Keine
andere deutsche Metal Band hat in ihrer gesamten Schaffensperiode so
polarisierend und kritisch auf die Metal Szene gewirkt wie Nocte Obducta.
Sowohl ihr nicht eindeutig definierbarer Stil, als auch die Aussagen
ihrer Songs (welche nicht der typischen Black Metal-Ideologie folgen),
wie auch die zeitweise Zuordnung zum rechten Lager (was kompletter
Unsinn ist) sorgten in den letzten 15 Jahren im Umfeld Nocte Obductas
immer wieder für reichlich Diskussions- und Zündstoff.
1993 in Mainz unter dem Banner Deshira von Marcel gegründet, wurde 2
Jahre lang im Untergrund gewerkelt ohne das irgendwas davon an die
Oberfläche gekommen wäre. 1995 erfolgt dann die offizielle Gründung von
Nocte Obducta. Auf Grund von steten Besetzungswechseln erfolgte die
erste Veröffentlichung erst 1998 in Form des Demos “Doch lächeln die
blutleeren Lippen“, 1999 folgte das erste komplette Album unter dem
Titel “Lethe – Gottvereckte Finsternis“. Bereits dieser Longplayer
machte deutlich das die engen Genre-Grenzen des Black Metal für Nocte
Obducta quasi nicht existent sind. Auch “Taverne“ zeigte dies deutlich,
wurden typische BM-Stilelemente mit allerlei anderen Dingen zu teilweise
schon sphärisch anmutenden Klangkompositionen zusammen geworfen. Der
2001er Output “Schwarzmetall“ ging dann
klanglich
sehr stark in Richtung der frühen 90er zurück, und bot einen rohen und
unverfälschten Sound dar. Dieses Album wurde bewusst so gehalten, waren
Nocte Obducta doch deutlich mit der heimischen BM-Szene unzufrieden, da
sie vielerorts auf Ablehnung und Abneigung gestoßen sind. Marcel sieht
dies bis heute immer noch so, ordnet seine Musik aber weiterhin dem
Black Metal zu, obgleich er Nocte Obducta nicht als Teil der deutschen
Black Metal Szene sieht.
Diese und andere Dinge (u.a. der musikalische Genius der Band) waren
wahrscheinlich der Grund dafür das Nocte dann ab 2003 und dem Album
“Stille“ immer weiter vom typischen Black Metal Abstand nahmen. Auf
Blastbeats wird fast komplett verzichtet, des Weiteren hielt auch klarer
Gesang und sogar Sprachsamples Einzug in das Nocte-Soundrepertoire.
Die Veröffentlichungen der Folgejahre (Nektar I + II und Aschefrühling)
ließen den Sound wieder Rifflastiger und allgemein düsterer erscheinen,
der avantgardistische Einschlag (wobei Marcel immer wieder betont das
Nocte keine Avantgarde-Musik macht) wurde aber beibehalten.
Allerdings blieb der Erfolg trotz der bei Fans sehr hoch geschätzten
Musik-Kultur von Nocte Obducta aus. Die Szene konnte auf Grund der
Stiländerungen immer weniger mit Nocte anfangen. Hinzu kamen auch
interne Probleme mit der Bandbesetzung, welche durch die externen
Einflüsse mit Sicherheit noch verstärkt wurden. Bereits 2006 beschlossen
die Mainzer nach den Aufnahmen zu “Sequenzen einer Wanderung“ das
Kapitel Nocte Obducta zu schließen. 2008 erschien das Album schließlich
und konnte als Abschiedswerk der Band mit seinen Ambient-Artigen
Soundstrukturen und Sprachsamples und einigen Anspielungen auf das
Vorbild Pink Floyd, wieder gute Kritiken einheimsen.
Danach machte der Kern der Truppe unter dem Namen “Dinner auf Uranos“
weiter und trieb die auf “Sequenzen einer Wanderung“ begonnenen Ideen
weiter auf die Spitze. Unter diesem Namen erschien nur ein Album und es
wurden keinerlei Live-Auftritte absolviert.
2009 ließ Nocte Obducta allerdings wieder ein Lebenszeichen von sich
hören, als sie ankündigen eine Nachfolge-Album zu “Schwarzmetall“
einspielen zu wollen. Es sollten so viele Ex-Mitglieder wie möglich an
dieser Platte mitwirken, und so wurde das Ganze dann auch in die Tat
umgesetzt. Ende 2011 war es dann soweit und “Verderbnis - der Schnitter
kratzt an jeder Tür“ erblickte via MDD Records das Licht der Welt.
Musikalisch wird hier rauer und kalter Black Metal präsentiert, der
allerdings wesentlich langsamer und düsterer daher kommt als
“Schwarzmetall“. Hatte das Vorbild-Album noch ein Spur gute Laune
enthalten, so macht “Verderbnis“ nun wirklich schlechte Laune.
Nach den fast fünf Jahren Pause sind Nocte Obducta wieder da, frischer
und eigenwilliger denn je. Live-Auftritte werden jetzt nicht mehr
kategorisch ausgeschlossen, da die Lust wieder da war “geile Gigs“ zu
spielen. So absolvierten Nocte im Juni 2011 zusammen mit Vehemenz und
Sterbeklang in Darmstadt ihren Return-Gig und werden dann im Sommer 2012
auch am Party.San halt machen.
Sebastian aka Azfares // Stand:
06.2012
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