Fall of the Idols – The Seance
„Doom, as I think, it was meant to be“ schleudern uns diese Finnen vor den Fußpilz. In bester Tradition werden hier tonnenschwere Riffs bis zum Erbrechen ausgewalzt. Damit kann man wohlweislich eine mehr beklemmende und düstere - eine ganz und gar zermürbende - Atmosphäre erzeugen als das Gros der Schwarzwurzeln zusammen. Und Fall of the Idols verstehen ihr Handwerk, ergo ist The Seance je nach Persönlichkeit des Zuhörers bestens geeignet, als kleine Nachtmusik für die eternale Nacht zu dienen. Auf dieser dritten Veröffentlichung der Nordlichter wird so konsequent dem eigenen monotonen Schneckentempo-Stil gefrönt, dass ich nicht umhin komme, meinen Respekt zu bezeugen. Müsste ich diese zähen, langsamen Akkordfolgen spielen, würde ich vermutlich irgendwann ausrasten, nicht einmal das Gaspedal bis zum Anschlag durchtreten zu können. Quasi also die reine musikalische Selbstgeißelung in meinen Ohren. In Finnland wird demnach so schnell auf dem Fingerboard geschraddelt, dass die Gliedmaßen nicht einfrieren, bei manchen Zeitgenossen scheint sich die winterliche Außentemperatur allerdings schon des Körpers so bemächtigt zu haben, dass bei jedem zu schnellen Geschrubbe die gefrorenen Finger einfach abbrechen würden, da gehen Fall of the Idols schon genauso schnell zu Werke, wie der von ihnen besungene Conqueror Worm sich an den verfaulenden menschlichen Überresten gütlich tut.
Aber auch im Winter scheint plötzlich manchmal eine sehr warme Sonne und so gibt es auf dieser vertonten Schneewehe auch einen positiven Ausrutscher zu vermelden. At the birth of the human shadow heißt selbiger und weiß durch Cathedral-mäßige Rockvibes und elegante Gitarrenharmonien zu begeistern. Das wäre dann wohl bei einem Konzert der fallenden Idole das Lied, das zum gemäßigt wilden Bangen einladen würde. Mit dem restlichen Liedgut verfallen die Finnen jedoch wieder in die vorgetäuschte Leichenstarre. Und dass der Tod durch Erfrieren wohl langsam vonstatten geht, wird durch die Spielzeit von über 58 Minuten sehr eindrucksvoll untermauert. Von der Geschwindigkeit her hat man sich übrigens zwischen die Candlemass und Winter begeben. Fast niemals so schnell wie erstere, aber im Vergleich zu letzteren immer noch im ICE-Tempo unterwegs. Wenn man dem reinen unverfälschten Doom (kein Drone oder sonst so was) also nicht abgeneigt gegenüber steht, könnte es jetzt eigentlich nur noch einen Kritikpunkt an The Seance geben. Und das wäre die Vokalleistung. Diese ist für das ohrliche Wohlbefinden bei solch „spartanischer“ Musik natürlich maßgeblich beeinflussend. Grob gesagt, erinnert mich der Gesang mal wieder an die allmächtigen Bathory oder an die epischen Heldentaten von Furthest Shore, nur ein paar Töne tiefer eben. Er wird meistens mehrstimmig und leicht effektbeladen als Lamentation vorgetragen und verändert sich lediglich im bereits oben erwähnte Lied über die Geburt der menschlichen Schatten. Doomtechnisch haben die Finnen für meinen Geschmack damit ins Schwarze getroffen.
Fazit: Als meine Frau The Seance gehört hat, meinte sie, das macht mich erst depressiv und dann so aggressiv, dass ich die Anlage am liebsten aus dem Fenster schmeißen würde. Also auch von dieser Warte aus Daumen hoch.
Wertung: 8 / 10
Gesamtlänge: 58:16
Label: I Hate Records
VÖ: 12.04.2008
Tracklist
1. Nosophoros
2. The Conqueror Worm
3. At The Birth Of The Human Shadows
4. My Home The Gallows
5. Cathedral Of Doom
6. Cold Air
7. An Age Comes To Its End
Website der Band: www.falloftheidols.com
Myspace: www.myspace.com/falloftheidols
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Life is short... when reflecting of how long you will be dead!