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Thema: Up From The Ground 2007
Eröffnet von: kinski

Beitrag von kinski an 30.08.2007, 23:34
UP FROM THE GROUND

24. - 25.08.2007

Gemünden am Main

Alles was mir auf dem diesjährigen W : O : A nicht gefallen hat, hat mir auf meinem ersten UFTG gefallen : überschaubare Menge Publikum, nette Atmosphäre, freundliche Security, annehmbare Preise beim Merchandise, Getränken & Essen … und die eindeutig besseren Bands. Davon mal abgesehen kostete die Karte gerade mal schlappe 34 Euro für beide Tage, was kein Vergleich ist zu den 99 Euro für drei Tage Wacken.
Genug der Vergleiche und ab zum eigentlichen Festival (des Umfangs wegen diesmal nach Tagen aufgeteilt und in zwei Posts). Pünktlich um 12 Uhr nach gut 3 Stunden Fahrt über Autobahn und Dörfer angekommen, der nicht vorhandenen Festival-Ausschilderung gefolgt  :roll:  und meine Karre etwas jenseits des eigentlichen Geländes direkt am Fluß abgestellt. Somit hatte ich die nächsten 2 Tage Gesellschaft in Gestalt einer mehrköpfigen Enten-Familie, die sich auch von badenden Metallern nicht beeindrucken ließ.

Eingebettet in eine ansprechende Landschaft sieht man dem gemütlichen Örtchen Gemünden eigentlich nicht an, was an diesem Wochenende abgeht … wenn da nicht die vielen Jungs & Mädels in schwatzen Klamotten wären. Und da sich diesmal niemand gefunden hat, der auch zum Festival wollte, hatte ich massig Zeit um mich wirklich auf die Mucke zu konzentrieren. Was zur Folge hatte, dass ich 21 der 26 Bands gesehen habe ...

Tag 1 :

EAR-SHOT eröffneten pünktlich um 12 Uhr das Festival. Die Band hatte ihren Auftritt bei einem Wettbewerb gewonnen und nutzte ihre Chance. Zwar noch ein etwas geringer Zuschauerzuspruch, aber ein durchaus gelungener Auftritt.
Als zweite Band des Tages folgte APOPHIS, deren Mischung aus melodischen Parts und Growls zwar innovativ ist, aber auch ziemlich schnell ermüdet. Okay, aber mehr auch nicht.

„Disaster KFW“ war eine von drei Bands, die ich mir an diesem Tag schenkte. So folgte dann als nächstes DEMONICAL, eine Death Metal-Combo, die vornehmlich durch das etwas alberne Gehampel ihres Sängers auffiel. Musikalisch okay, aber nichts was aus dem üblichen Einheitsbrei herausragen würde.

JUSTICE waren früher eine reine Coverband, präsentierten auf dem UFTG aber ausschließlich eigene Stücke. Auch hier noch kein Festival-Highlight, aber eine sympathische Band, deren Sänger vor allem dadurch auffiel, dass er sich mit „Vielen Dank, Summer Breeze !“ offensichtlich immer noch auf nem anderen Festival befand. Muss ein schlimmer Absturz dort gewesen sein …

„Evocation“ fielen dann einem kleinen Imbiss zum Opfer, erst bei SCAR SYMMETRY stand ich wieder vor der Bühne. Die hatten mich besonders mit ihrem Album „Pitch Black Progress“ überzeugt. Umso enttäuschender war dann der Auftritt. Anfangs noch Soundprobleme, so dass der zweistimmiger Gesang absolut schwachbrüstig ausfiel, konnten SCAR SYMMETRY sich auch im Laufe des kompletten Auftritts nur unwesentlich steigern. Das Stage-Acting des Fronters wirkte hölzern, der Gesanteindruck irgendwie statisch und ohne wirkliche Action.

Mit EQUILIBRIUM folgte (überraschend) eines meiner Highlights dieses Festival. Bei der Autogrammstunde 2 Stunden zuvor wirkte der Sänger noch einigermaßen knülle, beim Auftritt dann war er voll dabei … gesanglich und showtechnisch natürlich. Auch wenn Viking-Metal eigentlich weniger meine Baustelle ist, konnte EQUILIBRIUM mit einer energiegeladenen Show und geilen Songs voll überzeugen.


EQUILIBRIUM

Die alten Recken von SABBAT mit dem Ex-Sänger von „Skyclad“, Martin Walkyier, waren als nächste Band an der Reihe. Walkyier war auch hier das absolute Zugpferd, hielt das Publikum mit seinen lustigen deutschen Ansagen bei Laune und präsentierte sich in gewohnt guter Form.


SABBAT

Während ich dann in der Schlange stand und nach einem Autogramm von Arch Enemy-Angela lechzte, legten direkt nebenan „Sonic Syndicate“, der megagehypte Schweden-Act, los. Schon auf dem Wacken waren sie einfach nur nervig, der Eindruck bestätigte sich beim UFTG erneut. Wenn man dann noch bedenkt, dass eine kultige Truppe wie SABBAT vor dieser Combo auftreten muss … ach, lassen wir das. Also schnell von „Arch Enemy“ Autogramme eingesackt, zum Auto zurück und noch einen kleinen Snack eingeworfen …


ARCH ENEMY - Autogrammstunde mit Angela Gossow & Michael Amott

Und dann pünktlich zu KRISIUN wieder da. Und es folgte die nächste positive Überraschung. Die neben „Sepultura“ wohl bekannteste brasilianische Band war live für mich absolutes Neuland, denn ihr Death Metal-Geknüppel hatte mir bis dato überhaupt nicht zugesagt. Aber was die drei Jungs da hinlegten, war einfach nur geil und beeindruckend. Als erste Band des Tages konnten sie (auf Grund der fortgeschrittenen Stunde) auch über die entsprechende Lightshow verfügen, die dem Ganzen noch ein zusätzliches I-Tüpfelchen verpasste. Neben EQUILIBRIUM für mich die Tagessieger.


KRISIUN

ILLDISPOSED waren erst kurz vor dem Festival auf das Billing gekommen, weil „Dying Fetus“ kurzfristig absagten. Die Dänen blieben ihrem Ruf als Spaßcombo treu. Die deutschen Ansagen des Sängers hatten ausschließlich solche tiefschürfenden Themen wie die Größe ihrer A-Löcher, schmerzende Eier, schwule Nutten und ähmliches zum Thema.  :shock:  Als Zugabe wurde dann dementsprechend auch „Die eierlosen Nutten kommen aus dem Norden“ (oder so ähnlich) zum Besten gegeben. Mehr Mucke und weniger Reden wäre zwar auch nett gewesen, aber so sind ILLDISPOSED nunmal. Und nebenher ist die Combo musikalisch ja auch richtig klasse … nur halt gewöhnungsbedürftig.

Headliner des Tages waren ARCH ENEMY. Mittlerweile habe ich sie fünf Mal live gesehen, dieser Auftritt hier war einer der weniger tollen. Nicht dass ARCH ENEMY nicht überzeugt hätten, aber die Songs kommen live genauso rüber wie auf Platte, d.h. technisch absolut versiert und ohne Fehler … dadurch aber auch ein bissel seelenlos. Wäre Angela Gossow nicht eine solche Ausnahme-Sängerin, würde die Combo wohl nicht so viel Aufsehen erregen. Ein guter Auftritt, aber so das letzte Quentchen fehlte mir.
Vielleicht lag es auch daran, dass es mittlerweile 1 Uhr in der Früh war und ich seit 7 Uhr am Morgen unterwegs gewesen bin. Auf jeden Fall ging es danach zurück zum Auto und erstmal ein bisschen Heia machen. Zehn Combos am ersten Tag reichten auch voll und ganz …

Fortsetzung folgt ...

Beitrag von kinski an 30.08.2007, 23:35
UP FROM THE GROUND

24. - 25.08.2007

Gemünden am Main

2. Tag :

Nach 6 mehr oder weniger bequemen Schlaf-Stunden im meinem (Gott sei Dank) geräumigen Automobil erstmal zum örtlichen Edeka gewackelt und mich mit Brötchen und Müller-Milch eingedeckt und dann ein leckeres Frühstück eingenommen. Dann die kleine Waschwanne im Kofferraum mit Wasser aufgefüllt, große Katzenwäsche erledigt und pünktlich zum Start wieder auf dem Gelände ...

SCARECROW eröffneten Tag 2 des UFTG mit einer Mischung verschiedener Stile. Wie schon EAR-SHOT am ersten Tag ein gelungener Opener.

GRIND INC. knüppelten sich als nächste Truppe durch einen halbstündigen Set. Die beiden Sänger teilten sich Arbeit und Ansagen, überzeugten durch ihre sympathische Ausstrahlung und hatten neben sich einen Grimassen-schneidenden Basser, der Instrument und Gesichtsakrobatik beherrschte. Musikalisch völlig okay, unterhaltungstechnisch eine der besten Bands.

Dann folgte die Viking-Pagan-Band KROMLEK. Was sich auf dem Papier noch ganz interessant anhörte, nervte in der Wirklichkeit nach dem ersten Song schon tierisch. Die Mischung verschiedener Elemente passte irgendwie gar nicht zusammen. Zudem war der Sänger einfach nur albern und konnte weder outfit-technisch noch gesanglich irgendwas reißen.

Die reformierten Italiener von SADIST mussten zwar verhältnismäßig früh auf die Bühne (14.30 Uhr), hatten aber eine ansehnliche Fangemeinde vor der Bühne versammelt und wurden entsprechend abgefeiert. Gute Songs, gute Musiker, aber insgesamt für mich nicht 100%ig überzeugend. Keyboard und Gitarre wurden von einem Musiker bedient - wenn er das eine Instrument spielte fehlte dementsprechend das andere. Und genau darin lag für mich das Manko dieses Auftritts, dem soundtechnisch ein bissel der richtige Wumms fehlte.

Eigentlich wollte ich mir FLESHLESS schenken, doch ich war schneller von meiner Imbiss- und Toilettenpause zurück als ich dachte. Und so bekam ich bei knappen 30 Grad in brütender Hitze dann doch noch das Death-Grind-Geknüppel mit. Was der Sänger auf der Bühne fabrizierte war „außergewöhnlich“  :x  … so müssen sich zu Tode geängstigte grunzende Schweine anhören, wenn sie den Schlachter auf sich zukommen sehen. Mehr gibbet da nicht zu sagen.

SUIDAKRA waren eine der Combos, auf die ich mich am meisten freute. Zuvor schon dreimal live gesehen, konnten sie mich erst im vierten Anlauf auf dem diesjährigen WOA überzeugen. Aber manchmal sind ja die späten Entdeckungen die besten. Und SUIDAKRA erfüllten auch auf dem UFTG meine Erwartungen. Zwar diesmal im Gegensatz zum „Wacken“ ohne Dudelsack-Spieler angetreten, überzeugten sie dennoch auf der ganzen Linie. Wird mal langsam Zeit, dass diese Truppe aus dem Underground rauskommt und Größeres in Angriff nimmt.


SUIDAKRA

„Vomitory“ schenkte ich mir dann aber wirklich, da sich an dieser Stelle die letzte Möglichkeit zu einer etwas längeren Pause ergab. Der Rest des Tages war mit Autogrammstunden und geilen Bands schon vol verplant. Wieder zurück bekam ich noch das Meiste von ENTHRONED mit, die sich schon rein optisch mit ihrem Corpsepaint von den anderen Bands abhoben. Ein paar geile Gitarrensoli, der Rest war überhaupt nicht mein Ding.

Die Trasher von ONSLAUGHT waren eine der offensichtlich am heißesten ersehnten Bands des Festivals, anders ist der Zuschauerzuspruch nicht zu erklären. Und die alten Recken aus UK wurden den Erwartungen absolut gerecht und lieferten eine Show voll Energie und Spielfreude ab. Publikum und Band waren nachher vollauf zufrieden.

Zu ihrer Autogrammstunde waren GRAVEWORM auf Grund eines Staus noch zu spät gekommen (wurde dann später am Abend nachgeholt), auf der Bühne standen sie jedoch pünktlich und lieferten einen gewohnt guten Gig ab. Überraschungen bietet diese Band live zwar nie, enttäuschen tut sie aber auch nie. Vor allem Keyboarderin Sabine ging an ihrem Instrument mal wieder voll ab, so dass man Angst haben musste, sie könnte sich ihre Matte in den Tasten einklemmen. Wieder mal ein guter Gig.


Die schöne Seite des Metal : Autogrammstunde mit Sabine von GRAVEWORM

BENEDICTION aus Birmingham besitzen ihren gewissen Kultstatus nicht zu Unrecht, wie sich anschließend herausstellen sollte. Was die (auch nicht mehr so ganz jungen) Herrschaften da raushauten, war allererste Sahne und gab dem Publikum mächtig was auf die Glocke.

Die schwedischen Death-Roller von ENTOMBED hatten schon bei der Autogrammstunde mächtig gute Laune und ließen sich diese auf der Bühne auch nicht dadurch vermiesen, dass nach ihrem ersten Song die Anlage für knappe 10 Minuten komplett ausfiel. Nur die Lichtanlage funzte noch und so wurde dann ohne Ton weiter gemosht. Als danach wieder alles in Ordnung war, war der Sound umso besser und ENTOMBED rissen das Publikum absolut mit und wollten gar nicht mehr von der Bühne. Unterstützt von einer schicken Lightshow waren ENTOMBED (im Nachhinein betrachtet und mit dem Wissen was dann noch folgte) der eigentliche Headliner des Tages.


ENTOMBEDs Riffmonster Alex Hellid während der Autogrammstunde

Offizieller Headliner des Tages (und wohl auch die Truppe, auf die sich die meisten Fans freuten) waren dann TESTAMENT. Eh schon in Zeitverzug auf Grund des Ausfalls bei ENTOMBED musste der Umbau schnell vonstatten gehen. Eine halbe Stunde war laut ‚Running Order’ dafür vorgesehen. Das klappte auch soweit alles … und dann folgte eine volle Stunde Soundcheck von der offensichtlich sowohl unfähigen wie arroganten Testament-Crew.
Allein eine halbe Stunde lang immer „One … two … Check Check …“. Backstageberichten zufolge sollen sich Chuck Billy und Drummer Nick Barker hinter der Bühne in der Zwischenzeit mächtig eins auf die Glocke gegossen haben. Vorne wurde die Bühne mittlerweile mit vollen Bierbechern und anderem Zeugs bombadiert, das Pfeifkonzert wurde immer lauter.
Als TESTAMENT dann endlich um 0.35 Uhr (eine Viertelstunde vor dem eigentlich vorgesehenen Ende des Auftritts) auf die Bühne kamen, waren Jubel und Pfiffe gleichermaßen laut. Und siehe und höre da … der Sound, an dem die Crew-Könner so lange gebastelt hatten, war absoluter Müll.   Da konnten dann auch Songs wie „The Preacher“ oder „D.N.A.“ nichts mehr ändern, nach sechs Songs hatte ich genug von einer meiner Lieblingsbands und trollte mich zum Auto.

Nachts um halb 2 ging es dann in Richtung Heimat, wo ich um 5 Uhr am Morgen ankam. Dann vier Stunden Schlaf und auf zur Filmbörse nach Dortmund … aber das ist ne andere Geschichte.
Fazit meines ersten UFTG : Dieses Festival ist wirklich mehr als eine Alternative zu einem völlig überlaufenen und aus allen Nähten platzenden WOA. Rundum gelungen bot das UFTG eine entspannte Atmosphäre, tolle Bands und einen Rahmen, von dem sich so manches andere Festival ruhig mal die eine oder andere Scheibe abschneiden kann.

See you again in 2008 ...

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