Forum: Konzert Kritiken
Thema: BESATT, DAEMONOLITH, PERMAFROST, GHAST
Eröffnet von: UnDerTaker

Beitrag von UnDerTaker an 01.11.2009, 23:48
Nocturnal Lust mit BESATT, DAEMONOLITH, PERMAFROST, GHAST
19.09.2009, London / UK, Purple Turtle, 10 £


Es stand mal wieder Nocturnal Lust auf dem Programm und Katia aka Red Raven und Pierre&Alexe aka StrataNael lockten uns mit namhaften Black Metal Bands wie BESATT, DAEMONOLITH, PERMAFROST und GHAST nach London. Wie immer ist ein Konzert in Englands Hauptstadt etwas besonderes und auch dieses mal sollten unsere Erwartungen nicht enttäuscht werden aber dazu später mehr….

Bereits einen Tag vor dem Konzert brachen wir nach London auf um bei der Band NECROSADISTIC GOAT TORTURE eine Proberaumsession zu besuchen und später gemeinsam mit weiteren Freunden in einem Pub bis in die frühen Morgenstunden mit Snakebite, Bier und Schnaps Geburtstag zu feiern. Zum Glück ist die Sperrstunde in England seit Jahren schon aufgehoben, so wurden wir dann erst um 3 Uhr Morgens aus dem Pub gebeten. Natürlich kann man um diese Zeit in London noch nicht ins Bett gehen, so bewaffnete man sich im nächsten Kiosk mit Dosenbier und zog mit einer illustren Truppe von Engländern, Russen, Schweden, Portugiesen, Schweizern und Deutschen zum sogenannten "Bunker" weiter. Hier wurde dann bis gut 6 Uhr weiter gefeiert und wir durften dann in dieser äh ungewöhnlichen Behausung übernachten.
Mit dickem Kopf und verstimmtem Magen wurde uns auf der andern Seite der Stadt am nächsten Nachmittag von Eva ein leckeres deftiges Essen serviert was uns dann auch wieder schnell auf die Beine half. Als Dank halfen wir noch die Presse- und VIP-Pässe zusammenzubasteln und verschwanden dann noch mal kurz in der City.
So war es dann gegen 20 Uhr bis wir in Camden im Purple Turtle ankamen. Wie gewohnt wurde man erst mal in das nächste Kiosk geschleppt um sich mit Dosenbier etwas frisch zu machen.

Mittlerweile hatte die erste Band GHAST ihr Set begonnen. Nach ein paar Bier und viel Hallo konnten wir dann im Club nur noch die letzten beiden Lieder aus der Nähe hören. Der groovige Black-/Doom Metal denn die Waliser da fabrizierten war nicht schlecht.
Erwartet wurden von den Veranstaltern das 150 Leute kommen um wenigstens die Kosten zu decken. Was zunächst wieder mal nach einem Verlustgeschäft aussah, konnte aber kurz vor dem Headlinergig doch noch knapp in die Gewinnzone drehen und mit ca. 160 Leuten war es für das Purple Turtle ganz ordentlich gefüllt.
Mit DAEMONOLITH folgte der nächste Black Metal Act. Die Schotten konnten mit melodischen und atmosphärischen Black Metal begeistern. Vor allem der deutsche Sänger namens Seelenfresser konnte überzeugen und teilweise klangen die Mannen wie die alten Amon Amarth. Das Motörhead Cover am Ende des Sets machte noch mal richtig Laune und wurde von den Fans abgefeiert.

Zu PERMAFROST aus Deutschland waren wir ebenfalls zu Stelle und sollten einen denkwürdig kurzen Gig erleben.
Während des ersten Songs der im Corpsepaint aufgetretenen Band schnitt sich der Sänger den linken Arm auf. Was ein oft durchgeführter kleiner, leicht blutender Ritz in der Haut sein sollte entpuppte sich als mächtiger Blutstrahl. Dachte ich zuerst noch an einen Fake, so wurde ich vom Gegenteil überzeugt. Hatte sich der Kerl tatsächlich aus versehen die Pulsader aufgeschnitten. Das Blut schoss in Strömen aus dem Arm und verbreitete sich auf dem Bühnenboden. Während er weitersang, wickelte er einen seiner vielen Verbände ab und versuchte die Blutung durch den Verband zu stillen. Es dauerte aber nur wenige Sekunden bevor die rote Suppe wieder mit Druck aus dem Verband quoll und auf den Boden floss. Die Bandkollegen schauten schon sehr besorgt und jetzt realisierte auch der Sänger dass hier ein ernsthaftes Problem vorlag. Er schüttelte den Kopf und verschwand mit einem kopfschütteln Backstage. Die Band spielte noch den Song zu ende und schaute dann wie die Lage Backstage aussah. Kurze Zeit später kam die Band zurück und spielte einen zweiten Song bei dem der Bassist sein Instrument gegen das blutverschmierte Mikro tauschte. Nach Ende des Songs wurden die Jungs abermals nach Backstage beordert. Wie sich herausstellte hatte Mitveranstalterin Alexe versucht die Blutung durch abdrücken der Ader zu stoppen was aber nicht gelang da wohl eine zweite Arterie verletzt war und das Blut an zwei Stellen austrat. Also mussten die Bandmitglieder helfen die Blutung zu stoppen bis nach ca. 15 Minuten der Rettungswagen eintraf. Man schleppte den schwankenden, sichtlich geschwächten Verletzten zum Rettungswagen wo dieser mit Druckverband, Medikamenten und Messgeräten versorgt wurde. Dazwischen versuchten die sichtlich beunruhigten Bandmitglieder Dinge wie Krankenkarte, Telefonnummern und sonstiges zu organisieren. Der Drummer zu dem Ganzen: "Ich hab ihm schon so oft gesagt er soll aufhören mit dem Scheiß, irgendwann geht dass mal in die Hose. Und nun muss es ausgerechnet in London passieren….". Nach weiteren 10 Minuten erfolgte der Abtransport zur Klinik. Dort wurde die Arterie genäht und der Arm mit 18 Stichen ebenfalls wieder verschlossen. Gegen 0 Uhr kam der Sänger dann per Taxi wieder zurück und machte sich gut gelaunt über das bereitgestellte Bier her….

Logischerweise war nach dem zweiten Song der Deutschen Schluss mit dem Auftritt. Keiner der Fans beschwerte sich ob des abgebrochenen Gigs, vielmehr wurde die riesige Blutlache auf dem Bühne bestaunt und vielfach fotografiert. Veranstalter Pierre aka StrataNael zu der Aktion: "Alles kein Problem. Das war doch eine tolle Show, das ist echter Black Metal… die Jungs können gerne wiederkommen und ihren Gig ein andermal nachholen".
Durch einen Zufall waren die eingangs erwähnten Jungs von NECROSADISTIC GOAT TORTURE alle unter den zahlenden Zuschauern vertreten. Man diskutierte kurz, checkte die Lage mit den Veranstaltern, klärte die Situation mit den Musikinstrumenten ab und plötzlich war die Chance vor einem größeren Publikum ein paar Songs zu spielen. Gesagt - Getan, mit geliehenen Instrumenten standen die Lokalmatadoren auf der Bühne und spielten 4 oder 5 Songs zur Freude der Londoner Fans die natürlich fasst alle die Bandmember der Old school Death Metal Combo kannten.
Leute, das ist London, hier geht immer was ab ;-)

Zum Schluss kamen dann die Headliner BESATT aus Polen. Hier fanden sich nun die meisten Fans vor der Bühne ein, darunter nicht wenige Polen die in London in stattlicher Zahl leben. Souverän und gekonnt spielten die drei in Corpsepaint auftretenden Polen ihren Black Metal der alten Schule runter. Sänger und Bassist Beldaroh, gleich mit mehreren Pentagrammen und umgedrehten Kreuzen behangen, überzeugte mit fiesem Gekreische und Gitarrist Vermin, der im Priestergewand erschien, spulte ebenso cool und locker sein Programm herunter. Gegen 23:30 Uhr war nach der letzten Zugabe der Polen Schluss und es folgte die Aftershow Party.


Zu heftigen Geballer aus der Konserve, welches von den wechselnden Metal DJ Mädels aufgelegt wurde,  gab es natürlich viel zu diskutieren und so manches Bier musste noch vernichtet werden. Gegen 4 Uhr Morgens lauschten wird dann noch für knappe drei Stündchen an der Matratze bevor wir uns müde aber sichtlich befriedigt ob des tollen Metalwochenendes Richtung Flughafen aufmachten..

Verfasst von Pit aka UnDerTaker


Die Fotos zum Gig findet ihr hier: < Fotogalerie >


Beitrag von Suricata an 02.11.2009, 14:28
Super Bericht, bildhaft geschrieben!    :cool:

Mannnnn, wär ich da gerne dabei gewesen ...
Wann "sieht" man schon mal 'real Black Metal'!    :sagrin:

Beitrag von Exorzist an 02.11.2009, 20:03
Sehr schön geschrieben der Herr !
Ja London ist halt immer wieder eine Reise wert  :sagrin: geile Pubs, coole Leutz und deftige Gigs !

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