Forum: Black-Metal
Thema: Review: Todtgelichter – Schemen
Eröffnet von: stalinorgeler

Beitrag von stalinorgeler an 17.11.2007, 18:04
TODTGELICHTER – Schemen

Black Metal aus Deutschland


Mit „Schemen“ knallen uns die Hanseaten Todtgelichter nach der 2005er Full Length „Was bleibt“ ihre zweite Scheibe vor den Latz. Und was soll ich sagen,… - hatte ich schon die Hoffnung aufgegeben, in der ganzen „Juhu-wir-sind-truehuh“-Welle noch mal etwas zu hören, was meinem Verständnis von ästhetischem Black Metal entspricht, so zeigen die Mannen um Drummer Tentakel Parkinson (der ungöttlich gute Name musste jetzt einfach mal genannt werden!) das noch nicht aller Tage Abend ist.

Aber der Reihe nach:

Los geht´s mit dem Intro Impuls, und selbiges gibt für meinen Geschmack mal ´nen Impuls in Richtung Mittelalter, so rein von der anfänglichen Melodieführung der Gitarre her. Doch dann wird´s im positiven Sinne experimentell. Das Stück hört sich so an, als ob die Tür zum Nachbarstudio nicht richtig gedämmt gewesen wäre und da jemand schön schräg Kinderlieder intoniert. Da ist permanent so ein wehleidiges disharmonisches Wimmern im Hintergrund zu vernehmen. Wenn er nicht ausgestorben wäre, würde ich sagen, das ist der böse Wolf oder meine Anlage ist einfach nur scheiße. Jungs, verratet mir, was das ist! Auf jeden Fall steigert sich das Intro mit dem Hinzukommen der weiteren Instrumente zu einem schönen Spannungsbogen eigenwilliger Rhythmik.

Dann ist der Impuls abgestorben. Kurzer Auftakt mit dem Schlagzeug und wir springen direkt zu Larva. Der Song hat alles, was das Black-Metaller-Herz begehrt. Nette Bendings, die nicht selten an Nocte Obducta erinnern (um mal ´nen musikalischen vergleich zu ziehen), Blasts und Up-tempo. Schade nur, dass das geschrieene Wort von Mort relativ schlecht zu verstehen ist. Ansonsten glänzt diese Nummer mit schönen Melodieführungen, schnellen Ein-Finger-Riffs, Double-Base und rhythmus-orientiertem gut hörbarem Bass-Spiel von Nils.

Ein Segen ist das nächste Lied. Da hat sich anfangs schon wieder was lustiges drunter gemischt. Ums überspitzt zu sagen, hört sich an, wie man sich das Geräusch eines Traktorstrahls vom Raumschiff Irgendwas oder ein Didgeridoo vorstellt. Dazu gesellen sich zweiläufige schroff-schöne Melodieteile der beiden Gitarristen Claudio und Frederic. Nach 3 Minuten und 10 Sekunden wird’s dann angemessen böse und es kommen verzweifelte Schreie hinzu, die in ihrer Art an die Band Deinonychus oder das Wehklagen von Nagelfar erinnern. Besonders gut wird in diesem Lied auch der Monotonie-Faktor ausgereizt. Nicht zuviel, nicht zu wenig, aufgelockert durch kleine Zwischenspiele, so gefällt´s und die über 8 Minuten ziehen sich nicht wie Kaugummi.

Das folgende Blutstern geht nach einem Sample gleich in die Vollen. Erinnert irgendwie an Burzum zu Hvyss-Zeiten, würde da nicht nach knapp einer Minute wieder ein rasanter tapping-ähnlicher Melodielauf einsetzen. Das ist, was Black Metal ausmacht. Melodien, die melancholisch stimmen und ganz für sich alleine stehen. Wenn dann bei 4 Minuten und 15 Sekunden Walgesänge?! Einsetzen, weiß der geneigte Hörer, dass diese Band das Gespür für das gewisse Etwas hat.

Für immer Schweigen reiht sich homogen in das bisher Gehörte ein. Dieses Lied lässt einen eintauchen in eine hässliche Welt. Nichts für depressive Menschen dieses Stück. Wenn die Band sie bisher noch nicht hat, dies könnte ihre schwarze Ballade werden.

Auch der sich anschließende Aschentraum glänzt mit den zuvor genannten Trademarks. Eingängige Melodien  und Bendings und dazwischen auch mal die Töne eines Tasteninstruments, welche aber nicht aufdringlich oder deplaziert wirken sondern gut eingeflochten sind. Für mich trotzdem das schwächste Stück auf der CD. Gegen Schluss lässt der Song jedoch nochmals aufhorchen, wenn ein Bläser ein traurige Melodie spielt, die abermals in Raserei und eine monotone Abschlusssequenz überführt.

Track 7 hingegen ist der Hammer. Legt auch gleich wie ein solcher los. Mit mächtig Schaum vorm Mund wird hier noch mal aller Hass rausgegeifert und die Doppel-Fußmaschine malträtiert. Und trotz der anfänglichen Raserei wird auch hier der Bogen wieder gut zu einem melancholischen Blastbeat-Moment gespannt. Da ertönt auch mal so was wie eine simple Sologitarre im Hintergrund.

Nahtlos geht der Hammer in den Beginn des Endes über. Dieses letzte Stück ist ein Abwandlung des Intros Impuls, aufgewertet mit klarem Gesang und Geflüster. Irgendwie ein starkes Ende. Musikalisch nicht perfekt aber wer erwartet das bei Black Metal.

Fazit: Für Menschen, die die Monotonie von Burzum, gepaart mit Soundexperimenten und einem melancholischen und gleichzeitig aggressiven Sound lieben. Schemen ist Black Metal um des Black Metal willen. Kein gehypter Popstar Black und auch kein auf Deibbel-komm-raus-Truegewichse. It´s just Art. So verteile ich feierlich…

8 von 10 Punkten



VÖ: Bereits erschienen
Label: Folter Records



Tracklist:

Impuls: 3:09
Larva: 6:28
Segen: 8:02
Blutstern: 7:02
Für immer Schweigen: 8:03
Aschentraum: 10:43
Hammer: 5:37
Beginn des Endes: 5.13




< www.todtgelichter.de >
< www.myspace.com/todtgelichter >



Beitrag von Exorzist an 18.11.2007, 14:41
Fettes Review  :oo:
Beitrag von UnDerTaker an 19.11.2007, 00:21
Seeehrrr schön der Herr  :ok:
Da hast du der Promo doch deutlich mehr abgewinnen können als ich, war also die richtige Entscheidung dich das Review schreiben zu lassen  ;)

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