Jupp
Hardrocker
Gruppe: Bangerfront
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Geschrieben: 19.12.2013, 11:33 |
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HAMMER FIGHT - Chug Of War - Cd / HPGD Prod.
Eine gut bestückte Bar sollte kreativen Köpfen auch immer einen ernstgemeinten Zwischenstopp wert sein. Nicht umsonst lassen sich Künstler aller Genres gern die Birne betanken, bevor in Rausch und Koma beflügelnde Musen zu Besuch kommen. Einmal bis unters Dach abgefüllt, oder mit anderen Substanzen den Schleier des Alltäglichen gelüftet und in die Nebel des Umnachteten eingedrungen und schon sprudeln Ideen wie Magensäfte gegen die Verkehrsrichtung. Dann flittert zu Papier, was im Klarzustand abseits aller erdenklicher Möglichkeiten gewesen wäre. Songs mit beschwingtem Tiefgang oder simpler Struktur mit komplexer Aussage sind das Ergebnis am Ende einer Rechnung, die manchmal auch andere begleichen müssen. Um so zu arbeiten, muss der risikofreudige Musiker ein sehr hohes Tempo in die Nacht legen und viel von der eigenen Physis und Psyche verlangen können. Sonst kann es passieren, dass die 27 zur Legende wird. Dem Gott des Suffes sei Dank gibt es mehr Überlebende als es uns die Rock´n Roll Geschichte weiß machen will. Auch wenn jeder so seiner Federn im Namen der bildenden Künste lässt. Nur sollte euch klar sein, dass ihr auch hier bewusst propagandierten Irrtümern unterliegen könntet. Die nachfolgenden Kopfschmerzen zum Beispiel haben nichts mit Intoxikation zu tun, sondern rühren daher, dass viele kleine Kätzchen hinterher das produktive Chaos wieder alltagstauglich und langweilig machen müssen. Dass sich eine Leber zur Größe eines Medizinballes aufblähen kann um im Nachhinein als kleine verhärtete Murmel ihrer Aufgabe nicht mehr gerecht zu werden, ist genauso erfunden wie Magenschleimhautentzündung und Ösophagusvarizen. Derartige Gerüchte werden von der Pharmaindustrie zur Gewinnmaximierung und aufgrund der Nichtbeteiligung an den Einnahmen der Alkoholsteuer gestreut. Und dass man vom Saufen blöd wird … ich bitte euch, woher rühren denn all diese großartigen Welterfindungen; Berliner Mauer, parlamentarische Demokratie, Luftraumsteuer, FDP und Fernsehturm. Da kommt doch keiner reinen Verstandes drauf. Also lasst euch von nichts abhalten, erforscht eure Grenzen und den Füllpegel und lasst es krachen solange die Krankenkasse noch zahlt.
In diesem Sinne musizieren ein paar fröhliche Amerikaner, nennen das was sie da als Hymne an den Fürsten auf dem Promillethron entgegenbringen grobschlächtig Thrash & Roll und machen vom ersten Bier bis hin zum letzten Seufzer alles richtig auf der Via Alkoholika. Musikalisch legen sie sich nicht so fest, versuchen aber mit lockeren Fingern die spielerische Mitte zwischen Motörhead, Master und Pantera zu halten. Und weil die anscheinend immer dauerbefeuchtet und leicht schwebend über dem Boden des Gewöhnlichen flattern, gelingt die Übung irgendwie. In aller erster Linie rockt das Album und zeigt so viel Liebe zur Basis des Genres, dass ein Herr Kilmister auch auf seinem Krankenbett einen mörderischen Spaß hätte. Aber auch Masters Paule zöge bei einem Stück wie „Foot Chase“ seinen Hut oder respektive lüpfte seinen Santa – Bart. Im Kern handelte s sich aber doch immer wieder um pure Metal Songs mit Affinität zum Thrash und seinen vertrauten Strukturen, zuzüglich einem Maximum an Unbeschwertheit und reichlich tanzenden Solis. Zum Beispiel „Sleeping with the Enemy“ – vermutlich ein Song über ein Mädchen das Milch trinkt. Der enthält alles was wir uns von geschickt gestricktem Metal wünschen können. Harmonie, Aggression und Härte. Dazu eine relativ variable Gesangsleistung angestachelt durch sauerstoffrestistentes Tempo.
Letztendlich ist Chug Of War kein Album für eine etikettierte Schublade, sondern definiert sich selbst lediglich und vollkommen ausreichend als Metal. Anders ließe sich die angestrebte Vielfalt ihrer besoffenen Grundideen und deren Umsetzung in echte Lieder gar nicht erklären. Gesammelte Erfahrungen in anderen, meist brutaleren Gurgelgrunz und Kreisch – Kombos waren dabei sicher von Vorteil, das musikalische Spektrum distanziert sich von Altlasten aber deutlich (Abacinate, Call The Paramedics … – wobei erstere weniger Altlasten als immer noch brandaktuell und richtig gut sind). Die Band bestätigt in Eigenaussage, dass sie keine Erwartungen erfüllen oder der nächste noch schnellere oder noch düstere Act sein wollen, das Album soll ganz simpel als Katalysator dienen, der den langweiligen Alltag in etwas Erlebenswertes transformiert. Ein Freudenspender sozusagen, ein Quell positiver Energie, ein kostenniedriges Bordell für alkoholschwangere Metalheads mit Erektionsproblemen, aufgrund katastrophaler Zustände in der medizinischen Forschung. Ein Scheibe, die mit Druck und Feuer, mit Spielfreude und Hemmungslosigkeit die Angst vor dem Delirium nimmt. Also, hoch die Tassen und schlucken!
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