Forum: Death-Metal
Thema: Review: The Acacia Strain – Continent
Eröffnet von: stalinorgeler

Beitrag von stalinorgeler an 24.08.2008, 20:29
The Acacia Strain – Continent

Dieses aus Tönen gegossene Brecheisen haut allen friedliebenden Hippies und Weltverbesserern dieses Planeten die Kauleiste mit der Wucht einer Atombombe aus dem Schädel. Selten konnte ich mich in ein Album so schnell verlieben wie in Continent. Als Masachusetts´ heaviest Band (kann ich nicht beurteilen, bin so selten da) im Labelspicker beschrieben, kotzen uns die vier Amis hier einen Hassbatzen vor die verfaulenden Füße, der sich gewaschen hat. Wollte Shouter Vincent Bennet auf Continent alles rauswürgen, was er zum Thema Nihilismus kund zu tun hat, herzlichen Glückwunsch, es ist ihm gelungen.
Sicher, Nörgler werden jetzt anführen, dass sie Abrissbirnen solchen Kalibers schon zu Dutzenden im Schrank stehen haben, aber ich will Continent losgelöst betrachten von „hey, so was in der Art haben schon zwanzig andere Bands vorher oder zumindest so ähnlich gemacht“. Mag ja alles sein, aber ich werde nicht nur Bands unterstützen, die bereits einen gewissen Status haben. Auch die fünfzigste Kopie wohlbekannter Sounds sollte objektiv betrachtet werden, vor allem wenn es sich um so geiles Material wie das von The Acacia Strain handelt.
Aber was ist es, das mir dieses Album so schmackhaft macht? Frontsau Bennet hört sich durchwegs so an, wie ich mir die Kröte Sancho (Warum fällt mir immer so ein Schrott ein?) mit Kehlkopfkrebs im Endstadium, aber einem gleichzeitigen nicht zu unterschätzenden Zigarettenkonsum von drei Päckchen Reval ohne Filter pro Stunde vorstelle. Er grunzt sich zwar relativ eindimensional durch die Hasstiraden, aber irgendwie passt das hier ganz geil zusammen. Genieße ich unter meinen Headbangerkumpels den Ruf, am liebsten technisch überversiertes Todes-Geschraddel zu konsumieren, so ist Continent der auf Silberling gebannte Beweis dafür, dass ich auch relativ straight forward sein kann. Denn The Acacia Strain gehen stellenweise doch recht stumpf, aber durchaus effektvoll zu Werke. Obwohl, …auch das muss man erst mal hinkriegen. Zu obituaryesker Simplizität gesellen sich sirenenmäßige Leadgitarren von Gitarrist DL, die jeglichen Anflug von Sologefiepse weitestgehend überflüssig machen und einen leicht psychopathischen Touch aufweisen. Ein Quäntchen Meshuggah (aber lang nicht so abgedreht wie selbige), da noch ein Spritzer Dying Fetus, dort noch ein Stückchen eines Morbid Angel (man höre sich nur das Anfangsriff des Openers Skynet und die dazu verzweifelt quiekende Leadgitarre an) und fertig ist die Henkersmahlzeit. Was ich ebenfalls sehr gelungen finde, ist die Tatsache, das Kesselwart Kevin Boutot wohl niemals den Lappen wegen Geschwindigkeitsüberschreitung abgenommen kriegen wird, denn hier spielt sich alles im gemäßigten bis leicht angezogenen Tempo ab. Ist halt ´ne Kriegsmaschine, die mit angezogener Handbremse fährt, aber es ist ja irgendwie auch viel bedrohlicher, wenn sich eine Armada Kampfpanzer vom Horizont her langsam nährt, als wenn ein Schwarm Kampfflugzeuge mit Mach 2,4 über die Hohlbratze hinwegdonnert. Der Vollständigkeit der Würdigungen halber sollte man sich auch das Lied Kraken nicht entgehen lassen. Da hört man zu Anfang mal, wie ein Bass (Jack Strong) zu klingen hat, damit es im Karton rappelt. Ich empfehle übrigens zur totalen Verwirrung und im Falle eines Probehörens, mit dem letzten Track der Platte The Behemoth anzufangen. Dann wähnt man sich nämlich mit einem äußerst melodischen Stück, welches Soundtrackcharaker und ein simples rockiges Solo aufweist, auf der völlig falschen Spur und findet´s umso geiler, wenn man dann ´nen anderen Song rauspickt. Und noch was zur Desorientierung, die Gestaltung der CD lässt eher auf ein paar verkiffte Stonerrocker schließen denn auf geilen Death Metal. So schöne Monsterfratzen wie im Booklet hab ich aber nicht mehr gesehen, seitdem ich mit circa acht Jahren aufgehört habe, Superman-Heftchen zu lesen, und allein das macht die Scheibe geil.  

Fazit: Musikalisch wie auch optisch für mich ein Gesamtkunstwerk, auch wenn viele andere Menschen dies anders sehen werden. (Das Durchstöbern diverser anderer Reviews hat mich bestätigt)



Wertung: 9 / 10





Gesamtlänge: 40:23
Label: < Prosthetic Records >
VÖ: 22.08.2008

Tracklist
1. Skynet
2. Seaward
3. Dr. Doom
4. Forget-Me-Now
5. Cthulu
6. Baby Buster
7. Balboa Towers
8. JFC
9. Kraken
10. The Combine
11. The Behemoth

Myspace: < www.myspace.com/theacaciastrain >



Beitrag von The Lu 999 an 25.08.2008, 13:20
Huiui... schön beschrieben das Material!!! Werd da ma reinhören.
Hier kommt ja jetzt ein Review nach dem anderen...  :censored:  :)

Beitrag von BlackLady an 25.08.2008, 14:20
Ui... 9 von 10 Punkten!!!
Und was soll denn "obituaryesker Simplizität" sein???

Gruß

Beitrag von stalinorgeler an 25.08.2008, 20:21
Thx, LU gebe mir Mühe bei der Beschreibung! Und an dich liebe Frau :gitarre: wollen sie mich jetzt  :angry: machen, in dem sie meinen Schreibstil  :kenny:. Dass wird in der nächsten Probe ausdiskutiert  :peitsche:. Oder vorher schon auf dem NOAF.  :baddevil:
Sie sollten  :beten: dass ich ihnen nicht den  :ghostface: von den Schultern reiße.

Viel Spaß mit der Nachricht  :silly:
Mach dir selbst einen Reim drauf  :pfeif:

Stali

Beitrag von Exorzist an 25.08.2008, 22:14
Nachdem ich auch mal ein Ohr in das Material gehalten habe kann ich da im wesentlichen zustimmen, aggressives Material das mit teils schrägem aber mächtig knallendem Sound in die Magengrube haut.
Beitrag von skinless an 26.08.2008, 18:30
hey, danke fü die rezi. endlich hört mal jemand die klasse von "continent" !
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