Forum: Black-Metal
Thema: Review: Bann – Æschatologia
Eröffnet von: stalinorgeler

Beitrag von stalinorgeler an 25.02.2009, 08:53
Bann – Æschatologia

Bei dem Dreck, der einem heute als Black Metal untergejubelt wird, ging ich mit sehr gemischten Gefühlen an einen ersten Hördurchgang von Banns Æschatologia und ich muss sagen, dass in mir doch nochmals Hoffnung aufkeimt, mich aus Gründen des provozierten Desinteresses nicht ganz aus dieser Szene verabschieden zu müssen. Denn das Ergebnis meiner Analyse lautet: Hier sind Überzeugungstäter, gesegnet mit Können und Wissen um die Erzeugung finsterster Atmosphäre am Werke. Wer der Meinung ist, dass sich dieses Ziel im Black Metal nur unter Zuhilfenahme solcher Ingredienzien wie Raserei, musikalischer Gewalttätigkeit und der Erwähnung des Gehörnten in jeder dritten Textzeile erzielen lassen, der kann an dieser Stelle aufhören weiter zu lesen. Denn all dies glänzt auf Æschatologia oft mit Abwesenheit. Die Betonung liegt nämlich auf Ambient. Und selbiges wird hier mittels massivem Streichereinsatz (Violine: Salome Althammer) und quälenden Leadgitarren (Gast: Daniel Droste) sowie weiteren Effektspielereien erzeugt.
Mit diesem Kunstwerk gelingt es den beiden Hauptakteuren hinter Bann, J. Thurn und C. Hoffarth, das wahr werden zu lassen, wovon die meisten Schwarzheimer-Bands träumen. Eine absolut finstere Gute-Nacht-Musik zu kreieren, die den Hörer in einen Abgrund der totalen Verzweiflung reißt und dabei süchtig macht wie die immer währende Sünde. Voraussetzung, man hört Æschatologia nicht nur, man saugt die Intention, die dahinter steht, in sich auf. Dieses Album ist zu facettenreich, um einzelne Lieder hervorzuheben, zumal alle 6 Lieder mindestens bis an die 10 Minuten oder sogar darüber hinaus gehen. Lediglich den Opener Der Geiger will ich hier gesondert hervorheben, da er mit dieser besonderen Perfidität ausgestattet ist, die so manchen, dem Black Metal fernen Hörer angeekelt aufschreien lassen würde. Denn nicht nur, dass der Text von Kindersterblichkeit handelt, es wurde nach knapp sechs Minuten das bekannte Kinderlied Der Mond ist aufgegangen, zuckersüß durch den Black-Metal-Fleischwolf gedreht, eingebaut. Für meinen Geschmack ist dies äußerst provokant, aber gleichzeitig auch ein Zeichen, dass es noch möglich ist anzuecken, ohne die sonst gängigen Themen zu bemühen. Überhaupt ist der Tod auf Æschatologia omnipräsent. Ob es sich nun um die schwarze Bulle oder Kreuzzüge und ihre Folgen, also vornehmlich auch mittelalterliche Themen handelt. Dem verleiht Sänger Hoffarth durch eine breite Palette an Gesangstechniken Ausdruck. Sei es durch Gekeife, spitze Schreie, unheimlich geflüstertes oder klar gesprochenes. Dramatisches und Episches über einem Grundgerüst aus meist langsamem zermarterndem Black Metal, der sich nur selten zu Gewaltausbrüchen wie in Schwarze Bulle hinreißen lässt, halten hier das Zepter. Das die normalerweise für den schwermetalligen Gehalt nötigen Instrumente sowie der Gesang produktionstechnisch oft unter den sonstigen Instrumenten agieren, ist im Hinblick auf die künstlerische Intention als optimal zu bezeichnen, auch wenn man so seine Probleme hat, das gesungene Wort nachzuvollziehen. Dafür kann man die Texte auf der Homepage nachlesen

Fazit: Herzzerreißend, tödlich, provokant, verträumt, aggressiv, melancholisch, all diese Attribute passen in gewisser Weise auf Æschatologia. Für Fans von Black Metal abseits der großen Pop-Black-Metal-Ikonen und der doch sehr ausgelutschten true- und raw-Richtung sei hiermit ein Reinhören empfohlen.              

Wertung: 9 / 10



Anspieltipp: Der Geiger



Gesamtlänge: 01:05:10
Label: < Grief Foundation >
VÖ: 28.02.2009

Tracklist
1. Der Geiger
2. Schwarze Bulle
3. Narrenschyff
4. Carmina Necrologia
5. Fraß der Flammen: I Póli
6. Die letzten Dinge (Æschatolog)



Website der Band: < www.bannseiten.com/ >
Myspace: < www.myspace.com/bannseite >

Beitrag von Runes In My Memory an 09.03.2009, 22:57
QUOTE
finstere Gute-Nacht-Musik
:laugh: ja das stimmt, is jetzt nicht so mein Fall, hat aber dennoch was!

Da is sogar die erste Strophe von nem Gutenachtlied von 1778 drinne  :D

"1. Der Mond ist aufgegangen
Die gold'nen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar
Der Wald steht schwarz und schweiget
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar"

in diesem Sinne... Bloody Nightmares euch allen :baddevil:

Beitrag von Slaypultura an 28.04.2009, 11:09
Mir fällt grad auf: Ich hab ja schon länger nicht mehr in die Reviews reingesehen..

Auch wenn ich mich eigentlich immer noch nicht wirklich zu den absoluten Liebhabern der Schwarzen Töne zähle, stehe ich ja eher auf die "ausgelutschte true- und raw-Richtung" wie du sie so schön nennst. ;)
Nichtsdestotrotz wollt ich dir ein weiteres Lob aussprechen für die Art, wie du das Album anpreist. Liest sich echt sehr interessant und ich denke ich werde da ma ein Ohr riskieren, denn Epik ist zwar mit schöner blutiger Brutalität kaum zu vergleichen, hat aber dennoch seine sehr eigenen, ansprechenenden Seiten! :baddevil:

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