Forum: Doom Metal
Thema: Review: Mindkult - Lucifer's Dream
Eröffnet von: TerminalVelocity

Beitrag von TerminalVelocity an 12.08.2017, 12:35
Mindkult - Lucifer's Dream

Ich muss ja gestehen, dass - meiner tief empfundenen Liebe zu tiefgestimmten Gitarren und okkult angehauchten Lavawalzen zum Trotze - beim Thema Doom meine Gedanken eher zu alten Großmeistern wie Saint Vitus oder gleich Sabbath abschweifen und sich ein bisschen Wehmut einschleicht ob der eher durchwachsenen Releases der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit.
Electric Wizard? Hatten mit Dopethrone auch ihre letzte Großtat vor mehr als zehn Jahren. Reverend Bizarre? Längst aufgelöst, jeder einzelne Song auch heute noch ein so gut wie unerreichbares Brett. Pallbearer? Kann man gut hören, ist mir altem Sack aber stellenweise zu modern, auch wenn das mal wieder sehr kleinlich ist ob der musikalischen Größe der Band.

Vielleicht die beste Zeit, sich einmal mehr an etwas Unbekanntes zu wagen, noch dazu wenn die stilistische Einordnung mir doch ziemlich entgegenkommt.
Mindkult stammen aus Virginia, und ... Moment mal, die Mehrzahl ist fehl am Platze, denn es handelt sich um eine One-Man-Show! Einziges Mitglied ist "Fowst", dessen recht cleane, wenig voluminöse aber deshalb noch lange nicht unangenehme Stimme so klingt, als hätte sich Thilo Wolff von Lacrimosa komplett dicht geraucht und beim Versuch, einen Eighties Smash-Hit zu produzieren, aus Versehen eine Doom-Scheibe aufgenommen.

Das alles klingt allerdings schräger und weitaus weniger empfehlenswert als es letztlich ist. "Lucifer's Dream" ist ein solides und gut durchhörbares Album geworden, auch wenn es nicht gerade einen Innovationspreis gewinnen wird.

Nach einem recht schwachen Start mit mittelmäßigen bis guten Songs aus weitestgehend vertrauten und kaum variierten Zutaten - Mid Tempo Classic Doom mit ausreichend Groove und Schwärze, um ein bisschen okkult zu wirken - stimmt Mister Fowst gegen Ende die Klampfe noch ein wenig tiefer, und ich kann vor meinem geistigen Auge die Basssaiten beim Nachschwingen beobachten. Der erdig-rostige Ton bis in den Mariannengraben heruntergestimmter Bassgitarren - da kommt Freude auf. "Howling Witch" gehört zu den lichten - pardon - schwärzesten Momenten der Platte und zeigt, dass man Mindkult nicht gleich abschreiben sollte, nur weil sie nicht gleich mit dem ersten Ton das Aha-Erlebnis bieten können. Dennoch - für eine uneingeschränkte Empfehlung reicht es nicht ganz. Zu wenig Variation, zu wenig gewisses Etwas.
Im Gegensatz zu den Elektrozauberern aus Dorset beispielsweise geht Mindkult diese fiese Mischung von vertontem Drogenrausch und Mordlust ab, auch wenn die obligatorischen Einspieler aus irgendeinem abgefuckten Horror- oder Heimatfilm auch auf "Lucifer's Dream" ihren Haken auf der Checkliste bekommen.

Anspieltipps: Howling Witch, Lucifer's Dream



Wertung: 7 / 10

Gesamtlänge: 40:42
Label: < Throne Records >
VÖ: 14. Juli 2017

Tracklist:
2. Nightmares 03:42
3. Behold the Wraith 09:21
4. Infernals 05:20
5. Howling Witch 05:08
6. Lucifer's Dream 09:06

Website: < Mindkult Bandcamp >

Beitrag von UnDerTaker an 13.08.2017, 13:16
Sehr ausführlich beschrieben.
Denke das wird nicht meine Baustelle sein.

Beitrag von ALUCARD an 14.08.2017, 01:08
Erstens: Finde ich gar nicht so schlecht.
Zweitens: Ich bin erstaunt das hier jemand mit T.W. von Lacrimosa vertraut ist.  :ok:

Beitrag von TerminalVelocity an 16.08.2017, 10:25
Bei Menschen meines Alters ist das nicht verwunderlich, ich bin mit der "Angst" aufgewachsen. Wenn Anne irgendwann das Singen gelernt hätte wäre es sogar etwas, worauf man stolz sein kann :D
Beitrag von ALUCARD an 16.08.2017, 17:28

(TerminalVelocity @ 16.08.2017, 10:25)
QUOTE
Bei Menschen meines Alters ist das nicht verwunderlich, ich bin mit der "Angst" aufgewachsen. Wenn Anne irgendwann das Singen gelernt hätte wäre es sogar etwas, worauf man stolz sein kann :D

Bis zu "Elodia" war doch alles gut, danach wurde es mir zu pompös.
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