Forum: Death-Metal
Thema: Review: Dedicted – Argonauts
Eröffnet von: stalinorgeler

Beitrag von stalinorgeler an 15.10.2008, 18:55
Dedicted – Argonauts

Wenn's schon modern sein muss, dann prinzipiell bitte so. Mit ihrem Debüt Argonauts klatschen die Belgier im ersten Hördurchgang alles, was derzeit an trendigem „Abiturienten-spielen-anspruchsvollen-Death-Core“ angesagt ist, gnadenlos an die Wand. Dabei beschleicht mich permanent das Gefühl, dass Dedicted des Öfteren mal den Death-Proggern Meshuggah ein paar Rotationen im Schacht gönnen. Hier wird teils mit ähnlich verzwickten Beats und Polyrhythmiken rumhantiert. Dazu hat der Barkeeper noch ein bisschen klaren Gesang und die typischen Downbeats des Hardcore gemixt. Fertig ist der Cocktail. Manko bei diesen Cocktails ist es bekannter Weise jedoch, dass, wenn man zu viel davon inne hat, sich irgendwann der halb verdaute Inhalt des Magens in einem ehrfürchtigen Ritual des Dahinknieens und Wimmerns zu Ehren des Porzellangottes in die Kackschüssel ergießt. Nun will ich nicht sagen, dass ich jedes Mal, wenn ich Argonauts mein Gehör schenke, den Tapeten in der heimischen Stube einen neuen Tarnanstrich verpasse, aber nach spätestens zwei bis drei Liedern ähnelt diese Platte dem alternierenden Essvorgang eines Wiederkäuers aus Verdauung, Hochwürgen, nochmals Durchkauen und wieder Runterschlucken, sprich es wird ein wenig langweilig, weil alles sehr eintönig aus den Boxen kreischt und die Lieder sich vom Aufbau her sehr stark ähneln.
Das könnte auch der Grund sein, warum Dedicted die Spielzeit ihres ersten Longplayers auf nur etwas über 40 Minuten ausgewalzt haben, denn nach dieser Zeit ist alles gesagt und noch ein Lied dieses Kalibers wäre verschwenderischer Über(dr)(fl)uss. Man sollte das jetzt natürlich nicht zu negativ sehen. Einzelne Lieder sind durchaus mehr als interessant gestaltet. Als Exempel kann man hier ganz gut Track Nummer 3 Virgin Soil Epidemic heranziehen. Beginnend mit einem sehr brachialen „Ich-verknote-mir-die-Finger“-Riffing a là Flummiball in der Gummizelle (ich weiß, sehr bescheuerte Assoziation) und anschließendem, ebenfalls sehr verspieltem Thrash-Geschrubbe wird im Refrain so etwas wie melancholisch anmutendes Modern-Metal-Wehklagen aus der Trickkiste hervorgekramt und als Sahnehäubchen noch ein possierliches Gitarrensolo obendrauf gesetzt. Es passiert also nicht gerade wenig in einem Song und aus der Fülle aus Riffs und Variationen würden manche truhue Blackmetaler einen Fundus für die restlichen Platten-Produktionen ihres Lebens schöpfen können. Als Ergänzung werden über die gesamte Distanz Samples und mystisch wirkende Soundlandschaften mittels Tasteninstrument eingestrickt. Für meinen Teil leidet Argonauts also trotz des etwas überdurchschnittlichen Könnens an einer großen Portion Einfallslosigkeit. Es fehlt einfach der Aha-Effekt, der einen plötzlich aufhorchen lässt.

Fazit: Nicht schlecht, aber nix was ich mir jeden Tag anhören, geschweige denn kaufen würde. Aber reinhören schadet auf jeden Fall mal nicht. Wegen mangelnder Abwechslung daher nur              
         


Wertung: 7 / 10





Gesamtlänge: 41:54
Label: < Shiver Records >
VÖ: 15.04.2008

Tracklist
1. The Revenant
2. Heretic
3. Virgin Soil Epidemic
4. Crystalline
5. The Pathologically Grandiose Megalomaniacs
6. Rebirth
7. A darker shade
8. Argonauts


Website der Band: < www.dedicted.com >
Myspace: < www.myspace.com/dedicted >

Beitrag von Slaypultura an 16.10.2008, 09:19
Ach, ma wieder herrliche Metaphern und Assozationen, bravo! :ok:
Stutzen musste ich jedoch bei der Benotung. Als ich am Ende deines Reviews angekommen bin, hätte ich jetzt bestenfalls eine 5,5 als Endnote erwartet, ne 7 fällt bei mir eher in die Kategorie "würd-ich-mir-kaufen-wenn-ich-se-auf-nem-Merchtisch-bei-nem-Konzert-finden-würde"..
Aber das is am End nur Definitionssache..
Auf jeden Fall kann ich wohl auf diese Scheibe verzichten, dieses ganze Core Gedöns geht ma gar nich an mich ran..

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