Forum: Black-Metal
Thema: Review: Mortem - Slow Death (Demo + Neuaufnahme)
Eröffnet von: UnDerTaker

Beitrag von UnDerTaker an 31.03.2022, 09:38
Mortem - Slow Death

Hier liegt „Slow Death“ - ein schwerer Brocken vor mir. Die Scheibe der norwegischen Black Metaller wurde 1989 bereits als Demo auf Kassette released und nun nochmal komplett neu eingespielt und „interpretiert“. Besonders positiv an dieser Ausgabe ist, dass eben besagtes Demo auf einer zweiten CD mit im Paket enthalten ist.
Steinar Sverd Johnsen (Arcturus) gründete die Band 1987 und nahm mit Sänger Marius Vold und Mayhem-Drummer Jan Axel „Hellhammer“ Blomberg die Demo 1989 auf. Obwohl Euronymous und Dead von Mayhem als Produzent und Coverkünstler an der Demo beteiligt waren, wurde die Demo zwar zu einer Inspiration weiterer Bands, erreichte aber nicht den ganz großen Bekanntheitsgrad in der Szene. Danach legte man die Band auf Eis und widmete sich den bekannten Bands Arcturus, Thorns und Stigma Diabolicum.
2019 fand sich die Band zusammen und verstärkt mit Bassist Tor R. Stavenes (1349, Den Saakaldte Svart Lotus) wurde das Album Ravnsvart veröffentlicht. Mit eben dieser Truppe entschied man sich die Demo noch einmal komplett neu aufzunehmen und zu veröffentlichen.

Die 1989er Demo klingt immer noch ziemlich geil in meinen Ohren. Harscher und ungeschönter Sound, scheppernde Drums und kratzige Gitarren passen auch heute noch in die Zeit. Einzig der „Gesang“ von Vold ist grausig. Irgendein Gekratze und blechernes Geräusch, was nur schwer überhaupt als Gesang erkennbar ist. Von den Texten ist selbstverständlich nicht ein Wort wirklich zu verstehen. Teilweise erinnert mich die Demo an die Frühwerke „Scum“ und „Mentally Murdered“ von Napalm Death als man noch zwischen Death und Grind pendelte. Death, Grind und Thrash vermischen sich hier und so fällt es mir schwer, die Demo als lupenreinen Black Metal zu betrachten.
Mit der Neuaufnahme haben die Norweger sich einen modernen, polierten, fetten Sound zugelegt. Vor allem wurde der Gesang komplett gedreht und man hat einen deutlich vernehmbaren und weitgehend verständlichen Gesang, der mich teilweise an Satyr von Satyricon erinnert, aufgenommen. Man hat im Übrigen auf das Intro verzichtet und mit „Satanas“ einen neuen Song und mit „Likferd“ ein Mayhem-Cover dazugepackt. Auch der neue Sound ist für Black Metal recht soft ausgefallen und doch weit weg vom Original.
Schon bei dem Opener „Mutilated Corpse” ist dies zu erkennen. Death/thrashig geht es zu, harmloser und mit leichten Keyboardeffekten unterlegt (Dimmu Borgir lässt grüßen). „Milena“ wechselt zwischen stampfendem Slow-Motion und schnellem Geballer. In der Geschwindigkeit im großen und ganzen recht ähnlich dem Original. Bei „Slow Death” ist man auch eher softer und verhaltener unterwegs wie 1989. Dies setzt sich bei „Agonized to Suicide” so fort. Um Längen braver und melodischer als das Original und wieder fallen die Keyboards auf. Mortems „Nightmare” ist ein über weite Strecken langsam hypnotischer Song, welcher am Ende nochmal so richtig Gas gibt, soweit das Original. In der Neuauflage ist der hypnotische Anteil verloren gegangen, stattdessen wird er langsam und keyboardlastig gespielt, besitzt aber auch hier einen schnelleren Schluss.
Der neue Song „Satanas“ ist ein langsamer, schwermütiger Song mit cleanen Gesangseinsprengseln. Hier kommen mir Anleihen zu Satyricon in den Sinn, ohne dass man aber die Eingängigkeit der Satyricon-Songs erreicht. Mit den 5:54 Minuten Spielzeit ist „Satanas“ der Längste auf dem Album.
Ähnlich lang ist der Schlusssong und Mayhem-Cover „Likferd“ und ist für mich der beste Song des Albums. Straight forward, getrieben von den galoppierenden Drums und einem kreisenden Gitarrenriff, fräst sich der simple Rhythmus in das Gehirn. Shouter Vold zeigt sich hier von seiner besten Seite und würgt angewidert den spärlichen Text in das Mikro, echt überzeugend.

Als Resümee bleibt festzuhalten, dass „Slow Death“ ein durchaus interessantes Album ist, wenn man sich gleichzeitig mit dem Original beschäftigt. Abgesehen von dem Gesang finde ich die Demo von 1989 überzeugender, roher und brutaler (und grindiger). Die Neuaufnahme überzeugt mit gutem Gesang und Sound, ist aber insgesamt zu brav und melodisch für einen Black Metal-Meilenstein geworden.

Wertung: 7 / 10




Gesamtlänge: 29:22 Minuten
Label: < Peaceville Records >
VÖ: 18.02.2022

Tracklist
Disc 1 (Neuaufnahme 2022)
1. Mutilated Corpse 03:37
2. Milena 02:34
3. Slow Death 03:43
4. Agonized to Suicide 03:38
5. Nightmare 04:08
6. Satanas 05:54
7. Likferd (Mayhem-Cover) 05:48

Disc 2 (Demo 1989)
1. Intro 01:28
2. Mutilated Corpse 03:34
3. Milena 02:07
4. Slow Death 02:07
5. Agonized to Suicide 02:25
6. Nightmare 02:17
Gesamtlänge: 13:58

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