Die Finnen Convulse sind zurück. 22 Jahre nach dem Debütalbum "Word Without God" präsentieren uns Rami Jämsä (Gesang und Gitarre), Kristian Kangasniemi (Gitarre), Juha Telenius (Bass) und Rolle Markos (Drums) ihr drittes Album "Evil Prevails". Da im gleichen Jahr Alben wie "Mental Funeral" von Autopsy oder "The Rack" von Asphyx erschienen, ist das Debüt seinerzeit etwas untergegangen, gehört aber bei Kennern zu den Klassikern. Von dem sehr schwachen Album "Reflections" von 1994 wollen wir lieber erst gar nicht sprechen ... Doch anno 2013 verspricht Rami, neben Juha, auch Gründungsmitglied, dem geneigten Metalfan: "Convulse 2013 sind heavier und fieser denn je, und das neue Album ist für uns die Wiedergeburt des Old-School-Spirits der frühen 90er Jahre". Weiter sagt Rami, und das ist Musik in meinen Ohren und unterstreicht den old school Gedanken der Deather: "When recording, we concentrated on the energy brought on by playing everything live — no triggers or Pro Tools". Dabei erwartet uns hier kein "Old School" Rumpel Death Sound, der blechern aus den Speakern schallt, sondern eine saubere, fette und ordentliche Produktion.
"Evil Prevails" ist keine leichte Kost, wirkt es doch erst mal etwas sperrig aufgrund der Doom und Thrash Elemente, kleineren Gitarrenfrickeleien und Tempowechsel. Aber alles wird mit Maß eingesetzt und der Old School Death steht im Vordergrund. Sänger Rami grunzt abgrundtief in sein Mikro und die Musikerfraktion bollert was das Zeug hält. Wie eine Flugabwehrkanone hämmern Schlagzeug und Bass Salve um Salve aus den Lautsprechern. Trotz des rohen Geballers werden feine Melodien und Riffs in Massen produziert. Kurze Breaks und Downtempoparts bringen Abwechslung und Spannungsbögen in die Songs. Gerade die doomigen Grooveeinlagen erinnern teils an Hail of Bullets und animieren zum Mitbangen – ich denke, dass das Material live sehr die Nackenmuskeln strapazieren wird.
Bei "Unholy War" und "God Is Delusion" bringen die Finnen auch sehr gekonnt und passend cleanen Gitarrensound unter. Auf ein Intro wird verzichtet, stattdessen geht es mit dem Opener "We Kill Our Kind" gleich zur Sache. Dieser Song ist etwas sperrig und die Gitarrenfraktion darf sich darin voll ausleben. "Reborn In Chaos" glänzt mit doomigen Einlagen im hinteren Teil, die ihrerseits mit schnellen, fast thrashigen Parts, abgelöst werden. Der Schlusssong "Oceans Of Dust" beginnt auch erstmal doomig, um dann im Wechsel schnelle und langsame Old School Death Metal Attacken zu reiten. Die letzten zwei Minuten des Songs gehören aber einem Psycho-Rock Riff, welches mit anschwellendem Babygeschrei angereichert wird und quasi als Outtro im Meeresrauschen endet. Der Kracher auf dem Album überhaupt ist aber der Titelsong "Evil Prevails". Hier stimmt alles: Bollernde Drums und klug eingesetzte Becken, tiefes, fettes, groovy Riffing, feine Gitarrenmelodien, Tempowechsel von Doom bis Thrash - ein sehr feines Arrangement, welches durch den zurückhaltend grunzenden Rami abgerundet wird.
Sicher gibt es bessere Sänger wie Rami und die Riffs hat man auch schon hier und da gehört, aber wer sich mit dem nicht gleich eingängigen Album beschäftigt, wird seine Klasse erkennen. Bisher habe ich die Scheibe mindestens sechsmal gehört und habe immer noch Spaß dabei.
Das 8-seitige Bocklet enthält die Songtexte und ein Bandfoto der aktuellen Bandbesetzung. Das schlicht gestaltete Cover zeigt eine Zeichnung, die von dem bekannten Luxi Lahtinen erstellt wurde. Ein Kritikpunkt ist sicherlich die, mit nur 36:53 Minuten, doch sehr knapp bemessene Spielzeit des Albums.

Fazit: Convulse bringen kein Überalbum, aber ein sehr solides Old School Death Metal Machwerk, welches zwar sperrig, aber nie langweilig ist. Wer die tieferen Tonlagen und groovebetonten Death Metal bevorzugt, der sollte hier mal ein Ohr riskieren.

Anspieltipp: Evil Prevails

Wertung: 8 / 10