Forum: Black-Metal
Thema: Review: Neige Et Noirceur - Verglapolis
Eröffnet von: ALUCARD

Beitrag von ALUCARD an 27.05.2017, 18:06
Neige Et Noirceur
Verglapolis
Dusktone
Vö:31.05.2017



Ordentliches Tempo legt das kanadische One Man Projekt da vor, Mitte 2016 erschien "Les Ténèbres Modernes". Nun liegt mit "Verglapolis" schon ein neues Album vor. Das ist halt der Vorteil eines Einzelkämpfers, du musst auf niemanden warten oder auf irgendwas Rücksicht nehmen.

Allerdings ist das hier kein Fliessbandprodukt, das neue Werk unterscheidet sich doch etwas vom Vorgänger. Anhänger vom reinen Black Metal wird man damit aber immer noch nicht bekehren, denn Alleinherrscher Spiritus setzt weiterhin auf elektronische Unterstützung. Diese äussert sich allerdings nicht durch eine schlecht programmierte Drummachine wie man das von vielen Einmannbands kennt sondern unterstreicht äusserst gelungen die klirrend kalte Atmosphäre der einzelnen Songs. Dadurch hat das meistens nicht mehr viel mit Black Metal an sich zu tun sondern klingt eher wie ein alptraumartiger Soundtrack.

Beim Hörgenuss mit den empfohlenen Kopfhörern umgibt einen so eine beklemmende Dunkelheit, die Musik zeichnet menschenfeindliche Landschaften in deinen Kopf aufgrund ihrer negativ abweisenden Art. Stellenweise sind es wie gesagt gar keine richtigen Songs sondern eher frostige Soundcollagen ohne Halte- und Orientierungspunkt für den Hörer, man könnte auch Antimusik sagen.
"Pluie verglaçante et brouillard de glace" entreisst einen dann aus diesem Alptraum indem es mit gewohnt schwarzmetallischem Drumming aufwartet. In Kombination mit dem hymnisch anklagenden Gesang ergibt sich eine Sogwirkung die einen dann doch wieder in das Tal der Finsternis entführt.
Dort angekommen bittet "Énergie noire" zum finalen Tanz, passend zum Songnamen verströmt auch dieser keinerlei Hoffnung sondern verstört mit wüstem Getrommel und einem Gesang der direkt aus dem Höllenschlund zu kommen scheint und kälter ist als jede Polarnacht.
Das darauf folgende "Ruines électriques" ist ein Titel aus der Feder von Bête Lumineuse, einem kanadischen Experimental Noise/Drone/Ambient Projekt, und so klingt es dann auch. 12 rein elektronische Minuten stellen nochmal alle Hörgewohnheiten auf den Kopf und loten die musikalische Toleranzgrenze des Hörers neu aus. In Zusammenhang mit ersten Drittel des Albums passt das durch seine menschenfremde Art und Darreichungsform aber perfekt als Albumabschluss.

Ein Album das die Begriffe Songstruktur und Songwriting und die klassische Erwartungshaltung an ein Album komplett in Frage stellt, durch seinen abweisenden und inhumanen Charakter aber mehr Black Metal ist als so manche Kaspertruppe die sich so in dem Genreteich bewegt.

Inspiration und thematischer Überbau des Albums ist übrigens der Eissturm in Kanada von 1998, mehr dazu erfahrt ihr z.B hier: < https://out-of-canada.olehelmhausen.de/eisstur....en-sarg > . Könnte eventuell ganz wichtig sein um im Albumkontext die Atmosphäre des Werkes zu verstehen und nachzuvollziehen.  

1- Le monde est une forêt noire
2- L ’hiver de force
3- Nordet / les premières neiges
4- Pluie verglaçante et brouillard de glace
5- Énergie noire
6- Ruines électriques*
* Ruines Électriques is the work of Bête Lumineuse

< https://dusktone.bandcamp.com/album/neige-et-noirceur-verglapolis >
< http://www.zimondofin.com/zimondofin.com/neigeetnoirceur/ >

8,5 von 10 Punkten

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