Mit „Reanimated Homunculus“ haben PROTECTOR eines der Combeback Alben im
Thrash Metal Sektor für 2013 vorgelegt. Ein wahres MUSS für jeden Old
School Kutten Thrasher. Sympathisch und absolut unkompliziert führten
wir diesen coolen E–Mail Chat mit Martin Missy, seines Zeichen Sänger,
Kopf der Band und letztes verbleibendes Originalmitglied von PROTECTOR.
Ein Gastinterview von Ralf Hauber (
Revel in Flesh
)
Ralf Hauber: Willkommen bei Martin! Wann war für dich klar, dass aus der anfänglichen Rückkehr als THE PROTECTORS Tribute Band wieder eine klassische Thrash Keule unter dem richtigen PROTECTOR Banner zu erfolgen hat? Welche Rolle spielten hierbei Deine schwedischen Mitstreiter aus den Lagern der Bands SUICIDAL WINDS, AXIS POWERS und GRIEF OF EMERALD?
Martin Missy: Hallo! Die Idee entstand
wohl so um den Jahreswechsel 2010 / 2011 herum. Da waren wir bereits in
derselben Besetzung fünf Jahre lang als MARTIN MISSY & THE PROTECTORS
unterwegs. Meine Bandkollegen fragten mich, ob wir nicht anfangen
sollten, eigene Songs zu schreiben. Da die drei total „old school mässig“
drauf sind, hatte ich nie bedenken, dass sie irgendetwas schreiben
könnten, was nicht in den PROTECTOR- Backkatalog passen würde. Außerdem
fand ich, dass die Zeit nun reif war, PROTECTOR wieder auferstehen zu
lassen. Ich habe mich dann mit Gründungsmitglied Hansi Müller darüber
unterhalten und als er uns sein ok gegeben hat, haben wir angefangen
neue Songs zu schreiben.
Ralf Hauber: Wie entscheidend
war für euch der Auftritt beim 2011er WAY OF DARKNESS Festival? Euer
Auftritt war einer der (!!!) Überraschungen des Events und es gab an
diesem Abend auch zum ersten Mal ein Demo mit neuem Material zu kaufen,
richtig?
Martin Missy: Stimmt! Wir wollten das Ganze
als eine Überraschung direkt auf dem Festival präsentieren, deshalb
hatten wir im Vorfeld hierüber auch noch gar nichts gesagt. Ich war
ungeheuer gespannt auf die Reaktionen der Fans. Würden sie uns als
PROTECTOR akzeptieren, oder nicht? Zum Glück scheinen die meisten
PROTECTOR - Fans froh darüber zu sein, dass wir wieder da sind, auch
wenn in der aktuellen Besetzung „nur“ ein Originalmitglied steht.
Ralf Hauber: Euer Comeback Album „Reanimated
Homunculus“ ist nach 20 Jahren Abstand, das fünfte Album in der
PROTECTOR Discographie. Das Album kam im September auf den Markt und die
Vinyl Version ist mittlerweile schon ausverkauft, was dafür spricht,
dass Ihr wirklich einige „Die Hard“ Fans habt. Fühlt es sich für Dich an
wie eine Rückkehr oder mehr ein „Nach Hause kommen“!?!
Martin Missy: Es fühlt sich an wie ein
bisschen von beidem, d.h. sowohl „Rückkehr“ als auch „nach Hause
kommen“. Für mich persönlich ist es fast genauso wie in den 80er Jahren:
Unsere Musik ist Old School, meine Bandkollegen sind echt sympathische
Jungs und die meisten unserer Fans laufen auch noch so rum wie in den
80er Jahren (Kutte, lange Haare, Lederjacke, Nieten, etc.). Es ist fast,
als hätten die 90er Jahre nie existiert!!!
Ralf Hauber: Ich denk’ ein gewisser Erwartungsdruck
lastete schon auf diesem Album, oder wie hast Du das empfunden?
Martin Missy: : Ja, da war ich im Vorfeld
ziemlich nervös (genau wie auf dem WAY OF DARKNESS) und ich habe mir die
Frage gestellt: „Werden die Fans unsere Songs gut finden, und als
PROTECTOR - Songs akzeptieren?“ Die überwiegend positiven Reaktionen,
die wir auf „Reanimated Homunculus“ bisher erhalten haben, haben mich in
dieser Hinsicht mehr als beruhigt.
Ralf Hauber: Vor allem in der „Die
Hard“ Old School Thrash Fraktion, eben dem Zielpublikum von PROTECTOR,
sind Diskussionen um Sound/Produktion eine spezielle Sache. Vielen kann
es nicht roh & ungeschliffen genug sein. Ich hab’ z.B. auch Stimmen
gehört, die den Sound auf Euerem 2011er „The return of thrash & mandess“
Demo besser fanden als den schlussendlichen Albumsound auf „Reanimated
Homunculus“. Wie denkst Du darüber und was macht für Dich eine gute
Produktion in dieser Sparte von Thrash Metal aus?
Martin Missy: Das Demo wurde von einem Kumpel
von uns gemixt. Wir hatten uns vorher darüber unterhalten, dass es sich
so anhören sollte wie ein Demo aus den 80er Jahren. Ich denke der Sound
ist ihm sehr gut gelungen. Ähnlich war es dann, als wir bei Tomas
Skogsberg im SUNLIGHT Studio waren. Ihm haben wir auch gesagt, dass wir
einen Old School Sound haben wollen, und dass es sich auch nicht nach
den Death Metal Produktionen des SUNLIGHT Studios aus den 90er Jahren
anhören sollte. Auf letzteres hatte er auch keinen Bock, und er sagte
nur: „Vertraut mir. Ich habe da schon so eine Idee.“ Meiner Meinung nach
ist im der Sound auf der neuen Scheibe sehr gut gelungen. Es klingt
relativ ungeschliffen, aber gleichzeitig auch nicht „brutal grottig“.
Ich kann mir jedoch denken, dass es einige Fans gibt, die den Sound auf
dem Demo besser finden, weil er noch mehr Old School ist. In dieser
Hinsicht kann man halt nicht alle zufrieden stellen, und ich hoffe, dass
die „Die Hard“ Fraktion unsere Platte trotzdem gut findet.
Ralf Hauber: Martin, ich denk’ Dir ist bei Eueren
Auftritten in Deutschland auch aufgefallen, dass unheimlich viele junge
Metalheads die Helden des extremen Metals aus den 80ern gerade erst für
sich entdecken. Ich denk’ auch Euer Auftritt beim HELL INSIDE hat
gezeigt, dass Ihr im Publikum nicht nur die alten Veteranen ansprecht,
sondern auch die jungen Thrasher. Wie siehst Du das!?! Ist es nicht ein
seltsames Gefühl? Ich mein mit deinen 45 Jahren könntest Du von so
manchem der Vater sein, Ha! Ha!
Martin Missy: Als wir 2006-2011 mit den
PROTECTORS unterwegs waren, war ich wirklich erstaunt wie viele jüngere
Metalheads zu unseren Konzerten kamen. Ich dachte ursprünglich dass
jeder unserer Gigs eine Art „Klassentreffen aus den 80er Jahren“ werden
würde. Aber so ist es wie gesagt nicht. Es hat mich unheimlich gefreut
zu sehen, dass es so viele junge Thrasher gibt, die voll auf den 80er
Jahre Metal abfahren. Und wie ich bereits erwähnt hatte: Auch in Sachen
Look sehen viele der jungen Metaller heute so aus, wie wir es in den
80ern auch getan haben (Kutte, Jeans, Patronengurt, etc., etc.).
Genial!!!
Ralf Hauber:
War es eigentlich für Dich in den 90ern ein
Problem, dass sich PROTECTOR mehr und mehr vom Death Metal beeinflussen
ließen? Ihr übergeht bei Eueren jetzigen Shows mit der PROTECTOR Reunion
diese Phase gezielt, wobei ich denk’ dass insbesondere das „Shedding of
Skin“ Album (1991) mit zu den beliebtesten PROTECTOR Releases gehört und
für viele Extreme Metal Fans aus der Zeit eine Art „Einstiegsdroge“ war,
oder wie siehst Du das!?!
Martin Missy: Ich hatte in den 90er Jahren
kaum noch Kontakt zu den Jungs aus der Band. Die „Shedding of skin“ habe
ich mir damals noch zugelegt, aber die „Heritage“ habe ich erst Jahre
später gekauft. Ich hatte nie ein Problem damit, dass PROTECTOR in den
90ern Death Metal gespielt haben. Das wichtigste war, das sie „In-Your-Face“
METAL (!!!) gespielt haben. Wenn sie angefangen hätten irgendeinen
Kommerzscheiss zu veröffentlichen, hätte das schon anders ausgesehen.
Ganz übergehen tun wir die „Death Metal Phase“ von PROTECTOR übrigens
nicht. In jedem Set von uns sind immer mindestens 2 - 3 Songs von
1991-1993 mit drin.
Ralf Hauber: Hast Du selber eigentlich noch Kontakt zu
den original PROTECTOR Gründungsmitgliedern von 1986 und hattest Du von
Ihrer Seite aus von Anfang an grünes Licht, als es quasi um eine
„Neuauflage“ von PROTECTOR ging?
Martin Missy: Mittlerweile habe ich wieder
Kontakt zu sämtlichen ehemaligen PROTECTOR -Mitgliedern. Sie haben auch
alle ein Exemplar der neuen Scheibe erhalten, damit sie hören können,
was wir da unter dem Namen PROTECTOR veröffentlichen. Hansi hat uns
direkt grünes Licht für die Neugründung der Band gegeben. Wäre Michael
noch am Leben, hätte ich ihn selbstverständlich auch gefragt, ob es für
ihn ok sei.
Ralf Hauber: Martin, Du bist 1995 nach Schweden ausgewandert. Für
viele deutsche Metal Freaks kommen die Lieblingsbands aus Schweden und
skandinavische Bands feiern generell in Deutschland z.T. Ihre größten
Erfolge. Wie siehst Du z.B. den Unterschied zwischen Konzerten in
Schweden und in Deutschland? Ich denk viele deutsche Fans würde schon
bei dem Gedanken an Bierpreise von 7 Euro für 0,5 Liter erzittern,
oder!?!
Martin Missy: Hehehe, ja die Bierpreise
sind hier in Schweden nicht gerade erschwinglich. Die meisten
schwedischen Metaller trinken deshalb zuhause noch ein paar Bierchen,
bevor sie zum Konzert gehen. Die Fans sind in Schweden genau wie in
Deutschland: Die Hard Rocker, die Kutten tragen und zu sowohl
Underground- als auch größeren Konzerten gehen. Der einzige Unterschied
ist dass die schwedischen Fans bei den Konzerten oft etwas reservierter
sind als die deutschen Metaller. In Deutschland gehen bei den Shows, vor
allem in den kleineren Clubs, das Publikum in den ersten Reihen immer
voll mit.
Ralf Hauber: Abschließende Frage: CUDGEL ist ja ein
Mailordermagazine und deshalb würde uns Deine Sicht der Dinge auf
Newcomer innerhalb der Szene interessieren. Ich denk’ seit Deiner
Rückkehr auf den PROTECTOR Pfaden (ca. 2006) wird Dir doch bestimmt das
ein oder andere interessante Demo oder Album in die Hände gefallen
sein!?!
Martin Missy: Oh, ich muss gestehen dass
ich fast ausschließlich Metal aus den 80er Jahren höre. Wenn mir eine
neuere Band gefällt, so sind es oft Bands, die Old School Metal spielen.
HELLISH CROSSFIRE finde ich z.B. sehr gut. NIFELHEIM und WOLF gefallen
mir auch, aber das sind ja keine Newcomer mehr.
Ralf Hauber: Danke für das Interview & Deine Mühen!!! Die letzten
Worte an unsere Leserschaft und an die PROTECTOR Maniacs in Deutschland
gehören Dir, here we go:
Martin Missy: An die alten Fans: Vielen
Dank, dass Ihr uns all die Jahre die Treue gehalten habt, auch als
PROTECTOR schon weg vom Fenster zu sein schien. An die jüngeren Fans: Es
freut mich unglaublich so viele von Euch auf unseren Konzerten zu sehen.
Keep up the Old School Metal Spirit alive!!! Wir sehen uns hoffentlich
nächstes Jahr auf einem Gig in Deutschland!!!