. Auf Poisoned Reality herrscht die richtige Balance zwischen technischen Eskapaden und aggressiver in-die-Fresse-Mucke. Die Songs bleiben fast immer so nachvollziehbar, dass das Bangen zu der Scheibe nicht unweigerlich in seltsamstem Genickverrenke endet.
Der Bass wummert in typischer Death-Metal-Marnier mit ordentlich Attack durch die Botanik, ist jedoch jederzeit gut hörbar, die Doublebass wird bis zum Kettenverschleiß malträtiert, die Snare jedoch selten in den Blastbereich gelenkt. Brilliant Coldness verstehen es aber durchaus schon mal den Gedärmehäcksler mit geringerer bis unterer Drehzahl zu bedienen, will heißen, dass beispeislweise im Opener Kingdom of the Dead auch schonmal im gehobenen Doom-Tempo operiert wird. Gitarrentechnisch ist hier ebenfalls alles im grünen Bereich. Tappings, Triolen, Stakkato, geile Akkordfolgen, Sechzehntel-Keule, Artificial Harmonics, saubere Soli, die auch mal rockig kommen wie in Post-Mortem Reality, kranke Melodien, Death-Metal-Herz, was willst du mehr? Lediglich bei den Vocals hätte noch ein wenig mehr Abwechslung gut getan, da Mor doch relativ eindimensional abgrunzt. Hier wären ein paar spitze Schreie nach Corpsegrinder-Art noch das I-Tüpfelchen gewesen. Mit der Speilzeit von knapp einer Stunde bekommt man mit Poisoned Reality allerdings einen ordentlichen Gegenwert, der jedoch niemals in Langatmigkeit ausartet. Dieses Album kann man sich getrost mehrfach hintereinander anhören und hat dann immer noch nicht alles Finessen erfasst. Â
Das Album wurde bereits im Jahr 2006 veröffentlicht und erfreut sich nun einer Neuauflage durch Apollon Records. Die Mugge ist allerdings relativ zeitlos und das Label hat Geschmack bewiesen, sich der Ukrainer anzunehmen.
Fazit: Amtliche Scheibe und Pflichprogramm für alle Fans von The Bleeding und leicht technischem Death Metal, dem dennoch nie der rote Faden verloren geht.    Â
Wertung: 8 / 10
Anspieltipp: Post-Mortem Reality

Gesamtlänge: 57:42
Label: Apollon Records
VÖ: 27.09.2009
Tracklist
1. Kingdom of the Dead
2. Post-Mortem Reality
3. Lords of the World
4. Return to Unbeingness
5. In Power of Honour
6. Cobweb of Selfdestruction
7. Program is Annihilated
8. Paradox of Madness
9. Cannibal Rules
Myspace: www.myspace.com/brilliantcoldness
Bearbeitet von stalinorgeler an 09.04.2010, 11:33
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Life is short... when reflecting of how long you will be dead!