Forum: Grindcore
Thema: Review: Inhumate - The 5th Season
Eröffnet von: The Lu 999

Beitrag von The Lu 999 an 01.07.2009, 20:23
Inhumate - The 5th Season

Wenn ich den Begriff "Frankreich" gehört habe, dachte ich an alles, aber sicher nicht an Grindcore. Das hat sich mittlerweile geändert, denn das Land mit dem Eiffelturm hat einen gewaltigen Hassbatzen namens INHUMATE ausgespuckt, der schon seit 1990 sein Unwesen treibt. Der Beipackzettel zum Album enthielt einige Informationen, die ich doch recht verwunderlich fand. THE 5th SEASON ist mittlerweile das fünfte Album der Knüppeltruppe und wurde, wie seine Vorgänger, in Eigenregie im Down Town Studio eingetrümmert. Undergroundiger geht es wohl kaum. Bei allen Alben handelt es sich um eine zusammenhängende Konzeptreihe, welche das Leben und das Nichtigwerden der Zeit zum Thema hat, die nach diesem fünften Album noch zwei weitere Brecher enthält, die dann sicher später noch veröffentlicht werden. THE FIFTH SEASON symbolisiert Klarheit, Wissen und Weisheit. Man darf gespannt sein, was uns da noch erwartet. Kommen wir nun zur Band selbst.
Seit 1990 gab es einige Line Up-Wechsel, wobei einzig Fred am Bass seit jeher dabei ist. Dazu gesellen sich Christophe als Grunzkünstler, Damien an der Klampfe und Yannik an der Schießbude.
Also eins merkt man beim ersten Hören ganz deutlich. Die Herren verstehen ihr Handwerk! Fast 20 Jahre im Geschäft machen sich deutlich bemerkbar, denn die Franzosen beherrschen ihre Instrumente. Als nächstes fällt der hammermäßige Sound der Scheibe auf. Ein weiteres Bespiel dafür, dass es keinem großen Label bedarf, um gut zu klingen. Ganz im Gegenteil. Der Opener "Human ?" schlägt einem sofort die volle Breitseite des Soundspektrums entgegen. Gekloppe vom Feinsten, welches von Midtempo-Parts durchzogen ist, welche sehr moshig klingen, und so ein komisches Zucken im Fuß verursachen. Diverse Einflüsse sind raus zu hören, so wird nicht nur Old-School-Grind-Geballer geboten, sondern es donnern genau so mächtigste Death-Riffs und mörderische Noise-Core-Attacken ala EXTREME NOISE TERROR aus den Speakern. Das ist definitiv keine Musik für zart besaitete, denn auch textlich kann sich das Produkt sehen lassen, womit wir auch zum einzigen Makel der Scheibe kommen. Ich hatte das Booklet, in dem die Texte abgedruckt sind vor mir liegen, um zu verstehen, was es dort zu hören gibt. Aber das war ziemlich vergeblich. Die Band schreibt, dass sie keine Vocal-Effekte verwendet, was mir sehr imponiert, denn es hört sich streckenweise verzerrter als ROMPEPROP an, und man versteht rein gar nichts. Sehr schade, denn die Texte haben einen gewissen Tiefgang und Inhalt, der von Erkenntnis und dem schmerzhaften Verlust des Menschlichen handelt. Der Song "21 Grams" z.B. handelt, wie der Film, vom Gewichtsverlust von 21 Gramm im Augenblick des Todes. So viel soll nämlich angeblich die menschliche Seele wiegen. Naja, wie gesagt, der gesamte Tiefgang geht in dem Gehämmere zwar ziemlich unter, macht das Album aber sehr interessant. Entgegen der allgemeinen Grindkultur verzichten INHUMATE fast gänzlich auf irgendwelche Intros, und so gibt es das Brett immer direkt vor den Schädel. Der Bonustrack am Schluss ist mit Cello-Klängen versehen, die dem Ganzen etwas geben. Fragt nicht was, aber das Ding ist ein echter Ohrwurm. Nach 19 Tracks und einer guten halben Stunde ist das Spektakel auch schon wieder vorbei.


Fazit: Ein sehr gelungenes Stück Geknüppel, dass den Herren so schnell keiner nach macht. Wer auf Extreme Noise Terror, Rotten Sound und der gleichen mit einem Schuss Rompeprop steht ist hier genau richtig. Heftigstes Geknüppel von vorne bis hinten. Trotz der strammen Marschrichtung ist dieses Langeisen aber doch sehr abwechslungsreich und bietet dem Hörer den ein oder anderen Hörgenuss neben der besagten Grobkeule. Ich finde das Stück echt brachial, und bin auf die Folgewerke auf jeden Fall gespannt. Vielleicht versteht man dann sogar die Texte. Ein Label werden sich die Herren wohl bis dahin auch nicht suchen, und das ist auch gut so. Die Unabhängigkeit tut ihnen nämlich alles, aber nicht schlecht. Für Liebhaber der groben Old School Ballerorgien ein definitives Muss.



Anspieltipp: Obey

Wertung: 8 / 10





Gesamtlänge: 33:55
Label: ???
VÖ: 15.04.2009


Tracklist
1.Human?
2.Hellmaze
3.Whisper
4.Bleargh!
5.Ecotone I: The Tree
6.21 Grams
7.The Glance
8.It's Back
9.Dig!
10.Addicted
11.Ecotone II: The Ocean
12.Flames
13.I Want to Kill Some...(Part V)
14.Art,Sex,Intelligence
15.Obey
16.Ecotone III: The Sphere
17.Mic Crusher
18.59 Seconds
19.It's Back (bonus track)



Website der Band: < www.siteinhumate.com >
Myspace: < www.myspace.com/inhumate >



Beitrag von Exorzist an 01.07.2009, 21:37
Na da kam das Scheibchen ja an den richtigen Mann  :sagrin: Nachdem ich mal in die Materie reingehört habe muß ich zugeben das ich da schon wesentlich schlechteres gehört hab. Derbes Geprügel mit dem gewissen Extra.
Beitrag von The Lu 999 an 01.07.2009, 21:54
Jap, danke dafür. Is echt was Genaues. Dürfte nicht jeden Geschmacksnerv treffen, aber muss es ja auch nicht.  ;) Mir gefällt es jedenfalls  :)
Beitrag von Gaby :) an 03.07.2009, 07:39
@The Lu:

1000 Dank für die wunderbare und ABSOLUT ZUTREFFENDE Beschreibung  :inlove: ,- alle Daumen hoch - ich habe auch noch die Growth und die Ex-Pulsion von denen und besonders letztere hat es mir voll angetan (besonders songs wie Therapy for dogs und in Quest, pp.) und ich war echt happy, daß ich die letztes Jahr auf dem Death-Feast sehen/hören konnte - trotz voll Regen und Stürmchen für mich ein absoluter Genuß gewesen und die Herren selbst sind auch einfach klasse  :)

Beitrag von The Lu 999 an 06.07.2009, 13:56
:look: 1000 gern geschehen  ;) Sind die älteren vom Sound her auch so druckig? Ist nämlich genau mein Ding  :rock:  :winken:
Beitrag von Gaby :) an 13.07.2009, 13:03
Sorry, komm erst jetzt zum antworten,- ja doch, kann man schon so sagen,- ich bin relativ überzeugt, daß sie Dir gefallen würden -wie gesagt, mir hat's halt besonders die Ex-Pulsion angetan irgendwie - auch wenn ich die neue auch echt o.k. finde  :inlove:
Beitrag von The Lu 999 an 13.07.2009, 19:38
Oki, dann werde ich da wohl auch noch mal ein Ohr dran halten müssen.  :rock:  :drink:
Beitrag von Gaby :) an 13.07.2009, 20:11
Definitiv,- Du wirst es nicht bereuen, denk ich...  :biggrin:
Beitrag von UnDerTaker an 15.07.2009, 03:47
Hab di Buben mal in London in einem "Pub" (Purple Turtle) Live gesehen. Waren zwar nur ca. 30 Mann da aber hat Spaß gemacht die Mucke  :biggrin:
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