Forum: Death-Metal
Thema: Review: Wound  - Engrained
Eröffnet von: ALUCARD

Beitrag von ALUCARD an 08.01.2017, 19:42
Wound
Engrained
Fda Records
Vö: 20.01.2017






Am 20.01.2017 ist es soweit, Wound legen mit "Engrained" den Nachfolger zum 2013er Debütalbum "Inhale the Void" vor (Ist das echt schon so lange her?).
Können sie damit den eingeschlagenen Weg fortsetzen? Bleiben sie sich treu ohne sich selbst zu kopieren? Wie gehen es die Jungs an alte Fans bei der Stange zu halten, gleichzeitig aber auch neue Anhäger zu rekrutieren? Oder kommt doch alles anders....

WOUND klingen immer noch wie Wound....
An den grossen Stellschrauben wurde nicht gedreht, von Anfang an ist das Album klar als Wound erkennbar. Und auch die personellen Änderungen haben sich erwartungsgemäss nicht negativ ausgewirkt oder die Band in irgendeiner Art geschwächt oder vom Weg abgebracht. Die Jungs haben immer noch ein klares Ziel vor Augen, und das heisst schwedisch angehauchten, kraftstrotzenden Death Metal mit Crustelementen zu kreuzen. Das war und bleibt auch so, also keine Angst. Ein Titel wie "The Gateway to Madness", "Of non Serviam" oder "The Plague" (die Gitarren zum Ende hin erinnern stark an das Erstlingwerk) hätte auch auf dem Vorgängeralbum Platz gefunden und wäre nicht als Fremdkörper wahrgenommen worden.  

...aber dennoch gab es Veränderungen.
"Engrained" ist trotz allem keine Kopie von "Inhale the Void". Am auffallendsten ist das beim Schlagzeug, "I am Havoc" zum Beispiel,  "Thy Wrath and Fire" und diverse andere Stellen innerhalb der einzelnen Titel kratzen vom Klang und der Geschwindigkeit her schon heftig am schwarzmetallischen Türchen. Das war aber von der Band auch genau so vorgesehen. Und ich finde auch das der Drumsound organischer und basischer, trotzdem aber kraftvoller klingt als auf dem Debüt. Dazu kommt noch das neben dem Hauptgesang von Schettler auch noch eine zweite Stimme auftaucht und diese sehr gut mit eingebaut ist. Hörenswert zum Beispiel im Opener "I am Havoc" fein ausgependelt zwischen Anklage und Anbetung.

Und auch sonst haben sich Wound klanglich etwas ausgeweitet und Platz für andere Elemente geschaffen, teilweise kann man da schon von klassichem Heavy Metal sprechen der mit eingearbeitet wurde. Ein Titel wie "Morbid Paradigm" würde jedenfalls auch mit normalen Klargesang sicher gut funktionieren. Und auch Passagen im über zwölfminütigen titelgebenden "Engrained" weisen deutliche Spuren der reinen metallischen Lehre auf. Dieses in drei Kapitel aufgeteilte Monstrum bringt alles zusammen für was Wound 2017 steht: scheuklappenfreien Deathmetal mit deutlicher Verwurzelung im Metal, Crustbrocken mit der Betonung auf das dreckig groovende Element der Genreschublade und blackmetallische Schleifspuren. Ist man ganz genau kommt man zwar am Ende nur auf 9 Minuten reiner Songanteil da der Rest in einem Pink Floyd-artigen Kosmos davonschwebt, dennoch bringt man hier abschliessend nochmal die Wound`sche Essenz hervor.
Zusätzlich lässt sich auf das ganze Album gesehen auch sagen das die zweite Gitarre ein deutlicher Zugewinn ist und auch sie einen grossen Anteil an der gesteigerten Vitalität der Songs hat.

Fortschritt mit Blick in den Rückspiegel...
Mit diesem Werk im Rücken könnte 2017 ein wegweisendes Jahr für die Jungs werden. Sie sind sich definitiv treu geblieben, Wound klingen immer noch wie Wound, auf die Eigenständigkeit wird weiterhin Wert gelegt.
Aber es gab feine Veränderungen die sich als Fortschritt herausstellen und das Gesamtergebniss noch besser machen. Durch diese kleinen Justierungen und klanglichen Erweiterungen klingen die Jungs reifer ohne den Grundcharakter zu verweichlichen, ich finde sogar das der Härtegrad noch gestiegen ist. Da man sich auch in Sachen Songwriting weiterentwickelt hat und einige Stimmungswechsel zu verzeichnen sind bietet"Engrained" eine sehr lange Beschäftigungszeit für den Hörer, das aber ganz ohne komplizierten Einstieg. Das Teil begeistert von Anfang an, allein wenn ich nur bedenke wie oft ich schon das auf dem letztjährigen Labelsampler platzierte "Thy Wrath and Fire" gehört habe, dieser Titel den anderen in Punkto Wiederholungen also einiges vorraus hat und ich es trotzdem bei jedem erneuten Durchgang saustark finde, dann kann ich garantieren das das Album so schnell keine Abnutzungserscheinungen aufweisen wird. Vorteilhaft dabei ist auch die äusserst positiv zu erwähnende lange Spielzeit der Platte.
Und wo wir schon beim Thema Platte sind: Ich vernahm Stimmen die der Meinung sind das sich das gelungene Albumartwork prima als Vinyl Picture Disc machen würde...


01. I Am Havoc
02. The Gateway To Madness
03. Thy Wrath And Fire < https://soundcloud.com/fda-records/wound-thy-wrath-and-fire >
04. Morbid Paradigm < https://www.youtube.com/watch?v=H9mtBg8Rxs0&spfreload=10 >
05. Carrion
06. Of Non Serviam
07. The Plague
08. Engrained

< https://www.facebook.com/wound.deathmetal >

9 von 10 Punkten



Beitrag von UnDerTaker an 09.01.2017, 00:27
Sehr fein geschrieben.
Ich finde die Scheibe auch sehr gelungen. Etwas weniger Crust aber dafür eingängige Heavy Metal Parts, klasse Gitarren und Drumarbeit mit viel Variabilität so das man nie innerhalb eines Songs weiß wie das Ende ausgehen wird ;)
Die deutlich Priese Black Metal teils im Sound aber hauptsächlich im Gesang geben dem Album noch mehr Spannung. Super arrangierte Songs mit Anfang und komponierten Ende sind heute auch nicht überall im Pflichtprogramm. Einige wenige aber gut gemachte Effekte beim Gesang sind ebenfalls ein Pluspunkt der erst bei mehrmaligen hören auffällt.

Beitrag von Exorzist an 09.01.2017, 21:03
Sehr feines, aussagekräftiges Review !
Muss an die neue Scheibe auch mal ein Ohr dran halten...

Beitrag von Azze an 10.01.2017, 14:17
Ein Review wie ein Vorwerk-Verkaufsgespräch. Wird gekauft  :D  :rock:
Beitrag von Cosmower an 23.01.2017, 19:07
Ist ein sehr feines Gerät geworden, bin aber gerade erst beim zweiten Durchgang, da kann ich noch nicht sagen, ob es bei mir auch Richtung 9 geht.
In punkto Eigenständigkeit haben die Jungs echt noch drangebaut und der Titelsong ist die totale Waffe. Einzig die Stimme ist 'ne stimmungsabhängige Sache. Mal sehen, wie sich das Ding entwickelt, die Erwartungen sind aber schon mal erfüllt.
Das Review liest sich übrigens richtig geil !  :ok:

Beitrag von ALUCARD an 17.02.2019, 20:52
Eben auf dem Weg zur Arbeit mal wieder  :schaf: aufgelegt. Immer noch eine saustarke Scheibe, von der Reviewmeinung rücke ich keinen Millimeter ab.
Beitrag von UnDerTaker an 26.02.2019, 18:33

(ALUCARD @ 17.02.2019, 20:52)
QUOTE
Eben auf dem Weg zur Arbeit mal wieder  :schaf: aufgelegt. Immer noch eine saustarke Scheibe, von der Reviewmeinung rücke ich keinen Millimeter ab.

Ja, die Scheibe ist etwas im old school Gewimmel untergegangen.
Ist tatsächlich ein feines Stück Metal.

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