Forum: Pagan-Metal
Thema: Review: Firn - Frostwärts
Eröffnet von: ALUCARD

Beitrag von ALUCARD an 26.02.2022, 22:54
Firn - Frostwärts

Die Vorschusslorbeeren machten mich neugierig, da war die Rede davon "dass sich Firn weder lyrisch noch musikalisch dem pagan/folk-metallischen Hoch-die-Hörner-Kitsch verschrieben hat"(Khenaz/Andras,Temple of Oblivion), "dass Firns "Frostwärts" fernab von allem, was Pagan Metal heutzutage überhaupt noch bieten könnte, so authentisch ist, wie er es damals war" (Roman/Gernotshagen, Helritt) usw.. Klar, Promotexte loben immer über den Klee hinaus, wäre ja auch albern wenn das Label im Promoschrieb sagen würde das das aktuelle Werk eher nix is. Aber die Lobhymnen diverser Szeneveteranen waren dann doch zu glaubhaft um "Frostwärts" zu ignorieren. Nicht ganz nüchtern hier dann meine Zusammenfassung dazu, was definitiv nicht bedeuten soll das ich mir das Werk schöntrinken musste. Sondern es soll nur eventuelle Rechtschreib- oder Logikfehler entschuldigen.....

Und ich hätte es mir soooo einfach machen können. Nach dem ersten Durchlauf war ich doch enttäuscht und /oder die Erwartungshaltung zu hoch. Es war nicht erwartete Überhammer paganer Tonkunst den ich mir erhofft hatte nach dem lesen des Waschzettels, nix blieb hängen, nix animierte zum weiterhören. Aber irgendwas war da dann doch...
Und so kam es zu weiteren Durchläufen, was haben die anderen gehört was ich nicht gehört habe? Und die Magie der Scheibe kam zum tragen, Stück für Stück eroberte sie mein Herz. Die Titel setzten sich fest und erwuchsen zu Hymnen die ich nicht mehr aus dem Ohr bekam. Wer das erfassen möchte der möge bei "Urkraft" reinhören, ein Stück Musik das für mich das ganze Album wiederspiegelt. Paganmetal wie er sein soll, ohne peinliche Momente, ehrlich, glaubhaft, erhaben und stolz. Das gilt übrigens für das ganze Album, ich möchte hier nicht diesen einzelnen Titel hervorheben sondern nur einen Einstieg bieten.

Wackendorf, Metgeplänkel, all dies hat in der Welt von Firn keine Bedeutung. Selten kam mir ein Werk zu Ohren das die Sache so breitgefächert und doch genretreu zu Klängen formte. Anfangs hatte ich noch Probleme mit dem etwas zu künstlich klingenden Schlagzeugsound wenn es mal etwas schneller zu Werke ging, mittlerweile muss ich sagen das mich das gar nicht mehr stört.
Leider lag mir das Werk nur als digitaler Download zur Verfügung, gerne hätte ich die Texte selbst gelesen. Der Gesang ist zwar zum grössten Teil gut verständlich, aber selbst lesen ist dann doch noch etwas anderes. Zum Beispiel bei "Sonnenrad" hätte mich der Text dazu interessiert. Den das Sonnenrad wurde durch die Nazis missbraucht, aber es ist auch als Feuerrad bekannt, als Brauch bei dem ein, wie der Name ja auch sagt, ein brennendes Rad einen Hügel hinabgerollt wird. Somit würde ich einfach gerne wissen von welcher Seite aus sich der Titel dem "Sonnenrad" widmet oder ob es noch eine andere Sichtweise gibt.
Ihr merkt schon, "Frostwärts" kann ein sehr tiefgehendes Werk sein wenn man sich ihm hingibt. Ein Werk das mehr sein kann als nur blosse Musik, ein Werk das neue Wege aufzeigt und nach weiterer Beschäftigung verlangt wenn man den dazu bereit ist. Musikalisch ist es über jeden Zweifel erhaben auch wenn es wie bei mir etwas Zeit braucht um die Grösse zu erfassen. Aber dann lässt es einen nicht mehr los und hat das Zeug zu einem zukünftigen Meilenstein im Paganmetal.

9 von 10 Punkten



Gesamtlänge: 61 Minuten
Label: Einheit Produktionen / Schattenpfade
Vö: 25.02.2022

1.Frostwärts 09:45
2.Urkraft 08:17
3.Wo die Winde thronen 07:50
4.Sonnenrad 08:30
5.Menhir 09:12
6.Vater Berg 09:09
7.Firn 08:32

< https://firn1.bandcamp.com/album/frostw-rts >



Beitrag von UnDerTaker an 27.02.2022, 21:04
Gutes Review. Muss ich mal antesten.
Beitrag von Nabu an 28.02.2022, 11:33
Sehr feines Review, steht ganz oben auf der Liste :rock:
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