Die
US amerikanische Black Metal Szene ist mittlerweile den Kinderschuhen
entwachsen und konnte auch ihren Exotenstatus abstreifen. Bands wie ABSU
waren einst Vorreiter und inzwischen können auch Formationen wie
LEVIATHAN, JUDAS ISCARIOT, XASTHUR oder KRIEG auf eine beeindruckende
Diskografie zurückblicken. In diese Riege reihen sich auch NACHTMYSTIUM
nahtlos ein. Gegründet wurde die Band im Jahr 2000 von Blake “Azentrius“
Judd und Pat McCormick in DeKalb, Illinois. Judd übernahm Gitarre,
während McCormick hinter den Fellen Platz nahm. Unterstützt wurden die
beiden von Zion "Z. Meger" Meagher am Bass. In den Jahren 2000 und 2001
wurden die beiden Demos “Holocaust of Eternity“ und “Unholy Terrorist
Cult“ aufgenommen und veröffentlicht. Zunächst war die Band noch stark
von norwegischen Vorbildern wie BURZUM oder DARKTHRONE beeinflusst, von
denen auf den ersten Veröffentlichungen der Band auch Cover Versionen zu
hören waren. 2001 wurde auch die Split “Ancient Battle Field“ mit ZALNIK
über Majestic Twillight Creations unter das Volk gebracht. In der frühen
Phase der Band gab es häufige Line up Wechsel, so halfen 2001-2002
Marcus Matthew Kolar am Bass und Kriglord an Gitarren, Keyboards und
Vokals aus und 2002 nahm Grave hinter dem Schlagzeug Platz. Ebenfalls
2002 folgte das erste Live Album “Live Onslaught“ und das Full length
Debüt ”Reign of the Malicious“. Letzteres wurde am 9. November von
Regimental Records in einer Limitierung von 666 Einheiten
veröffentlicht. Das Album zeigte noch immer klar die Einflüsse der Band
und wartete mit einer Produktion auf, die fast schon zu viel an Rohheit
bot, es aber gerade dadurch vermochte, die hasserfüllte Stimmung der
kreischenden Gitarren und des nervenzerfetzendem Gesangs zu
transportieren. Im Jahr 2003 folgte die selbst betitelte MCD “Nachtmystium“.
Verbesserungen erfolgten hier vor allem in der Produktion, diese ist
zwar noch immer hinreichend harsch und roh, aber die Instrumente waren
differenzierter geworden, was den mittelschnellen wie rasenden Parts
gleichermaßen zugute kam. Im gleichen Jahr wurde eine weitere Live CD
“Live Blitzkrieg“ über Autopsy Kitchen Records raus gehauen, die neben 5
Songs aus dem bisherigen Fundus eine Rehearsal Version und ein EARTH
Cover enthielt. Im
Jahr
2004 erfolgte zunächst die Veröffentlichung der Split mit XASTHUR und
die Neuauflage der ersten Demo und der Split in der “The First Attacks
2000-2001“ CD von Regimental Records. Im Februar des Jahres erschien die
bereits im August 2003 im Studio 1025 aufgenommene zweite Scheibe “Demise“.
Der Sound des Albums schafft es wiederum Stimmungen von Leere und
Verzweiflung gepaart mit einer depressiven Grundatmosphäre einzufangen.
Die sägenden Gitarren variieren dabei zwischen rasend und schleppend und
die kreischenden Vokals tragen ihr übriges dazu bei, den Hörer in den
Abgrund zu stoßen. Die Veröffentlichung erfolgte zunächst über Autopsy
Kitchen Records als Digipack und wurde danach zusammen mit Azentrius’
eigenem Label Battle Kommand als normales Jewel Case vermarktet. Im Juli
2004 erfolgte eine Wiederveröffentlichung der Debütscheibe zusammen mit
der selbst betitelten EP über Desire of Goat. Das Release war
ursprünglich nur für den japanischen Markt gedacht. Ebenfalls in diesem
Jahr wurde die EP “Eulogy IV“ über Total Holocaust Records
veröffentlicht. Diese Scheibe stellte einen Schnitt in der Entwicklung
von NACHTMYSTIUM dar. Man emanzipierte sich von den skandinavischen
Vorreitern, verabschiedete sich auch ein Stück weit von den ehemals
vorherrschenden Raw Black Metal Attributen und brachte erstmals
Seventies Psychodelic Rock Elemente mit in die Musik ein. Dieser Schwenk
in der Entwicklung wurde vom Publikum jedoch größtenteils positiv
aufgenommen. Es folgte das Jahr 2005 und brachte auf der
Veröffentlichungsseite eine weitere Live CD “Live Onslaught #2“, eine
Live DVD “Visual Propaganda: Live from the Pits of Damnation“ und die
Split “Daze West“ mit Krieg. Am 30. Mai 2006 wurde mit
“Instinct: Decay”
der erste Longplayer im neuen Soundgewand über Battle Kommand unter das
Volk geworfen. Aufgrund seiner Innovativität konnte es vielerlei gute
Kritiken in der Presse und auch bei den Fans erfahren. Ende 2006 und
2007 folgten ausgedehnte Touren durch die USA und Kanada. Dabei teilten
sich die Mannen die Bühne unter anderem mit ZOROASTER, 1349, GOATWHORE,
WATAIN und SKELETONWITCH. 2008 folgte ein Labelwechsel hin zu Century
Media, um der Band auch international eine größere Plattform bieten zu
können. Nachdem im Mai die EP “Worldfall”, die ursprünglich als Split
mit LEVIATHAN gedacht war veröffentlicht wurde, folgte eine Europatour
mit GENGHIS TRON und wiederum mit ZOROASTER. Im Juni folgte dann der
neue Longplayer, mit dem die Amis die neuen Pfade weiter austraten. Das
gute Stück hört auf den Namen “Assassins: Black Meddle Part I” und
verbindet bereits im Namen die Black Metal Wurzeln mit Pink Floyd's
'71er Meddle Album. Eingespielt wurde das gute Stück nicht bloß von
Judd, Jeff Wilson, Zion Meagher und Tony Lorano hinter den Drums,
sondern einige weitere Musiker trugen ihren Teil zu den einzelnen
Stücken bei. Im Grundton handelt es sich hier immer noch um ein
eindeutiges Black Metal Album, dass sich herrlich zum abgehen eignet,
die Rock Einflüsse bringen dem Album aber genau das Tüpfelchen
Innovation, das es aus der Masse abhebt. So waren die Reaktionen auf das
Album auch größtenteils positiv, obwohl es auch ein paar sell out
Vorwürfe gab. Promoted wurde das Album auf Touren mit OPETH und WOLVES
IN THE THRONEROOM. Die folgenden Veröffentlichungen “Doomsday Derelicts“
(EP, 2009) und “Addicts: Black Meddle Pt. II“ (2010) schlugen weiter in
die selbe Kerbe. Im zweiten Black Meddle Album wurde der Psychedelic
Anteil noch einmal erhöht und das Album braucht dadurch zugegebenermaßen
(noch) etwas mehr Eingewöhnungszeit. Dann zündet es aber richtig!
Live lässt sich das Material auch verdammt gut an, wovon wir uns auf dem
Inferno Festival in Oslo und dem Festung Open Air (Bericht)
bereits ein Bild machen konnten. Außerdem wurde dieses Jahr (2011) mit
„“Live at Roadburn“ eine weitere Livescheibe unter die Leute
geschmissen. Warum eine Band in 11 Jahren 4 Livealben veröffentlicht ist
mir zwar etwas unbegreiflich, Tatsache ist allerdings, dass NACHTMYSTIUM
von der Bühne aus die Massen dirigieren. Das kraftvolle Stage Acting und
die eingängigen Melodien sorgen dafür, dass kein Auge trocken bleibt und
beweisen weiterhin, dass Seventies Drogenrock und Black Metal sich doch
zu einer bangbaren Einheit zusammenschweißen lassen.
Torben aka Blackie // Stand: 05.2011
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