Woran
denken wir bei Tankard zuerst? Genau, an die Frankfurter Matthäuskirche!
Denn im Heizungskeller dieses alten Gemäuers startete eine 5-köpfige
Schülerband 1982 ihre steile Karriere. Als Namen wurden zunächst "Vortex"
und "Avenger" gehandelt, bis in einem Wörterbuch "TANKARD" (zu deutsch:
Bierkrug) gefunden war, endlich ein passender Name zum Programm. Denn
wer TANKARD schon mal ohne Bier bzw. Äppler gesehen hat, ist wohl auf
ziemlich miese Doubles reingefallen.
Ihren ersten Auftritt hatten Gerre, Frank, Axel, Andy und O.W. Ende Mai
1983 in ihrer Schule, dem Frankfurter Goethe-Gymnasium.
Gründungsmitglied Bernhard hatte da schon von Papa Rapprich den Umgang
mit diesen "Assis" verboten bekommen. Dabei waren das pfiffige Jungs,
die wegen Alkoholverbots an der Schule eben Milch dabei hatten. Naja,
zumindest Milchkartons -was drin war, könnt ihr Euch ja denken ;-)
1984 standen die Jungs dann neben solchen Nobodys wie Sodom und
Destruction auf der Bühne, um einen Vertreter von SPV dazu zu bringen,
ihnen einen Plattenvertrag zu geben. Davon abgesehen, dass sowohl Sodom
als auch Tankard eine wohl mehr als beschissene Performance darboten,
hatte bei Sodom keiner nen blauen Wollpulli (mit Hirschgeweih drauf) an,
also hatten die Frankfurter das Nachsehen. Doch mit der Verpflichtung
von Buffo Schnädelbach 1986 kam die Wende. Nicht so sehr musikalisch,
aber dafür um so mehr organisatorisch. Das erste von ihm organisierte
Konzert im
Frankfurter
Südbahnhof Ende 1986 war ausverkauft, sogar 4 Einsatzwagen der örtlichen
Polizei waren mit von der Partie. Schon vor diesem legendären Auftritt
war der Plattenvertrag bei Noise Records unter Dach und Fach, und das
Debut-Album "Zombie Attack" auf dem Markt.
Mit dem nächsten Album "Chemical Invasion" werden TANKARD dann
politisch, geben ihre Statements zu dem Streit zwischen EU und BRD zum
Thema Reinheitsgebot des Bieres ab. Dabei stößt auch Sebastian Krüger
erstmals zur Tankard-Familie, der das Cover-Art Work beisteuert.
Kultstatus erreicht sein Beitrag zur "Alien"-EP von 1989, das versoffene
grüne, 4-armige Alien ist bis heute ein Erkennungszeichen der
Hessen-Thrasher. Die nächste Scheibe, ein Best-of mit dem Namen "The
hair of the dog" sollte der letzte Auftritt von Drummer Oliver Werner
sein, seinen Platz nimmt Arnulf Tunn ein.
Mit ihrer neuen Scheibe "The meaning of life" präsentierten sich TANKARD
1990 auf dem RockHard-Open Air, allerdings war das einer der
peinlicheren Tage der Band. Nicht der Auftritt, der bei strahlend blauem
Himmel stattfand, während es bei den anderen Bands schüttete wie aus
Eimern, nein, die Bier-Propheten Gerre, Axel und Buffo versagten beim
Bier-Contest am selben Abend auf ganzer Linie.
Nach der Live Scheibe "Fat, Ugly and Live" (1991) und "Stone Cold Sober"
(1992) gibt’s wieder einen Wechsel an den Drums, Olaf Zissel bearbeitet
nun die Felle. Mit frischem Fleisch werden 1994 dann gleich zwei Alben
eingespielt, nämlich "Two Faced" und, erstmals auch unter dem Namen
TANKWART, "Aufgetankt" –NDW und Schlager im TANKARD-Stil. Das nächste
Album "The Tankard" (1995) wird nur noch als Quartett eingespielt,
nachdem Klampfenmann Axel Katzmann wegen Arthrose im Handgelenk die Band
verlassen musste. Allerdings kommt das Album bei den Fans nicht so gut
an, weshalb es auf "Disco Destroyer" (1998) back to the roots geht und
wieder Vollgas gegeben wird.
Dazwischen wechseln die Jungs 1996 nochmal von der Theke zur Zapfsäule,
das zweite Tankwart-Album "Himbeergeist zum Frühstück" macht wieder
lahmarschige Schlager Metal-salonfähig. Mit dem Ende des 2. Jahrtausends
steht auch schon der nächste Gitarrero-Austritt an, Andy Bulgaropulos
zieht es zu seiner Familie nach Berlin. Allerdings ist ein Ersatz
schnell gefunden, und damit man sich namenstechnisch nicht umgewöhnen
muss, wieder ein Andy (Gutjahr).
Mit ihm geht’s dann im neuen Millenium auch mit Vollgas weiter, dem
Langeisen "Kings of Beer" folgt das Geburtstagsalbum "B-Day".
Mit neuem Produzenten aber in altbewährtem Stil geht das Gebolze 2004
auf "Beast of Bourbon" weiter. Auch zu den Songs auf dem 2006er Album „The
Beauty and The Beer“ konnte man wieder ordentlich Bangen und Saufen, wie
wir uns auf dem PSOA überzeugen konnten. Und wenn‘s darum geht, sind wir
natürlich immer wieder gern dabei!
Ein Highlight der Bandgeschichte dürfte ihr Auftritt beim
DFB-Pokalfinale Ende April 2006 gewesen sein, als sie im ausverkauften
Berliner Olympiastadion die Eintracht-Hymne „Schwarz-Weiß wie Schnee“
zum Besten geben durften (zwar nur als Playback, aber wen interessiert
das schon). Geholfen hatte es der Eintracht allerdings nicht,
Pokalsieger wurden damals nach 1-0 die Bayern. Im August durften sie das
ganze dann in der heimischen Commerzbank-Arena wiederholen, diesmal
sprang bei der Nullnummer gegen Wolfsburg wenigstens ein Pünktchen raus.
Hat jemand mitgerechnet? Genau, 2007 feierten Tankard ihren 25-jährigen
Geburtstag und lassen sich neben ein paar eigenen Neuaufnahmen älterer
Songs von immerhin 18 Bands Geburtstagsständchen in Form alter Klassiker
unter dem Namen „Best Case Scenario: 25 Years in Beer“ auf Platte
bannen.
Das nächste Langeisen aus dem Jahr 2008 mit dem bezeichnende Namen „Thirst“
bleibt thematisch beim Alten, beim Song „When Daddy comes to play“, der
vom Inzestfall vom Amstetten handelt, werden aber auch durchaus ernstere
Töne angeschlagen. Ebenso auf dem 2010er Album „Vol(l)ume 14“, bei dem
unter dem passenden Titel „Black Plague (BP)“ die Ölkatastrophe im Golf
von Mexico thematisiert wird.
Zum 30. Bandgeburtstag gab es dann noch einen Labelwechsel: Tankard
unterschrieben an Valentinstag diesen Jahres bei Nuclear Blast, die in
diesem Jahr ihr 25jähriges Bestehen feiern; das erste Album unter neuem
Dach soll es noch diesen Sommer geben, da werden wir die ein oder andere
Kostprobe sicher auf dem PSOA auf die Ohren bekommen
Also Leute, schnappt Euch nen Bier (oder Äppler oder Met oder halt
irgendwas zu saufen), reckt die Pommesgabel gen Himmel und lasst die
Mütze kreisen, wenn Tankard die Bühne entern!
Steven aka RedDevil // Stand:
06.2012
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