Musik - Punk Rocker Pussy-Riot im Knast wegen Protest gegen Putin
Erst Punkrock gegen Kremlchef Wladimir Putin und nun Hungerstreik im Gefängnis: Aus Protest gegen Justizwillkür in Russland treten die Pussy-Riot-Musikerinnen in den Hungerstreik. Es ist der Kampf Kunst gegen Politik.

Sie werden keine Nahrung mehr zu sich nehmen, das teilten die Putin-Gegnerinnen Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Samuzewitsch am Mittwoch mit. Sie hatten als Mitglieder der Frauenband Pussy Riot im Februar in der Erlöserkathedrale in Moskau laut für ein Ende von Putins Dauerherrschaft gebetet. Die beiden sitzen mit dem Bandmitglied Maria Aljochina wegen Rowdytums seit mehr als vier Monaten in Untersuchungshaft.
Tolokonnikowa sagte bei einer Voranhörung im Gericht des Moskauer Taganski-Bezirks, der Beschluss, der Verteidigung bei einer so umfangreichen Prozessakte nur fünf Tage Vorbereitungszeit einzuräumen, sei „gesetzeswidrig“. Dem Gericht gehe es nur darum, die Verhandlung wegen der großen öffentlichen Unterstützung für die Angeklagten zu beschleunigen, sagte die Musikerin, die bei der Anhörung ein T-Shirt mit dem spanischen Protest-Slogan „No pasarán“, was soviel wie „sie werden nicht durchkommen“ bedeutet, trug. Ihre ebenfalls angeklagten Bandkolleginnen Jekaterina Samuzewitsch und Maria Alechina schlossen sich dem Hungerstreik an.

2800 Seiten in fünf Tagen „unmöglich“
Zuvor hatte der Vorsitzende des Tribunals erklärt, fünf Tage seien „ausreichend, um die Dokumente zu lesen“. Anwalt Mark Feigin sagte, die Prozessunterlagen umfassten mehr als 2800 Seiten, elektronische Beweise nicht eingerechnet. Deshalb hatte die Verteidigung ursprünglich gefordert, dass der Prozess nicht vor dem 1. September beginnen solle. Feigins Kollege Nikolai Polosow sprach von einer „Rückkehr zu den Stalin-Prozessen“. „Ich habe überhaupt keine Zweifel, dass Putin selbst oder seine Umgebung das Verfahren lenkt und am Ende für alle drei echte Haftstrafen verhängt werden, obwohl es dafür keine Grundlage gibt“, sagte Anwalt Nikolai Polosow.

Den drei Frauen, von denen zwei Kinder haben, wird „organisiertes Rowdytum“ vorgeworfen, wofür eine Strafe von bis zu sieben Jahren Haft vorgesehen ist. Die Gruppe hatte zwei Wochen vor der Präsidentschaftswahl für Aufsehen gesorgt, als sie auf dem Altar der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, der wichtigsten russisch-orthodoxen Kirche, ein „Punk-Gebet“ sprachen, um die engen Beziehungen der Orthodoxen Kirche zum damaligen Ministerpräsidenten Wladimir Putin anzuprangern. In einem Lied forderten sie die Amtsenthebung Putins, der inzwischen wieder russischer Präsident ist.

Unterstützer der Band in Haft
Der Fall der Band Pussy Riot polarisiert im teilweise sehr religiösen Russland. Mehr als hundert namhafte russische Künstler, darunter auch Putin-Anhänger, hatten Ende Juni in einem Protestbrief die Freilassung der Musikerinnen verlangt. Vor dem Justizgebäude kam am es Mittwoch wie bereits bei früheren Verhandlungen zu Ausschreitungen. Wie ein AFP-Reporter berichtete, wurde etwa ein Dutzend Unterstützer der Bandmitglieder festgenommen.

Quelle: focus.de
UnDerTaker am 05.07.2012, 13:43