Orden Ogan – Vale
Eingebettet in ein fettes Soundgewand blasen hier die Musiker von Orden Ogan mit ihrem Konzeptalbum Vale zum Sturm auf den deutschen Fantasy-Power-Metal-Thron. Doch sind sie legitimiert, in der Erbfolge ihren Platz einzunehmen? Bisher wurde das Regierungsamt unter legendären Bands wie Running Wild, Gamma Ray und – ganz an der Spitze, quasi die Kings of all Kings – Blind Guardian aufgeteilt. Alles irgendwie ein bisschen komisch ... Alles was ich in Zusammenhang mit dieser Band bisher gehört habe, hatte immer diesen Tenor ...! Da wird gesprochen von „der Wiedergeburt des deutschen Melodic Metal“ (war der denn tot, klärt mich auf?!) oder, „... werden die Jungs keine Probleme haben, sich an die Spitze des teutonischen Metals zu setzen …“ et cetera! Ich will den anderen Meinungsbildnern ja nicht kontraproduktiv gegenübertreten, aber ist dieser besagte Thron denn wirklich so verwaist oder hart umkämpft? Diese Gedanken nur mal so zur Einleitung!
Klar, die Lobeshymnen kommen nicht von ungefähr. Musikalisch glänzt der zweite Longplayer der Band mit Perfektionismus und Ohrwurmmelodien, von denen so manche die Gehirnwindungen erst wieder freiwillig räumen, wenn man sich einer 24-stündigen Rumpel-Grindcore-Attacke mit dem Volume-Regler am Anschlag ausgesetzt hat (vorausgesetzt man oder die Anlage überlebt's)!
Orchestrale, manchmal mit recht progressiven Strukturen garnierte Soundwände bilden das Fundament, auf dem Orden Ogan mauern. Das nötige Quäntchen Melancholie, Pathos, Dramatik und Mitgrölparts – alles drin, alles dran, was des Fantasten-Metallers Herz begehrt und was dem Konzept um den netten Herren Vale dienlich ist. Ich muss gestehen, für den Vergleich mit anderen Bands hab' ich nicht wirklich was parat. Hier mal ein kleiner Nightwish-Chor, da mal Doublebass-lastiges Uptempo à la Blinde Wächter und ein Keyboard, das auch einem Warmann von COB in seiner Funktion als Solo- und Melodie-Instrument gut zu Gesicht stehen würde. Bei den Vocals drehen Orden Ogan ebenfalls ihre Runden im grünen Bereich. Kein rausgequältes Eunuchen-Geschrei, welches die heimischen Schoppen- Gläser zum Bersten bringt.
Was ich an diesem Album wirklich vermisse, ist die schneidende Härte. Beim Uptempo entwickeln sich meiner Meinung nach die stärksten Momente des Materials. Und ein bis zwei Nummern auf dem ansonsten edel aufgemachten Scheibchen (Coverartwork von Marschall, Leitfaden zum Konzept mit einzelnen Querverweisen zum Kontext der Lieder) sind mir irgendwie zu weichspülermäßig. Härtegrade, wie sie abermals Blind Guardian auf ihren früheren Werken fabrizierten, werden selten erreicht.
Fazit: Was bleibt unterm Strich? Ein gutes Album einer Band, die man nicht auf das eingangs zu Genüge breitgetretene „wer-ist-der-Fantastischste-im-ganzen-Land“-Gesülze reduzieren sollte. Dafür sind Orden Ogan meiner Meinung nach nämlich schlicht und ergreifend zu eigenständig und zu wenig vergleichbar mit anderen Teutonencombos. Für Freunde gemäßigter Power-Metal-Knaller: Reinhören lohnt sich! Anspieltipp: To new Shores of Sadness auf der Homepage.
Wertung: 8,5 / 10
Gesamtlänge: 55:04
Label: www.yonah-records.de
VÖ: Bereits raus
Tracklist
1. Graves Bay
2. To new Shores of Sadness
3. Winds of Vale
4. Farewell
5. Reality lost
6. This is
7. This was
8. Something pretending
9. The Lords of the Flies
10. ...And if you do right
11. What I'm recalling
12. A Friend of mine
13. The Candle lights
Website der Band: www.ordenogan.de mit Soundbeispielen
--------------
Life is short... when reflecting of how long you will be dead!