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Thema: Konzertbericht: Cannibal Corpse, Revocation, Aeon - 04.11.2014
Eröffnet von: Exorzist

Beitrag von Exorzist an 11.11.2014, 20:51
Konzertbericht zu Cannibal Corpse, Revocation, Aeon
Batschkapp Frankfurt, 04.11.2014


Die Kannibalen sind mal wieder in der Mainmetropole, da lässt sich die hiesige Death Metal Szene natürlich nicht zweimal bitten. Die Musiker um Frontschwein George Fisher brachten vor kurzem ihr superbes 13. Album mit dem feingeistigen Titel „A Skeletal Domain“ auf den Markt, was Fans der Truppe wieder mal den Schädel spalten dürfte. Dementsprechend euphorisch ist bereits Tage vorher die Vorfreude auf den Gig, denn es gibt nahezu keine andere Death Metal Band, welche seit Jahr und Tag ausnahmsloses Referenzmaterial auf die Welt loslässt! (Gut, Old-School Fans der ersten Stunde, bei denen die Zeitrechnung mit Tomb of the Mutilated endet, dürften die Sache ein wenig anders sehen).

Unterstützt wird das Death Metal Urgestein am heutigen Tag (sowie auf der gesamten Tour) von den Schweden Aeon und der amerikanischen Extreme Metal Band Revocation.

Dank einem Stau auf der A661 trudelt unser Trupp erst kurz vor 20.00 Uhr an der neuen Batschkapp in Frankfurt ein. Was folgt ist erst einmal Ernüchterung. Laut Karte wäre der Einlass um 19.00 Uhr und der Beginn um 20.00 Uhr gewesen. Beim Eintreffen spielen Aeon leider bereits ihre letzten Akkorde, eine Unsitte die in letzter Zeit irgendwie vermehrt um sich greift. Sehr geehrte Konzertveranstalter: Weder die Bands, die dann vor 5 Nasen spielen müssen, noch der Zuschauer der sich darauf gefreut hat, hat etwas von dieser dämlichen Zeitplanung!

Nach einer kurzen Umbaupause folgen Revocation, die bislang eher an mir vorbeigegangen sind. Bis auf eine handvoll Songs von diversen Magazin- und Promosamplern ist mir das Songmaterial der Band komplett unbekannt, weswegen ich umso gespannter auf den Gig warte. Die 4 Jungs entern die Bühne, die Halle ist bis dato noch nicht einmal halb gefüllt. Schon bei den ersten Riffs wird klar, dass der Sound der aus der Anlage klingt für die Füße ist. Aus den Boxen dröhnt ein höhenlastiger, vollkommen übersteuerter Brei, der es schwer macht den filigranen Songstrukturen von Revocation zu folgen.

Die Band spielt eine technische Mischung aus Death- und Thrash-Metal, angereichert mit vielen Melodien. Sänger David Davidson macht einen guten Eindruck und spielt sich regelrecht den Arsch ab. Leider ist die Stimmung in der Halle eher verhalten, was wohl auch zu einem Großteil am Soundmatsch liegt, der es unmöglich macht die teilweise echt gelungenen Riffs herauszuhören. Auf den doch sehr schiefen Klargesang hätte man meiner Meinung nach aber gut und gerne verzichten können. Allgemein kann man sagen, dass die Jungs an ihren Instrumenten was drauf haben, mehr ist als Fazit dank des Sounds leider nicht drin.

Nach einer längeren Umbaupause entern dann die Headliner des heutigen Tages die Bühne. Die Halle ist nun zu gut 2/3 gefüllt, jeder freut sich auf das bevorstehende Massaker. Die Kannibalen legen sofort mit dem Alltime-Classic „Staring through the eyes of the dead“ los und die Halle ist am kochen! Und was für eine Soundwand da einem entgegenschallt! Die Gitarren braten wie sonst was, das Basstier Alex Webster ist bestens herauszuhören und der Corpsegrinder thront über allem anderen mit seinem ultrabrutalen Organ! Einzig Paul Mazurkiewicz an den Drums hätte einen Ticken lauter sein können, aber nach dem Sounddebakel bei der Vorband ist das durchaus zu verschmerzen. Die Band legt los wie die Feuerwehr und feuert sofort weitere Klassiker wie „Fucked with a knife“ und „Stripped, Raped and Strangled“ hinterher. Andere Bands würde diese Aneinanderreihung an Hits als Highlight ans Ende der Setlist packen, nicht so Cannibal Corpse, die in ihrem 26. Jahr auf einen unglaublichen Fundus an Granaten zurückgreifen können. Die Halle ist am kochen und quittiert diesen Einstand mit voller Inbrunst und ersten Moshpits. Es folgen mehrere Songs der aktuellen Scheibe, unter anderem „Kill or become“, die sich ohne Probleme neben den Klassikern einreihen und die Leute ebenso begeistern können. Im Mittelteil nimmt man einige Songs lang ein wenig Gas herunter, was bei Cannibal Corpse aber nicht heißt, dass nun Powerballaden gezockt werden. „Scourge of Iron“ und „Evisceration Plague“ reissen mit ihren Riffs reihenweise die Köpfe ab. Die Meute ist am Bangen als gäbe es kein Morgen! Wahnsinn! Es folgen viele Songs der Alben ab Bloodthirst, sowie der Uralt Song „A Skull Full of Maggots“, bis der Corpsegrinder den absoluten Klassiker der Band mit den Worten: „Are you ready???“ einleitet: „Hammer Smashed Face“! Lange Zeit in Good Old Germany verboten, darf das Stück seit einigen Jahren wieder gespielt werden. In den ersten Reihen ist nun nur noch Moshen angesagt, die Zuschauer geben nochmal alles. Als Zugabe folgt noch der Brutalo Klopper „Devoured by vermin“ und die Death Metal Lunatics werden freudestrahlend in die Nacht entlassen.

Wieder einmal durfte ich feststellen, dass Cannibal Corpse einfach keine schlechten Konzerte geben können. Die technische Versiertheit ist nahezu atemberaubend, weswegen viele meiner Musikerkollegen ihre Unterkiefer erst einmal nach dem Gig vom Boden auflesen durften. Ohne große Show wird bei Cannibal Corpse einfach das geboten, weswegen alle da sind: brutaler technischer Death Metal, präzise wie ein Uhrwerk! Die Fahrt in die Mainmetropole hat sich wieder einmal gelohnt!

Setlist Cannibal Corpse:
1. Staring Through The Eyes of the Dead
2. Fucked With a Knife
3. Stripped, Raped and Strangled
4. Kill or Become
5. Sadistic Embodiment
6. Icepick Lobotomy
7. Scourge of Iron
8. Demented Aggression
9. Evisceration Plague
10. Dormant Bodies Bursting
11. Addicted to Vaginal Skin
12. The Wretched Spawn
13. Punded into Dust
14. I Cum Blood
15. Disposal of the Body
16. Make them Suffer
17. A Skull Full of Maggots
18. Hammer Smashed Face
19. Devoured by Vermin

Verfasst von Gastschreiber Nico (Eraserhead)




Beitrag von UnDerTaker an 11.11.2014, 23:34
Sehr guter Bericht, zeugt von großer Fachkenntnis im Kannibalenmetal.
Beitrag von The Overkiller an 12.11.2014, 07:53
:ok:  :ok:  :ok:
Genau so war's!

Beitrag von Slaypultura an 12.11.2014, 09:21
Was eine Lobhuldigung! So schreibt nur ein leidenschaftlicher Fan, sauber!  :peitsche:
Beitrag von Azze an 12.11.2014, 09:54
Sehr guter Bericht, danke Nico!  :rock:
Ich habe auch noch keinen schlechten CC-Gig gesehen/gehört, immer wieder sehr geil  :rock:
Das neue Album ist auch wieder ein heftiger Brocken, gepaart mit den üblichen Verdächtigen bestimmt ein Hammer-Konzi!

Aber ganz ehrlich, der Veranstalter würde von mir was zu hören bekommen, das ist schlichtweg Beschiss wenn die Bands früher wie geplant spielen, und man deswegen eine Band fast gar nicht sieht, aber dafür bezahlt hat. Und gerade Aeon sind auch ein geiler DM-Happen, da wär ich stinksauer die nicht gesehen zu haben. Da sollte die Kritik im Bericht meiner Meinung nach deutlich schärfer ausfallen, das kann wohl echt nicht angehen. Konzerte werden eh immer teurer und dann verpasst man was weil der Veranstalter entscheidet es geht früher los. Da wäre Kohle zurück fordern sogar angebracht. Immer diese Kommerz-Erscheinungen, da geht mir echt das Messer im Sack auf!  :redfinger:

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