Forum: Black-Metal
Thema: Review: Las Casas Viejas - Goule/H
Eröffnet von: ALUCARD

Beitrag von ALUCARD an 26.09.2017, 17:15
Las Casas Viejas
Goule/H
Alerta Antifascista Records
Vö:10.11.2017



Der Bandname bedeutet "Die alten Häuser", könnte sich aber auch auf den sogenannten "Casas Viejas Vorfall" beziehen. Die anarchistischen Aufstände von 1933 wurden von der Polizei unterdrückt und 24 Zivilisten getötet. (https://en.wikipedia.org/wiki/Casas_Viejas_incident)

Und so bedrückend wie die eventuell als Namensgeber fungierenden Vorfälle ist auch die Musik, das deutsch/österreichische Kollektiv bewegt sich in den finstersten Ecken des schwarzmetallisch gefärbten Postrock. Keine Hoffnungsschimmer, keine aufmunternden Worte, keine positiven Vibes. Durch diese von urbaner Kälte geprägte Landschaft führt uns das Sextett mittels einer atmosphärisch ineinanderübergehenden Mischung aus Black Metal, Screamo, Postrock/Postmetal, Doom und diversen anderen Elemente aus der Kategorie Schwermetall. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der Gesang, mal schreiend, mal flüsternd, mal klar. Die Palette reicht von gesprochenem Erzählton in "Moribundus" bis hin zu fast schwarzmetallisch heiserem Geschrei wie in "Kein Ort 2: nicht keine Stadt und Lethargie".

Der als Dialog angelegte Text in "Moribundus" fesselt den Hörer sofort an sich während die Instrumente sich im Hintergrund langsam warmspielen. Nach etwas mehr als sechseinhalb Minuten expoldiert der Track dann direkt im Kopf des Hörers und zeigt die kalte, abweisende Seite der Band. Das Wechselbad der Gefühle durch das gelungene ausnutzen der laut/leise Dynamik rufen sie im Hörer noch öfters hervor, mir ist das zum Ende von "Moribundus" hin nur etwas zu sehr in die Länge gezogen.
"Kein Ort 1" startet mit einer dissonanten Geräuschkulisse und überrascht dann mit dem Gesang: Das könnte auch eine verlorengegangene Aufnahme aus den 20er/30er Jahre sein, hört es euch an und ihr wisst wie ich es meine...
Musste ich mich erst dran gewöhnen, gefiel mir dann aber richtig gut. Im Zusammenspiel mit der sludgig dröhnend mäandernden Rythmusfraktion eine sehr feine Sache. "Kein Ort 2" geht da schon derber zur Sache, gallig finster keift einem da die Sangesstimme entgegen bevor man in eine längere instrumentale Passage übergeht. Eruptionsartige Ausbrüche der kurzen, ruppigen Art unterbrechen das Ganze immer wieder und auch die flüsternde Erzählstimme aus dem ersten Song kommt wieder zum Zuge wenn man genau hinhört. Ich frag mich ja ob in einem "Keinort" auch der Keinohrhase wohnt...
Klaustrophobie ist bekanntermassen ja nicht die Angst vor Leuten die Klaus heissen sondern die Angst vor dem Aufenthalt in engen, geschlossenen oder überfüllten Räumen. LCV setzen das Thema im gleichnamigen Titel mit passenden Klängen um, getragen von dem heiseren Schreien flirren die Gitarren im Raum um den Hörer herum und verwirren die Sinne. Später kommen die Mauern näher und näher, doomig schwer wird der Raum immer kleiner und die Luft zum atmen knapp. Im Albumkontext zusammen mit "Erinnerung" der zugänglichste Song des Albums, einer der beiden Titel sei somit die Hörempfehlung zum Einstieg.
Das schon angesprochene "Erinnerung" beendet das Album flott postrockend und der Gesang aus dem ersten Keinort fängt den Hörer ein. Jetzt etwas melodischer und irgendwie melancholischer, verträumter. So wie Erinnerungen ja meistens auch sind...

Die sehr guten Texte findet ihr auch alle zum nachlesen auf < http://med-user.net/~lascasasviejas/ > .

1. Moribundus
2. Kein Ort 1: nicht die Stadt und Lethargie
3. Kein Ort 2: nicht keine Stadt und Lethargie
4. Klaustrophobie
5. Erinnerung

< http://lascasasviejas.bandcamp.com/ >
< http://doomrock.com/Musik....f5dee63 >
< http://med-user.net/~lascasasviejas/ >
< https://www.facebook.com/KeinOrt1/ >

8 von 10 Punkten

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